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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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alles aus Keramik gefertigt, aber früher gab es auch Menschenopfer. Da gibt es deutliche Parallelen zu …«
    »Hallo! Warten Sie!«
    Irene und Henrik zuckten bei dem unerwarteten Ruf zusammen. Sylvia kam die Treppe aus dem oberen Stockwerk heruntergelaufen. Etwas außer Atem sagte sie: »Hier sind die Adressen und Telefonnummern der Gäste vom Samstag. Ich habe mein Telefonbuch im Computer eingegeben. Dann muss man alles nur ausdrucken, was man haben will. Äußerst praktisch.«
     
    Auf ihrem Rückweg machte Irene einen Umweg durch die Berzeliigatan. Es war höchste Zeit für die Mittagspause. Der Würstchenstand auf Heden lockte mit dem besten Kartoffelbrei der Stadt. Aber erst wollte sie sich die Reste des abgebrannten Hauses ansehen. Sie entdeckte Tommy Persson, der mit einem der Brandtechniker sprach. Direkt vor der Absperrung gab es einen Parkplatz, auf dem stellte sie ihren Wagen ab. Zwar handelte es sich um einen Behindertenparkplatz, aber es würde eine ganze Weile dauern, bis jemand, der in dem Haus gewohnt hatte, ihn wieder benutzen konnte.
    Über dem schwarzen, vom Feuer gezeichneten Hausskelett, aus dem noch beißender Rauchgeruch heraustrat, lag ein Gefühl der Unwirklichkeit. Es passte nicht in die begüterten Innenstadtviertel von Göteborg. Eher nach Tschetschenien oder Sarajewo. Irene ging zu Tommy. Er begrüßte sie und stellte den Brandtechniker als Pelle vor. Dieser nickte und hob die Hand in dem dicken Handschuh zum Gruß. Dann entschuldigte er sich und stiefelte in seiner schweren Schutzausrüstung davon. Tommy sagte mit ernster Miene: »Sie haben da drinnen einen verkohlten Körper gefunden. Hinter der Eingangstür zu von Knechts Büro. Wahrscheinlich war die Innenseite der Tür aus Stahl, und der hat verhindert, dass der Körper vollkommen zu Asche verbrannt ist. Die Tür ist mit einem Schlag aufgesprengt worden, und der arme Kerl ist wohl hinter die Tür gekrochen, weil er nicht weiter die Treppen hinunterkam. Die Hitze muss schrecklich gewesen sein.«
    Beide erschauerten und das lag nicht nur an der Kälte. Eine bleiche Sonne versuchte sich durch die grauen Wolken durchzudrängen. Es würde ihr wohl gelingen, denn es wurde bereits klarer und kälter. Wahrscheinlich würde das Thermometer nachts unter Null fallen. Dann würde das Wasser in dem verwüsteten Haus frieren und einen Eispanzer bilden. Etwas Traurigeres und Bedrückenderes gibt es wohl kaum, als ein so verwüstetes, eingesargtes Haus zu sehen, zerstört vom Feuer und Wasser. Und wenn man weiß, dass ein Mensch dabei umgekommen ist, wird der Anblick umso grauenvoller. Irene spürte eine leichte Übelkeit aufsteigen, schrieb sie jedoch dem Hunger und dem beißenden Rauchgeruch zu.
    Tommy drehte sich um, nickte zur Ecke des Backsteinhauses auf der anderen Seite der Straße und fragte: »Siehst du den Zigarettenladen auf der anderen Seite?«
    Irene sah den kleinen Laden mit einem verwitterten Schild, das direkt an der Ecke des Hauses in die Luft ragte. Sie nickte und murmelte zustimmend.
    »Rate mal, wen Fredrik und ich da drinnen angetroffen haben, als wir überall in der Gegend unsere Runde gedreht haben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Lillis Johannesson! Und ihm gehört das Geschäft!«
    »Du machst wohl Witze! Ich dachte, der sitzt für alle Zeiten hinter Schloss und Riegel. Und dazu hätten sie auch noch den Schlüssel weggeworfen.«
    »Ach, das wäre doch zu schön, um wahr zu sein. Wir haben es überprüft. Er wurde im Sommer freigelassen. Da hatte er sechs von seinen neun Jahren abgesessen.«
    Wenn man in Göteborg wohnt, weiß man, dass alle mit dem Spitznamen Lillis oder Lilien mindestens die Körpergröße eines Spitzenspielers beim Basketball haben. Und wenn man in Göteborg wohnt, weiß man auch, wer Lasse »Lillis« Johannesson ist. Auf der Liste der zehn gefährlichsten Verbrecher Schwedens stand er vor einigen Jahren zwischen Lars-Inge Svartenbrandt und Clark Olofsson.

KAPITEL 8
    Die Zeit wurde knapp, aber Irene konnte zumindest die wichtigsten Punkte ihres Gesprächs mit Mutter und Sohn von Knecht aufschreiben. Sie versuchte auch noch Charlotte von Knecht anzurufen, erreichte aber niemanden. Das Volkswagen-Center am Mölndalsvägen stand als Nächstes auf ihrer Telefonliste. Nach einigem Suchen und Wühlen fand die Dame in der Rezeption die richtigen Papiere. Ja, es stimmte, Charlotte von Knecht hatte am Dienstag ihren neuen Golf abgeholt, aber um welche Uhrzeit, das wusste sie nicht. Der betreffende Verkäufer hatte

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