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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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wusste doch, dass von Knecht tot war. Sie hatte zwei kranke Kinder zu Hause. Es war fast halb sieben, als der Schuppen in die Luft flog. Nein, sie ist nicht dorthin gefahren, um zu putzen, sondern um zu klauen.«
    »Könnte sein.«
    Wieder blieb es still. Beide sahen den Haken. Es war Hannu, der ihn benannte: »Die Schlüssel.«
    »Laut Irene hat Sylvia von Knecht gesagt, dass alle Schlüssel, die sie kennt, auf ihrem Platz in der Wohnung in der Molinsgatan waren.«
    »Die sie kennt«, wiederholte Rauhala.
    Als er seine eigene Worte noch einmal hörte, wurde auch Andersson klar, wo die Lösung lag. Erregt sagte er: »Es muss einen Schlüsselbund gegeben haben, von dem Sylvia nichts wusste! Aber wie hat Pirjo ihn in die Hände gekriegt?«
    »Sie hat ihn gestohlen. Oder auf andere Weise bekommen.«
    »Gestohlen?«
    »Als sie am Montag bei von Knecht geputzt hat. Er kann ihn rausgelegt haben.«
    »Kann sein. Und bekommen?«
    »Damit sie das Büro sauber macht.«
    Der Kommissar begriff. Sylvia hatte Irene erzählt, dass sie jedes Mal, wenn Richard wollte, dass sein Büro geputzt wurde, Pirjo bat, zu kommen. Er nickte.
    »Da sagst du was. Dann muss er Pirjo die ›heimlichen‹
    Schlüssel gegeben haben. Und das würde erklären, wieso sie einen Schlüssel hatte und warum Sylvia ihn nicht vermisste. Man vermisst nichts, von dem man nichts weiß. Ich glaube, wir haben da was entdeckt!«
    Fast hätte er Hannu auf die Schulter geklopft, aber im letzten Moment besann er sich noch. Es gelang ihm, die ausholende Geste der rechten Hand dadurch zu tarnen, dass er sich über die Glatze strich und mit den Fingern durch den schütteren Haarkranz fuhr.
    »Hm, ja. Wir werden von Tommy und Fredrik erfahren, was heute bei der brandtechnischen Untersuchung herausgekommen ist. Und wir müssen sicher sein, dass es wirklich Pirjo ist, die da hinten in der Pathologie liegt. Kannst du die Tochter mal fragen, zu welchem Zahnarzt Pirjo ging? Wenn sie überhaupt zu einem ging, heißt das.«
    Ihm war eingefallen, was die Stridner über den schlechten Zustand der Zähne des Opfers gesagt hatte. Hannu sah den Kommissar mit ernstem Blick an.
    »Ich sage den Kindern nichts, solange wir nicht ganz sicher sind, dass es Pirjo ist.«
    Andersson nickte. »Ja, es ist bestimmt besser zu warten, bis wir ganz sicher sind.«
    Aber in seinem tiefsten Inneren war er überzeugt davon, dass Pirjo gefunden worden war.
    »Dann war sie also Dienstag nicht da.«
    »Wieso Dienstag?«
    Hannu warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. »Also war es nicht Pirjo, die am Dienstag bei von Knechts sauber gemacht hat, während er zu Mittag speiste. Das muss der Mörder gewesen sein. Pirjo hat im Pressbyrån geputzt.«
    Andersson ertappte sich dabei, dass er den Mann ihm gegenüber anstarrte. Dieser wettergegerbte Mann mit den Eisaugen und den hellblonden Haaren stieg um einiges in seiner Achtung. Mit einem leichten Schamgefühl fiel ihm ein, dass er ihn fast verdächtigt hätte, die undichte Stelle zur Presse zu sein. Schnell schob er diesen Gedanken zur Seite und sagte: »Hast du überprüft, ob sie nicht noch woanders war, sondern wirklich nur im Pressbyrån an diesem Dienstagnachmittag?«
    »Ja.« Für eine Weile versank der Kommissar ins Grübeln. Dadurch, dass Pirjos Körper am Brandherd gefunden worden war, hatte sich die Lage schlagartig geändert. Also hing doch alles zusammen.
    »Du musst versuchen noch mehr über Pirjo herauszukriegen. Vor allem brauchen wir jemanden, der mit den Kindern redet. Kannst du morgen auch kommen? Wir müssen die Spur verfolgen, so lange sie noch heiß ist«, schloss Andersson.
    Die Wortwahl war nicht besonders gelungen. Der Geruch nach verbranntem Fleisch stach ihn immer noch in der Nase. Er wusste, dass das nur Einbildung war, aber ihm war klar, dass es mit Mittagessen eine ganze Weile erst mal nichts werden würde. Hannu schlug seinen Block zu und nickte kaum sichtbar.
    »Ja, doch.«
     
    Gegen drei Uhr wurde er dann doch hungrig und ging hinunter in die Kantine. Er kaufte Kaffee, zwei vertrocknete Käsebrote in Plastik und eine Makrone. Das war nicht besonders phantasievoll, füllte aber den Magen. Mit einem dampfenden Nachschlag in der Tasse vor sich auf dem Tisch lehnte er sich zurück und versuchte für eine Weile an etwas anderes zu denken. Zivile und uniformierte Kollegen defilierten an seinem Tisch vorbei. Einige grüßten, ein paar blieben stehen und wechselten einige Worte mit ihm. Die meisten gingen einfach vorbei. Plötzlich

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