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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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habe die ganze Zeit gewusst, dass Jonny dahinter steckt, habe es aber nie beweisen können«, sagte sie tonlos.
    »Warum hast du mir nichts davon gesagt?«, wunderte Andersson sich.
    Sie warf ihm ein müdes Lächeln zu.
    »Und was hättest du dann getan?«
    »Nun ja, ich …«
    Er verstummte verwirrt. Was hätte er getan? Die Verunsicherung stieg wieder in ihm auf. Es gab doch immer Probleme, wenn Frauen im Spiel waren. Das war zu Beginn seiner Karriere besser gewesen. Zu der Zeit arbeiteten weibliche Polizisten nur im Innendienst und Büro. Und es waren nur wenige an der Zahl. Da gab es draußen im Feld nur Männer, was sehr praktisch war. Man brauchte keine Rücksicht auf weibliche Empfindlichkeiten zu nehmen, wenn es um derbe Witze und Neckereien ging. Nein, Frauen in der Truppe, das war nicht einfach. Und das Schlimmste dabei war, dass es immer mehr wurden. Wenn sie sich für einen Männerberuf entschieden, dann müssen sie doch wohl auch die Bedingungen und den Jargon akzeptieren! Obwohl, Ausschnitte aus Pornozeitschriften, das war ja wohl eine Nummer zu derb …
    Sie stand immer noch mit leblosem Blick da und wartete auf seine Antwort. Andersson bekam das unangenehme Gefühl, mitschuldig zu sein, aber woran? Birgitta lieferte ihm die Antwort: »Sexuelle Nötigung. Das läuft hier ab. Irgendwann reicht es. Frauen müssen sich ja einiges von Kollegen gefallen lassen. Aber verflucht noch mal, ich denke gar nicht daran, mir das auch noch von so einem Dreckskerl wie Torsson gefallen zu lassen!«
    Plötzlich fühlte der Kommissar sich alt und müde. Das ging über seine Kräfte. Jonny war aufgestanden und der Blick, den er Birgitta zuwarf, glühte vor Wut.
    Mit pochenden Kopfschmerzen stand auch Andersson auf und stellte einen weiteren Stuhl an seinen Schreibtisch.
    Sicherheitshalber stellte er die beiden Besucherstühle jeweils an die Schmalseiten. Mit einer müden Geste bedeutete er den beiden Kombattanten, dass sie sich setzen sollten. Widerwillig setzten sie sich einander gegenüber. Keiner schaute den anderen an. Verkniffen stellte Andersson fest: »So kann das in unserer Abteilung nicht weitergehen. Seid ihr meiner Meinung?«
    Keiner der beiden gab ihm eine Antwort. Er fuhr verdrossen fort: »Jonny, du hörst sofort mit allen dummen Scherzen und Zeitungsausschnitten auf. Und du, Birgitta, du greifst hier nie wieder jemanden tätlich an. Auch wenn es sich nur um einen Mann handelt. Wenn Bobo Torsson dich jetzt anzeigt! Noch so ein Ding und ich sorge dafür, dass du in den Innendienst versetzt wirst. Und das gilt auch für dich, Jonny!«
    Das war nicht besonders toll, aber das Beste, was ihm im Augenblick einfiel. Er brauchte mehr Kaffee. Und eine Kopfschmerztablette. Ein Röhrchen mit Treo lag in seiner Schreibtischschublade. Er musste nur erst diesen Streit hier schlichten. Müde wandte er sich Jonny zu.
    »Was wolltest du eigentlich, als du hergekommen bist?«
    Zuerst sah Jonny aus, als denke er gar nicht daran, auf diese Frage zu antworten. Aber seine Disziplin siegte und er erklärte mit zurückgehaltener Wut in der Stimme: »Ich habe mit Sylvia von Knechts Mutter und Schwester gesprochen. Sie bestätigen Sylvias Alibi. Sie waren im Theater und hinterher haben sie etwas gegessen. Mit ihr hat Viktors also nicht den Sonntagabend verbracht. Und jetzt fahre ich zum Parkhaus in der Kapellgatan. Und ich habe keine Pornobilder in Birgittas Eingangskorb gelegt!«
    Mit viel Mühe sammelte er die Reste seiner Würde zusammen und versuchte nicht zu hinken, als er aus der Tür ging.
    Die Luft entwich aus Birgitta und sie stützte schwer ihre Stirn in die Hände. Andersson fürchtete schon, sie könnte anfangen zu weinen. Das hatte er noch nie ertragen können. Etwas zu schnell sagte er: »Also, jetzt hole ich uns erst mal zwei Tassen Kaffee aus dem Automaten. Und dann musst du mir genau berichten, was bei diesem Mistkerl Torsson passiert ist. Nachdem wir den Kaffee getrunken haben.«
    Letzteres fügte er schnell hinzu, als er den Eindruck gewann, ihre Schultern würden zu zittern beginnen.
     
    »Er kam gegen halb drei. Groß, schlank und solariumsgebräunt. Mit blondierten Strähnchen im Haar. Armanijacke und abgewetzte Blue Jeans. Laut seinem Ausweis ist er siebenunddreißig, aber er arbeitet schwer daran, zehn Jahre jünger auszusehen. Als er in mein Büro geführt wurde, tönte er sofort los: ›Ich gestehe alles, wenn Sie mich nicht nur verhören, sondern auch gleich verführen!‹ Und fing an, wie ein Wahnsinniger

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