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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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zu lachen. Er stank nach Alkohol, aber ich denke, da steckt noch was anderes dahinter. Ich tippe auf Amphetamine. Vielleicht Kokain. Er hat sich ein paar Mal mit dem Finger unter der Nase gerieben, als er bei mir saß und herumquatschte. Er hat bestimmt gesnifft, bevor er zu mir gekommen ist. Er war reichlich ausgelassen und gleichzeitig ziemlich unruhig. Konnte nicht ruhig auf dem Stuhl sitzen, musste die ganze Zeit in Bewegung bleiben. Gegen Ende des Gesprächs, ungefähr nach einer halben Stunde, fing er fürchterlich an zu schwitzen. Da habe ich ihn gefragt, ob es ihm nicht gut ginge.
    Und da … da ist er auf mich losgegangen. ›Du wirst schon sehen, wie schlecht es mir geht!‹, hat er geschrien, und als ich aufgestanden bin, hat er mich gepackt, an sich gezogen, und gegen die Wand gedrückt. Hat mir zwischen die Beine gegriffen … und mir in die rechte Brust gebissen.«
    Birgitta unterbrach sich und kämpfte darum, nicht wieder in Tränen auszubrechen. Andersson sah sehr besorgt aus, als er sich über den Schreibtisch beugte. Mit teilnahmsvoller Stimme fragte er: »War das ein kräftiger Biss? Ist davon noch was zu sehen?«
    Sie nickte schluchzend.
    »Gut! Nun ja, ich meine, natürlich nicht gut, dass er dich gebissen hat. Aber wenn es davon Spuren gibt, dann wollen wir zusehen, dass sie fotografiert werden. Und ein Arzt soll dich untersuchen und eine Bescheinigung ausstellen. Erzähl weiter.«
    »Zuerst schien er gar keinen Schmerz zu spüren, als ich ihm einen Kniestoß versetzt habe. Ich musste meine Daumen in seine Augen drücken, damit er endlich loslässt. Und dann fing er wieder an wie ein Wahnsinniger zu lachen. Und dann klappte er zusammen, mit der Hand im Schritt. Eine ganze Weile sagte er gar nichts. Ich war auf einen neuen Angriff gefasst, aber ihm war die Luft ausgegangen. Schließlich stand er auf und flüsterte: ›Ich werde dich kriegen. Ich weiß, wie du heißt. Und nicht einmal deine eigene Mutter wird dich danach wiedererkennen!‹ Und dann ist er abgehauen. Mein Gott! Ich habe nur auf dem Stuhl gesessen und wie Espenlaub gezittert. Und dann bin ich wütend geworden. Ich glaube, eigentlich hatte ich eine Scheißangst, aber die ist in Wut umgeschlagen. Und da habe ich gemerkt, dass ich unbedingt mit jemandem reden muss. Ja, da habe ich dich dann in der Kantine gefunden, und den Rest weißt du.«
    Andersson nickte und dachte eine Weile nach. Entschlossen rief er seine Sekretärin an und bat sie, sofort einen Termin beim Arzt für Birgitta zu machen.
    Als das erledigt war, wandte er sich erneut seiner Inspektorin zu. Sie schien wieder etwas Mut gefasst zu haben. Sie lächelte ihn vorsichtig an. Aufmunternd sagte er: »Wir schaffen es bestimmt vorher, einmal durchzugehen, was Torsson dir erzählt hat. Zuerst einmal: Wo wohnt er?«
    »Das wirst du mir nicht glauben. Er hat mir erzählt, er würde bei seinem Cousin wohnen. Gegenüber dem abgebrannten Haus in der Berzeliigatan. Der Cousin ist im Augenblick Besitzer eines kleineren Zigarettenladens.«
    »Lasse ›Lillis‹ Johannesson! Soll das ein Witz sein?«
    »Nein. Bobo Torsson und Lasse ›Lillis‹ sind tatsächlich Cousins. Ihre Mütter sind Schwestern. Leider habe ich das erst zum Schluss erfahren. Ich konnte nicht näher darauf eingehen, denn das hat er mir erst gesagt, kurz bevor er … durchgedreht ist.«
    Jetzt konnte Andersson keine Rücksicht mehr darauf nehmen, dass Birgitta im Zimmer war. Er entschuldigte sich, zog die Schublade seines Schreibtisches heraus und holte das Treo-Röhrchen hervor. Er ging hinaus zur Toilette. Dort nahm er einen Plastikbecher aus dem Automaten und löste zwei Tabletten auf. Während er darauf wartete, bis sie sich aufgelöst hatten, betrachtete er sein Gesicht im Spiegel.
    Alt. Zum ersten Mal in seinem Leben war er der Meinung, dass er alt aussah. Uralt. Bereit zum Sterben. Nein, das nun doch wieder nicht. Aber kurz davor. Rotbäckig, mit schütterem Haar und mit Augen, die in Falten und Runzeln fast verschwanden. Man konnte ihn eigentlich mit drei Worten bezeichnen: dick, glatzköpfig und hässlich. Es nützte auch nichts, es auf den Lauf der Zeit zu schieben. Er war zum großen Teil selbst daran schuld. Körperliches Training hatte ihn nie interessiert. Ein bisschen Gartenarbeit und hier und da mal Angeln, das hatte ihm an Bewegung genügt. Er kippte den Inhalt des Plastikbechers in sich hinein und warf einen letzten selbstkritischen Blick in den Spiegel. Leider, Treo war kein Jugendelixier. Er sah

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