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Der Novembermörder

Der Novembermörder

Titel: Der Novembermörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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noch genauso alt und müde aus wie vorher. War es das Gespräch mit Birgitta, das seinen Altersjammer ausgelöst hatte? Dieses muntere Mädchen, das so attraktiv war, dass die Männer sich nicht beherrschen konnten, sondern ihr in die Brust bissen und ihr pornografische Fotos schickten. Er verlangsamte seine Schritte und überlegte, wie es ihr wohl im Augenblick ging. Traurig, gekränkt und wütend. Verängstigt. Wofür es einen guten Grund gab, wenn Lillis mit im Spiel war. Das Pochen in seiner Schläfe war noch nicht weniger geworden, das war auch nicht zu erwarten so kurz nach der Tabletteneinnahme. Und sobald er wieder an Torsson und Lillis, an von Knecht und Pirjo dachte, begannen die Kopfschmerzen umso schlimmer in seinen Gehirnwindungen zu hämmern.
    Sie saß noch genauso da, wie er sie verlassen hatte. Alle Kraft schien aus ihr gewichen zu sein und sie sah müde aus. Tonlos fuhr sie dort fort, wo sie vorher aufgehört hatte: »Torsson ist schon am Freitagabend nach Stockholm gefahren. Er hat den Zug genommen, er sagt, er habe ein bisschen Flugangst. Das Wochenende verbrachte er mit ›zwei alten Kumpeln‹, beides Fotografen. Ich habe ihre Namen und Adressen. Die drei sollen einen großen Auftrag zusammen machen. Einen Katalog mit der kommenden Herbst- und Wintermode. Das soll wohl schon im Januar anfangen. Deshalb haben sie sich getroffen, um ihre Arbeit zu planen. So weit ich es seinem Gebrabbel entnehmen konnte, haben sie das ganze Wochenende gesoffen. Er hat eine ganze Latte von Kneipennamen heruntergeleiert, in denen sie ihre Abende und Nächte verbracht haben. Café Opera, Gino und was weiß ich, wie sie alle heißen. Und dazu dann noch dieses dreckige Lachen.«
    »Du bist dir ganz sicher? Er stand deutlich unter Drogen?«
    »Da gibt es keinen Zweifel. Er war bis über beide Ohren vollgedröhnt. Komisch war nur, dass er nicht bei einem seiner Kumpel gewohnt hat, sondern die ganze Zeit ein Zimmer im Hotel Lydmar hatte. Nach seinen Worten ist das ein Jazzclub und Stockholms coolstes Hotel. Ich nehme an, da hat er gelogen, denn ein Jazzclub kann doch nicht gleichzeitig ein Hotel sein, oder?«
    »Na, in Stockholm ist alles möglich.«
    »Kann sein. Ich werde das überprüfen. Offenbar war er aber kaum auf seinem Hotelzimmer, denn er und die anderen Typen haben das ganze Wochenende durchgemacht. Ohne zu schlafen. Deshalb tippe ich auf Amphetamine.«
    »Das klingt ziemlich wahrscheinlich.«
    »An den Werktagen versuchten sie dann wohl doch zu arbeiten, und laut Torsson hatten sie einige phantastische ›Visionen hinsichtlich der Gestaltung des Jobs. Eine Biennale‹! Ist das nicht so eine Art große Kunstausstellung, die alle zwei Jahre stattfindet? Jedenfalls forderte die Feierei zum Schluss ihren Tribut. Am Mittwochabend haben sie mal wieder irgendwo gegessen, aber danach wollte Torsson nur noch ins Hotel und schlafen. Er nahm sich ein großes Bier mit aufs Zimmer und setzte sich vor den Fernseher, um das Tempo runterzufahren. Und in den Spätnachrichten sieht er dann, wie sein Zuhause und sein Fotoatelier abbrennen! Zuerst hat er mit seinem Handy Lillis angerufen. Offensichtlich war der es auch, der Torsson sagte, er solle uns anrufen, denn er wüsste auch nicht, was passiert sei. Und da habe ich natürlich nachgefragt, in welchem Verhältnis er zu Lillis steht, und da erfuhr ich, dass er jetzt bei ihm wohnt. Und dass sie Cousins sind. Und danach setzte es bei ihm aus … da hat er mich dann angefallen.«
    Die Gegensprechanlage schrillte. Die Sekretärin teilte mit, dass Birgitta sich so bald wie möglich beim Arzt einfinden sollte.
    »Okay. Dann lauf los. Und fahr danach nach Hause und erhol dich. Wir werden versuchen Bobo Torsson zu fassen zu kriegen und ihn dann wegen Gewalt gegen eine Polizeibeamtin belangen«, erklärte Andersson beruhigend.
    Er stand auf und ging zu ihr. Es fehlte nicht viel und er hätte ihr tröstend auf die Schultern geklopft, aber ihr steifer Nacken und ihr starrer Rücken ließen ihn davor zurückschrecken. Unsicher fuhr er fort: »Diese Sache mit Jonny, die werden wir erst mal vergessen. Ich werde mit ihm reden. Er meint es mit seinen Sprüchen bestimmt nicht böse. Und er begreift sicher, dass du aufgebracht und wütend warst nach dem, was mit Torsson passiert ist …«
    Er brach mitten im Satz ab, als sie ihm ihr Gesicht zuwandte. Es war vollkommen leer und ausdruckslos. Die Augen waren wieder nur Pfützen geschmolzenen Bleis. Ihre Stimme klang heiser und zittrig, als sie

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