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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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»Sie kommt von meinem  – unserem Auftraggeber.«
    »Fürst Tokugawa?«
    »Ja. Er bittet um … Erledigung einer delikaten Aufgabe. Tarō, ich möchte dich bitten, mich zu begleiten. Diese Mission verlangt nach jemandem mit … sagen wir, einmaligen Begabungen. Ein sehr fähiger Ninja bewacht das Zielobjekt bei Nacht, was bedeutet, dass derjenige, der den … Auftrag … ausführt, in der Lage sein muss, sich bei Tag draußen zu bewegen. Außerdem beinhaltet deine Mitwirkung durchaus eine gewisse … Poesie.«
    »Oda?«, fragte Tarō.
    Shūsaku nickte.
    Tarō sah seinen Meister an. » Wann gehen wir?«
    Shūsaku lächelte. »Ich habe Kawabata und die anderen Ninja bereits darüber informiert, dass wir noch heute Nacht aufbrechen.«

Kapitel 55
    Der Kleine Kawabata wollte eben die Höhle betreten, in der seine Eltern schliefen, als er sie reden hörte. Er blieb am Eingang stehen und lehnte sich an die grobe Felswand. Sein Vater hatte die Stimme erhoben. Dennoch war der Kleine Kawabata nicht sicher, ob er sie bis hierher hätte hören können, wenn der Bauernbursche ihn nicht verwandelt hätte.
    »… sagst mir nicht, was ich zu tun habe, Frau.«
    Die Stimme seiner Mutter klang besänftigend, schmeichlerisch, und der Kleine Kawabata fühlte sich von ihrer Schwäche angewidert. Zweifellos hatte sein Vater sich zu irgendeiner harten Vorgehensweise entschlossen  – einem Plan, der einen weniger mutigen Mann abgeschreckt hätte  –, und seine Mutter versuchte, sie ihm auszureden, damit ihm nichts geschah.
    Aber sein Vater war mutig. Er würde sich von solchen Schmeicheleien nicht beeindrucken lassen, und er würde vor einer schwierigen Pflicht nicht zurückscheuen.
    »Du würdest Shūsaku tatsächlich verraten?«, fragte seine Mutter. »Und unseren eigenen Auftraggeber, den Daimyō Tokugawa?«
    »Eintausend Mal«, knurrte sein Vater.
    Der Kleine Kawabata runzelte die Stirn. Das klang nicht wie der Plan eines tapferen, aufrechten Mannes.
    »Kawabata-san«, sagte seine Mutter sanft. »Meinst du nicht, dass es an der Zeit wäre, Mara ruhen zu lassen? Warum bist du immer noch so zornig über Vergangenes?«
    »Er hat sie mir gestohlen. Sie gehörte mir.«
    »Aber … ich dachte, ich bin diejenige, die du liebst …«
    »Dann bist du eine Närrin.«
    Die Gedanken des Kleinen Kawabata schossen umher und stießen gegeneinander wie Fische in einem Fass. Sein Vater war in Mara verliebt gewesen? Das hatte er noch nie zuvor gehört.
    »Aber sie hat dich nicht geliebt!«, erwiderte seine Mutter, deren Stimme schockiert zitterte. »Wie kannst du da sagen, er hätte sie dir gestohlen?«
    »Sie gehörte mir.«
    »Unsinn. Sie gehörte niemandem  – bis sie Shūsaku begegnete. Sie hat sich dir nie versprochen.«
    » Halt den Mund«, sagte sein Vater. »Sonst sorge ich dafür, dass du still bist.« Eine mörderische Drohung lag in seiner Stimme, und die Mutter des Kleinen Kawabata begann zu weinen. Er spürte trotz allem den Drang, zu ihr zu gehen, sie zu beschützen.
    Nein. Sie ist unverschämt zu meinem Vater , sagte er sich. Aber er war nicht sicher, ob er das wirklich glaubte.
    »Sie brauchte sich mir nicht erst zu versprechen«, sagte sein Vater hinter der Felswand. »Sie war eine junge Ninja. Ich war dazu bestimmt, die Führung des Klans zu übernehmen. Es war eine reine Formalität, dass ich noch gewählt werden musste!«
    Seine Mutter schluchzte. Sie sagte nichts mehr.
    »Ich verlange Gehorsam und Respekt«, erklärte sein Vater, und es klang, als spräche er ebenso mit sich selbst wie mit seiner Frau. »Ich verlange, dass man mir die Ehrerbietung erweist, die meinem Status gebührt.«
    »Ja, Kawabata-san«, sagte seine Mutter mit brüchiger Stimme.
    »Es ist ohnehin zu spät«, fuhr sein Vater mit bedrohlich glatter Stimme fort. »Ich habe bereits einen Boten zu Daimyō Oda geschickt. Er ist der schnellste der Männer, die mir treu ergeben sind. Er wird die Burg von Nagoya lange vor Shūsaku erreichen.«
    »Aber … sie werden Shūsaku töten. Bist du verrückt geworden?«
    »Shūsaku verdient den Tod.«
    »Du glaubst doch nicht immer noch, er hätte Mara ermordet?«
    Kawabata lachte verächtlich. »Nein, du tollpatschige Kuh. Ich weiß, wer Mara getötet hat. Glaubst du, ich hätte dem Fürsten Oda heute zum ersten Mal eine geheime Botschaft geschickt?«
    Ein scharfes Keuchen. »Bist du denn von Sinnen? Du hast die Frau getötet, von der du behauptest, du hättest sie geliebt! Und jetzt verrätst du den

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