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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Fürsten Toku-«
    Ein helles Klatschen war zu hören, das der Kleine Kawabata als Ohrfeige erkannte. Abrupt hörte seine Mutter auf zu weinen. »Nur ich bin hier verraten worden!« , brüllte sein Vater.
    Der Kleine Kawabata ließ sich an die Wand sinken. Shūsaku hatte das Mädchen namens Mara nicht getötet. Alles, was der Kleine Kawabata bisher geglaubt hatte, war eine Lüge. Sein eigener Vater war schuld an Maras Tod, und ihr einziges Verbrechen hatte darin bestanden, dass sie Shūsaku ihm vorgezogen hatte.
    Sein Vater war ein Mörder .
    Auf der anderen Seite der Felswand begann seine Mutter wieder zu schluchzen.
    »Sei still«, befahl der Vater des Kleinen Kawabata seiner Mutter. »Sonst bringe ich dich auch um.«

Kapitel 56
    Heikō, Yukiko und Hirō bestanden natürlich darauf, ebenfalls mitzugehen. Shūsaku versuchte es ihnen auszureden, doch er wusste, dass sich zwischen den jungen Leuten eine Freundschaft entwickelt hatte und dass ihnen die Reise viele Gelegenheiten zum Trainieren geben würde.
    Sie verloren keine Zeit, sondern packten sofort zusammen, was sie für den dreitägigen Marsch zur Burg des Daimyō Oda brauchen würden. Sie zogen einfache, schmucklose Bauernkleidung an und verstauten die schwarzen Ninja-Gewänder und Maskentücher in Schultertaschen. Shūsaku wählte für jeden von ihnen ein scharfes Wakizashi aus, das kurz genug war, um es in den Falten ihrer Kleidung zu verstecken, und rüstete sich außerdem mit Blasrohren, Pfeilen und kleinen Bomben aus.
    Ich bin jetzt ein Ninja , dachte Tarō. Einst hätte ihn dieser Gedanke wahrscheinlich mit Grauen erfüllt  – oder einem Schauer heimlicher Erregung. Nun sah er zu, wie Shūsaku Waffen auswählte, die sie unter ihrer Kleidung verstecken sollten, und empfand nichts als eine vage Hoffnung, dass die Vorbereitungen ausreichen würden, um den Tod des verräterischen Fürsten Oda zu garantieren.
    Schließlich war alles bereit. Als sie gerade den Tunnel zu der Berghütte betreten wollten, kam Kawabata mit zorniger Miene auf sie zugewatschelt.
    »Was ist denn?«, fragte Shūsaku ungeduldig.
    »Mein Sohn ist verschwunden.« Kawabata musterte die Gruppe. »Habt Ihr ihn?«
    »Ihn haben ? Nein. Glaubt Ihr, ich würde ihn Euch wegnehmen?«
    Kawabata schnaubte höhnisch. »Ihr habt mir schon einiges weggenommen.« Er klang trotzig, wie ein Kind, das eine Leckerei nicht bekommt.
    »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht«, sagte Shūsaku. »Aber ich kann Euch versichern, dass ich Euren Sohn nicht entführt habe.«
    Kawabata wirkte nicht weniger wütend, doch er ließ müde die Schultern sinken. »Nein. Das sehe ich.« Dann nahm er sich Tarō vor. »Das ist deine Schuld«, fauchte er.
    »Tarō hat ihn ebenso wenig entführt«, sagte Shūsaku mit einer Stimme, die halb wie ein Seufzen klang.
    »Nein. Aber er hat ihn geschlagen, und dann hat er ihn verwandelt. Er hat den Jungen verdorben, ihn zum Schwächling gemacht. Was glaubt Ihr, wie er sich jetzt fühlen muss  – erst verliert er den Kampf, und dann wird ihm auch noch der Tod verwehrt, der auf seine Niederlage hätte folgen müssen?«
    Tarō starrte den Mann an. » Wollt Ihr damit sagen, dass … es Euch lieber wäre, er wäre gestorben?«
    »Natürlich. Besser tot als ehrlos. Er ist ein Versager, und du hast ihn gezwungen, mit dieser Schande weiterzuleben.«
    Tarō blinzelte. Darauf wusste er nichts mehr zu sagen. Früher hatte er sehr gern Geschichten über Heldentaten und Ehre gehört. Jetzt hatte er den Eindruck, dass Ehre oft nur ein Vorwand für Grausamkeit war, ein Mittel der Starken, mit dem sie die Schwachen drangsalieren konnten. Er wandte sich von Kawabata ab. »Gehen wir.«
    Shūsaku nickte und betrat den Tunnel.
    »Falls Ihr ihm begegnen solltet …«, sagte Kawabata.
    Tarō zögerte. War es möglich, dass Kawabata sich doch um den Jungen sorgte?
    »… richtet ihm aus, dass ich ihn hier nicht wieder sehen will«, beendete der dicke Mann den Satz.
    Tarō kehrte ihm angewidert den Rücken zu.

Kapitel 57
    Die Sterne funkelten über den kalten, dunklen Bergen, als sie über den Pass zurück zu der weiten Ebene wanderten, hin zur Burg des Daimyō Oda in der Stadt Nagoya.
    »Unsere Zielperson befindet sich im vierten Turm«, erklärte Shūsaku, während sie einen kleinen Bach überquerten. »Das ist der am schwersten zugängliche Teil der Burg. Es gibt dort eine Treppe nach europäischer Art in Form einer Spirale, die leicht von oben zu verteidigen ist.«
    »Wachen?«, fragte

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