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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Tarō sofort.
    Shūsaku.
    Sein Lehrmeister griff über die Schulter und zog sein Katana, das Schwert mit dem Tokugawa-Mon. Namae trat einen Schritt von dem Jungen zurück, den er offensichtlich für weniger gefährlich hielt als den Mann. Er ließ das Schwert von einer Hand in die andere gleiten.
    »Ich kenne nur einen Ninja, der mit einem Samurai-Schwert kämpft«, sagte er mit überraschend hoher, kultivierter Stimme. » Fürst Endō.«
    »Namae«, entgegnete Shūsaku und begann sie zu umkreisen.
    Namae machte eine plötzliche, fließende Bewegung, und Tarō erkannte gerade noch einen Wurfstern, der auf Shūsaku zuflog. Doch der Ninja-Meister ließ das Schwert hochschnellen, und die Shuriken wurden mit einem glockenhellen Kling abgelenkt und bohrten sich in die Wand des Stalls. Shūsaku wirbelte herum, senkte die freie Hand zur Taille, und als er die Drehung beendete und Namae wieder gegenüberstand, schoss sein Arm plötzlich vor und schleuderte eine kleine runde Kugel auf den anderen Ninja.
    Namae duckte sich, und die kleine Bombe explodierte in der Luft, ohne Schaden anzurichten. Die beiden umkreisten einander in immer engerem Bogen.
    Tarō spürte, wie die Kraft in seine Muskeln zurückkehrte. Namaes Gift wirkte offenbar sehr kurz und diente nur dazu, jemanden für ein paar Augenblicke außer Gefecht zu setzen  – denn ein paar Augenblicke sind mehr als genug, um eine Kehle aufzuschlitzen. Er zerrte wieder an seinem Beutel und holte das Blasrohr hervor. Dann stand er schwankend auf.
    Er legte einen Pfeil ein, hob das Rohr an die Lippen und zielte auf Namae.
    Er blies kräftig.
    Der Ninja drehte sich nicht einmal nach dem Pfeil um  – er ließ nur das Schwert mit der Rückhand durch die Luft schnellen und zerschmetterte ihn. Dann führte er die Bewegung mit Schwung nach vorne fort und attackierte Shūsaku mit fliegender Klinge. Die Schwerter der beiden Ninja trafen sich mit einem krachenden Klirren. Sie tanzten über den Stallhof, und ihre wirbelnden Schwerter verschwammen. Tarō beobachtete erstaunt, wie schnell die beiden sich bewegten. Wieder hob er das Blasrohr an die Lippen, aber es war unmöglich, richtig zu zielen. Er hätte leicht Shūsaku treffen können.
    »Tarō! In den Turm!«, rief Shūsaku. »Ich halte ihn auf.«
    Er parierte einen Hieb des anderen Ninja, hielt die Klinge gegen die des Gegners gedrückt und warf sich nach vorn, um Namae mit der Schulter zu rammen. Doch der berüchtigte Ninja ließ sein Schwert nach unten schnellen und schlug Shūsaku damit das Katana aus den Händen. Dann führte er das Schwert wieder aufwärts und schlitzte Shūsakus Oberkörper von unten nach oben auf. Auf der schwarzen Seide breitete sich augenblicklich ein langer, nasser Fleck aus.
    Shūsaku taumelte rückwärts. Tarō schrie auf: »Nein!«
    Namae wandte sich von seinem verwundeten Lehrmeister ab und rannte mit kreiselndem Schwert auf Tarō zu.
    Doch Tarō lag das Schwert im Blut  – das hatte Shūsaku selbst gesagt.
    Seine Klinge hüpfte empor und nach vorn, als könne sie sich auf einmal selbständig bewegen und nähme Tarō nur als Anhängsel mit.
    Namae täuschte an, doch Tarō erkannte die Finte sofort, ignorierte sie und hob das Schwert, um den eigentlichen Schlag abzuwehren. Die Klingen klirrten gegeneinander.
    Der Ninja ließ eine rasche Abfolge von Hieben auf Tarō herabprasseln, doch der war für jeden einzelnen bereit, und sein Schwert stieß und zischte durch die Luft, gierig nach Blut. Namae keuchte. Er verdoppelte seine Bemühungen, drang auf Tarō ein und suchte nach einer Blöße in dessen Verteidigung. Aber Tarō war jünger und schneller. Er tat so, als strauchelte er mit dem hinteren Fuß, stieß dann unter Namaes Attacke hindurch und traf den Mann am Schienbein.
    »Gah!«, sagte Namae. Doch die Blutung ließ bereits nach, denn die vampirischen Heilkräfte des Ninja wirkten schnell.
    Aber Tarō war jetzt wild wie ein Hai, und die Klinge war sein Gebiss. Er witterte Blut, und er wollte mehr. Er stürzte mit wirbelnder Klinge nach vorn.
    Doch Namae war irgendwie nicht da, wo er sein sollte, sondern neben ihm, und zog die Klinge über Tarōs Brust.
    Tarō blickte entsetzt an sich hinab, als erst seine Kleidung, dann seine Haut sich abschälte wie eine Schriftrolle, unter der seine angekratzten Rippen zum Vorschein kamen.
    Er ging zu Boden, und Namae hob einmal mehr das Schwert, um ihm ein Ende zu machen. Dann war ein Ächzen zu hören, und der Ninja drehte sich wieder zu Shūsaku um.

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