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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Tarō sah einen Wurfstern aus Namaes Rücken ragen. »Lasst den Jungen«, sagte Shūsaku. »Euer Gegner bin ich.«
    »Mein Gegner ist jeder, der in diesen Turm eindringen will«, erwiderte Namae und blickte zwischen Meister und Schüler hin und her. Es war offensichtlich, dass er nicht wusste, wen er zuerst ausschalten sollte. Wenn er sich auf Shūsaku konzentrierte, könnte der Junge in den Turm vordringen, und Namaes Auftrag lautete, jeden zu töten, der das versuchte. Wenn er aber den Jungen tötete, wäre er Shūsakus nächstem Angriff ausgeliefert.
    Ein Schiff voller Piraten war eine Sache. Fürst Endō Shūsaku war eine ganz andere.
    Tarō spürte, wie seine Muskeln sich zusammenfügten und seine Haut zu verheilen begann. Taumelnd kam er auf die Füße und da sah er, was Shūsaku tat. Er schrie.
    »NEIN!«
    Doch der Ninja-Meister ignorierte ihn. »Geh«, sagte er und nahm seine Maske ab. Sogleich wurde sein Gesicht für Tarō unsichtbar. Ein leichter Brandgeruch erfüllte die Luft.
    Tarō liefen heiße Tränen über die Wangen. Nein, Meister , dachte er. Tu das nicht, tu das nicht für mich.
    In seinem Herzen hallte Shūsakus Name wider, schwer wie eine Totenglocke, und verband sich mit dem Namen, der dort schon läutete, dem Namen seines Vaters. Tarō konnte es nicht ertragen, dass noch jemand starb, um ihn zu schützen. Er taumelte auf Shūsaku zu, um ihn aufzuhalten, doch er war zu weit weg, und seine Rippen schmerzten furchtbar.
    Namae beobachtete, wie Shūsaku sich auszog. »Was  –«, keuchte er.
    »Das Herz-Sutra«, sagte Shūsaku.
    »Oh … Ihr Narr«, erwiderte Namae. »Kennt Ihr die Geschichte von Hōichi nicht?«
    Tarō hörte in Gedanken die Warnung eines toten Mädchens.
    Yukiko sprang auf Namae zu und zog ihr Schwert. »Shūsaku, nicht!«, schrie sie. Doch Namae war bereit, und sein Schwert fing ihres ab.
    »Halt«, sagte er. »Einem Mädchen werde ich nichts tun.«
    Yukiko ließ sich nicht darauf ein und stieß mit dem Wakizashi zu. »Dann wird ein Mädchen Euch etwas tun.«
    Namae seufzte. »Na schön.«
    Der Ninja schlug Yukikos Schwert beiseite, hielt eine Hand vor die Mitte ihrer Brust und machte einen kraftvollen Ausfallschritt mit dem rechten Bein. Seine Handfläche knallte mit einem lauten Klatschen gegen ihre Brust.
    Und sie wurde rücklings an die Mauer geschleudert, ihr Kopf prallte gegen die Steine und sank dann auf ihre Brust.
    Sie blieb reglos liegen.
    Tarō wandte sich ihr zu, und in diesem Moment trat Shūsaku aus seinem Hakama und war vollkommen nackt. Tarō sah es aus dem Augenwinkel und schrie.
    Einen Moment lang waren Shūsakus Augen noch zu sehen, und dann erloschen sie wie Laternen, als er die Lider schloss wie Vorhänge aus Tinte und aus Tarōs Blick verschwand. Sein Schwert fiel klirrend zu Boden. Namae sah sich um und hielt das Schwert vor sich wie einen Talisman gegen die Dunkelheit. »Zeigt Euch, Endō!«, brüllte er. »Habt Ihr denn gar keine Ehre?«
    »Nein«, sagte Shūsaku. »Ehre ist etwas für Samurai.«
    Tarō bewegte sich in Richtung der Stimme, doch eine Kraft, die er nicht sehen konnte, drückte gegen seine Brust und schob ihn zurück. »Geh, Tarō«, flüsterte der Ninja. »Bitte. Für mich ist es ohnehin zu spät.« Seine Stimme klang schwach.
    Und Tarō roch versengte Haut.
    »Ich kann dich nicht einfach  –«
    »Doch. Oda muss bezahlen. Sonst ist Heikō umsonst gestorben. Namae ist zu stark für dich.«
    Namae sah Tarō mit dem Nichts sprechen. Er drehte sich halb um und ließ Shuriken fliegen, denen Tarō zur Seite auswich. »Zeigt Euch, Dämon!«, fauchte er.
    »Nein«, erwiderte Shūsaku und war schon von Tarōs Seite verschwunden, als der nächste Wurfstern flog. Namae wandte sich hierhin und dorthin und hieb mit seinem Schwert auf die Luft ein.
    Hinter Tarō erklang eine Stimme  – Shūsaku.
    »Du hast einmal gesagt, es sei ehrlos, unsichtbar zu kämpfen. Unfair. Glaubst du das immer noch?«
    Namae drehte sich um und lief auf Tarō zu, und der wich zurück.
    Shūsaku hatte seine Entscheidung getroffen. Tarō konnte nichts dagegen tun, ohne Heikōs Opfer bedeutungslos zu machen. Er drehte sich um und schaute von der Tür des Turms zu Yukiko, die bewusstlos auf dem Boden lag. Er wich weiter vor Namae zurück, bis er eine nebelhafte Bewegung links von sich wahrnahm, als bewegte sich die Luft selbst. Der Ninja schrie auf und taumelte von einem unsichtbaren Schlag.
    Tarō stiegen Tränen in die Augen. Hatte er tatsächlich einmal geglaubt,

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