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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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registrierte Tarō binnen eines Augenblicks. Doch diese Ablenkung genügte dem Samurai, um ihm den Schwertknauf in den Bauch zu rammen, das Schwert umzudrehen und nach Tarōs Brust zu stoßen.
    »Vater!«, rief Hana.
    Jetzt war es der Samurai, der für einen Moment den Blick abwandte.
    Fürst Oda , dachte Tarō.
    »Nobunaga!« , brüllte er und beleidigte den Daimyō absichtlich, indem er ihn mit dem Vornamen ansprach. Er tauchte unter dem Hieb des älteren Mannes hindurch und schlitzte ihm den Unterarm auf. Oda ächzte vor Schmerz und Überraschung und ging rückwärts ein paar Stufen hinab.
    »Dreckiger Bauer«, sagte er und hob erneut das Schwert. »Bevor du stirbst, wirst du mich noch mit Fürst Oda ansprechen.«
    Tarō grinste. »Dann werdet Ihr Fürst Tokugawa zu mir sagen.«
    Er nutzte den Vorteil der größeren Höhe, und sein Schwert bewegte sich schneller als je zuvor, während er den Mörder seines Vaters immer weiter abwärts zwang. Er grinste selbstvergessen und sah Oda ununterbrochen in die Augen. Der Fürst hatte kleine, harte Augen, die zwischen tiefen Falten saßen wie Kiesel auf zerknitterter Seide. Seine Haut war fahl und wies ein paar rötliche Flecken auf. Er trug einen Schnurrbart, der auf beiden Seiten in schmierigen Spitzen bis zu seinem Kinn reichte.
    »Du hast Namae getötet«, sagte Daimyō Oda. »Du musst Glück gehabt haben, denn ich finde dich recht schwach.« Funken stoben auf, als sein Schwert Tarōs genau in der Mitte traf und einen Hieb ablenkte, der ihm den linken Arm hätte abschlagen sollen.
    Tarō sah dem Mann weiter fest in die Augen, wie er es gelernt hatte. Beobachte nie das Schwert. Es wird dir eine bestimmte Bewegung vorlügen. Doch die Augen lügen nie.
    Und tatsächlich, er sah Odas Blick nach links huschen, und gleich darauf folgte sein Schwert  – doch da hatte Tarō schon seine eigene Klinge gehoben, um den Streich abzuwehren. Dabei fuhr sein Schwert über Odas Fingerknöchel und riss sie auf.
    Oda spie aus, hieb nach Tarōs Beinen und brachte ihm einen langen, aber nicht tiefen Schnitt am Oberschenkel bei. »Verfluchtes Balg. Du solltest längst tot sein. Aber wenn man etwas erledigt haben will …« Der Daimyō griff an.
    Tarōs Schwerthand tanzte. Er war sich ihrer kaum bewusst. Es war, als bewege dieser Teil seines Körpers sich von ganz allein, eine weiße Spinne, die gern hieb und stieß.
    Irgendwo hinter ihm schrie Hana.
    In seiner Freude vergaß er sie.
    Doch allmählich begann sein Grinsen zu verblassen. Seine Hiebe waren immer noch blitzschnell, doch Oda schien immer zu wissen, wo seine Klinge als Nächstes sein würde. Der Fürst lächelte jetzt, als wolle er Tarō selbst das stehlen  – seinen Vater, seine einfache Zukunft, und nun sein Lächeln.
    Mit blitzendem Schwert zischte Oda Tarō zu: »Gib mir die Kugel. Ich weiß, dass du sie hast.«
    Tarō parierte einen Schlag. »Die Kugel?«
    »Die Buddha-Kugel, Junge. Ich muss sie haben.«
    Tarō riss die Augen auf. Er keuchte vor Anstrengung, und sein Schwertarm erlahmte allmählich. Er erinnerte sich an die Geschichte, die die alte Frau ihm erzählt hatte  – von der Ama, die nach der Buddha-Kugel getaucht war und erklärt hatte, der Sohn einer Ama würde einst Shōgun werden …
    Er hatte angenommen, dass Daimyō Oda ihn wegen dieser Prophezeiung töten wollte.
    Aber offenbar war es die Kugel , die er haben wollte.
    »Sie ist nicht … es gibt sie gar nicht wirklich«, sagte Tarō. »Das ist nur eine Geschichte! Sie ist  –«
    Oda ließ den Schwertknauf auf Tarōs Hand krachen, schnippte mit der Klinge und ritzte Tarō am Kinn. Tarō schnappte nach Luft.
    »Das ist keine Geschichte !«, erwiderte Oda mit unmenschlicher, schriller Stimme. »Die Kugel ist alles. Sie ist Macht über diese Welt und über alle anderen. Warum, glaubst du, wollte der Kaiser sie haben?« Sein Schwert traf Tarō erneut und schlitzte ihm den Arm auf. »Außerdem hat Kira mir gesagt, dass es sie gibt. Er hat der Äbtissin die Wahrheit entlockt, ehe er sie getötet hat.«
    Tarō sah den Mann bestürzt an. »Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    »Oh doch, du weißt es«, entgegnete Oda. »Und du sagst mir jetzt, wo die Kugel ist, sonst stirbst du auf der Stelle.«
    »Ich weiß nicht, wo sie ist. Ich wusste … nicht einmal … dass es sie wirklich gibt.« Tarō verließen die Kräfte. Doch noch während er sprach, fiel ihm etwas ein, etwas, das ihn schon beschäftigt hatte, als sie bei der Äbtissin gewesen waren.
    Es

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