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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Boot auf den Sand glitt. Er war so aufs Rudern konzentriert gewesen, dass er den nahenden Strand nicht bemerkt hatte, bis dieser von einer fernen Linie Dunkelheit zu einer riesigen Umarmung aus Bäumen, Felsen und Hügeln geworden war  – sie waren aus dem Reich des Wassers in das des Landes getreten.
    Shūsaku sprang ins flache Wasser. » Wir müssen Schutz suchen, schnell.« Tarō suchte die Hügel ab. Die einfachen Hütten von Minata waren zu weit weg  – ihre Lichter blinkten auf den oberen Hängen, so fern, dass sie wie Glühwürmchen erschienen. Doch dann sah er es: das breit geschwungene rote Torii eines Tempels an einer nahen Hügelflanke. Neben dem Tempel stand eine kleine Holzhütte. Tarō zeigte sie Shūsaku, und die drei Gefährten rannten los.
    Über dem Meer brannten die Flammen der aufgehenden Sonne schon die Wolken an. Als das immer noch sehr schwache Licht sie erreichte, stieß Shūsaku trotz seiner dunklen Kleidung ein schmerzerfülltes Ächzen aus. Tarō war nicht sicher, ob er irgendetwas spürte, doch seine Muskeln brannten, während sie zu der schützenden Hütte rasten.
    Die Tür war geschlossen, doch Hirō brach sie auf. Shūsaku ließ den Blick durch das Innere schweifen. Er fuhr mit den Fingern über die Fugen zwischen den Holzplanken der Wände. An einer Wand lehnte ein Rechen, und Tarō vermutete, dass die Hütte als Lagerraum für denjenigen diente, der den Tempel pflegte.
    Nachdem der Ninja den kleinen Raum einmal abgegangen war, nickte er zufrieden. »Hier sind wir sicher bis zum Sonnenuntergang.« Erschöpft setzte er sich auf den Boden.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Tarō.
    »Wir schlafen.«
    »Aber es ist Tag.«
    »Allerdings. Daran wirst du dich gewöhnen müssen«, entgegnete der Ninja.
    Hirō ging auf und ab. »Ich habe Hunger«, sagte er.
    Shūsaku lächelte. »Du kannst die Hütte natürlich jederzeit verlassen  – sei nur vorsichtig, wenn du die Tür öffnest.«
    Tarō spürte ein Zwicken im Magen. »Ich habe auch Hunger.«
    » Du wirst warten müssen, fürchte ich. Außer du möchtest deinen Freund beißen.«
    Tarō sah Hirō an und nahm die Ader, die am Hals des Jungen pulsierte, und das Blut in der Wunde an Hirōs Wange einen Moment lang intensiv wahr. Er schämte sich sehr dafür, während er zugleich dachte, wie gut es wäre, die Zähne in diese –
    Er wandte sich ab und atmete tief durch.
    »Hunger ist einer der Nachteile des Daseins als Vampir«, erklärte Shūsaku.
    »Und die Vorteile?«, fragte Tarō in der Hoffnung, dass es welche gäbe. Er konnte Hirōs Blut riechen, und davon lief ihm das Wasser im Mund zusammen …
    »Einige kennst du schon. Schnelligkeit. Kraft. Geschicklichkeit.« Shūsaku lächelte. »Ich werde alle deine Fragen beantworten, das verspreche ich. Aber ich glaube, zuerst sollten wir uns um die Verletzung deines Freundes kümmern, ehe du die Kontrolle verlierst und doch von ihm trinkst.« Tarō schluckte und errötete vor Verlegenheit. Er war völlig auf das Blut fixiert gewesen, auf den satten, köstlichen Duft, und hatte ganz vergessen, dass sein Freund verwundet war.
    Shūsaku schickte Hirō ins Tageslicht hinaus, damit er etwas nassen Tang vom Strand und trockenes Holz und Zweige aus dem Wald holte. Dann ließ er Tarō in der Mitte der kleinen Hütte Feuer machen, um ihre Kleidung zu trocknen, während er aus dem Seetang einen Umschlag für Hirōs Schnittwunde fertigte. Er riss ein Stück von seinem schwarzen Hemd ab und band die Masse damit an Hirōs Wange fest.
    Als die Wunde versorgt war, setzten Tarō und Hirō sich im Schneidersitz auf den nackten, harten Boden vor Shūsaku. Hirō räusperte sich und fragte dann: »Also, bist du ein Dämon?«
    Shūsaku lachte. » Wohl kaum. Manche behaupten, die Vampire stammten von den Kami der Nacht ab, und deshalb könnten wir im Tageslicht nicht hinaus. Aber ihr habt bereits gesehen, dass ein Vampir einen weiteren erschaffen kann  – unsere Fähigkeiten werden durch gegenseitige Bisse hervorgebracht, nicht von Eltern vererbt. Daher frage ich mich, ob diese Geschichte wahr sein kann.«
    »Und alle Ninja sind Vampire? Ist das wirklich wahr?«
    »Ja. Allerdings gilt das nicht umgekehrt. Es gibt Vampire, die keine Ninja sind, so wie du selbst. Aber man kann kein Ninja werden, wenn man nicht erst verwandelt wurde. Normalerweise bilden wir unsere jungen Kämpfer aus, bis wir der Meinung sind, dass sie die nötige … Reife und Selbstbeherrschung erlangt haben. Dann verwandeln wir sie. Bei

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