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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Rückgrat bekommen. Du wirst mich zu dem heiligen Berg begleiten, der die Heimat meines Klans ist. Dann werden wir uns um die Suche nach deiner Mutter kümmern und um Rache für den Tod deines Vaters.«
    Tarō seufzte, sank zurück und ließ Shūsakus Hand los.
    »Deine Heimat  – wie weit ist es dorthin?«
    Shūsaku breitete die Hände aus. » Wenn unsere Verfolger nicht wären und wir Proviant und Kleidung zum Wechseln hätten? Ein bis zwei Tage. So jedoch werden wir unterwegs anhalten müssen. Ich kenne da eine Frau  – sie gehört zu unserem Netz und ist der weiseste Mensch, der mir je begegnet ist.« Er bekam Fältchen um die Augen, als lächelte er. »Sie hat zwei hübsche Mädchen in ihrer Obhut. Und sie wohnt an unserem Weg zum heiligen Berg. Wir werden zu ihr gehen und uns eine Weile ausruhen, an einem Ort, wo die Sonne uns nicht treffen kann. Sie wird uns auch Kleidung geben  – und eine Sehne für deinen Bogen.«
    »Wenn wir dein Zuhause erreichen«, fragte Tarō, »diesen heiligen Berg, was geschieht dann?«
    »Ich hoffe, dass deine Fähigkeiten ausreichen und du eines Tages ein vollwertiger Ninja werden kannst. Ein Vampir bist du schon, und das gehört auch dazu. Aber um ein Ninja zu werden, reicht ein Biss nicht aus. Dabei geht es vielmehr um den Klan, Disziplin und Treue.«
    Seltsam , dachte Tarō. Er spricht von Ninja, als wären sie Samurai.
    Shūsaku verzog das Gesicht. »Es gibt da eine kleine Schwierigkeit«, fuhr er fort. »Für gewöhnlich wird ein junger Anwärter zur gleichen Zeit zum Vampir und zu einem vollwertigen Ninja gemacht, in ein und derselben Zeremonie. Dass du bereits ein Vampir bist, wird eine gewisse … Verstimmung hervorrufen.«
    »Hört sich großartig an«, bemerkte Hirō.
    Tarō dachte darüber nach, was Shūsaku gesagt hatte. Der Ninja sprach, als sei es allein seine Sache, wohin er ging  – als könnten er und Tarō gemeinsam entscheiden, wohin sie gehen und was sie als Nächstes tun wollten. Aber sein Auftraggeber  – wer auch immer ihn geschickt haben mochte, um Tarō zu retten  – hatte dabei gewiss auch ein Wörtchen mitzureden, oder?
    Er beugte sich vor. »Du hast gesagt, du hättest den Auftrag erhalten, mich zu retten. Aber überhaupt keine Anweisungen dazu, was du mit mir tun sollst, wenn ich erst in Sicherheit bin?«
    »Keine.«
    Tarō beobachtete die Augen des Mannes, und dessen Blick flackerte nicht  – er blieb kalt und unnachgiebig. Tarō hatte keine Ahnung, ob er log oder nicht.
    »Du behauptest auch, du wüsstest nicht, wer deine Dienste in Anspruch nimmt. Ich glaube dir nicht.«
    Der Ninja breitete die Hände aus. »Meine Anweisungen werden anonym erteilt. So ist es sicherer. Und ob du mir glaubst oder nicht … das ist deine eigene Entscheidung. Aber ich habe dir das Leben gerettet.«
    Hirō rutschte ein Stück nach vorn. »Und was wird aus mir? Die Ninja, gegen die wir gekämpft haben, kennen mich jetzt. Wenn ich nach Hause zurückkehre, töten sie mich vielleicht.«
    Shūsaku nickte ihm zu. »Du hast sehr gut und tapfer gekämpft. Du kannst uns begleiten, wenn das dein Wunsch ist. Und wenn du gut genug bist, wirst auch du eines Tages ein Ninja.«
    Hirō wurde ein wenig blass. »Ein Ninja … ja. Aber ein Vampir … Ich weiß nicht recht.« Er senkte den Blick, als schäme er sich. Dann sah er wieder Tarō an. »Aber ich komme mit, wenn ihr beide mich dabeihaben wollt.«
    »Natürlich«, sagten Tarō und Shūsaku wie aus einem Munde.
    »Die Ausbildung bei euch«, wandte sich Tarō an Shūsaku. »Sie wird mich stark machen? Geübt im Kampf? Gut genug, um meinen Vater zu rächen?«
    »Gewiss.«
    Tarō dachte darüber nach. Sein Vater war tot  – der Schmerz dieses Verlustes erblühte unablässig in ihm wie eine Blume, die sich beständig öffnete. Und er war gezwungen gewesen, seine Mutter zurückzulassen. Ein Teil von ihm wollte davonlaufen, jetzt sofort, solange es hell war  – und nach Shirahama zurückkehren. Ein anderer Teil von ihm wollte vor allem ein neues Leben irgendwo ganz weit entfernt beginnen, mit Hirō  – und vergessen, dass dieser Albtraum je wirklich geschehen war.
    Doch er spürte auch ein brennendes Verlangen, sich an jenen zu rächen, die ihm und seiner Familie das angetan hatten. Er wusste, dass er das besser würde tun können, wenn er ein Ninja wurde. Und er wollte eines Tages zu seiner Mutter zurückkehren, wenn er wusste, wo sie war.
    Aber erst, wenn er seine Scham und Schmach durch Ehre und Rache

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