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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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wenn Taro ihn niederschlug und ihm das gute Stück abnahm. Und selbst wenn er jemandem davon erzählte, würde ihm vermutlich niemand glauben. Tarō war selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen und wusste, dass ein Mann, der nachts so betrunken allein unterwegs war, sich wahrscheinlich an vielen Abenden betrank. Es war sogar sehr wahrscheinlich, dass er dafür bekannt war.
    Er hoffte nur, dass er dem Mann den Bogen abnehmen konnte, ohne ihn umzubringen.
    Vor ihm ging der Mann auf den Waldrand zu, wo er gleich ins Mondlicht treten würde. Tarō beeilte sich. Es wäre besser, ihn noch unter den Bäumen zu überfallen.
    Doch als er den Betrunkenen einholte, stand dieser vor der Tür eines hölzernen Gebäudes, das hinter dem Dickicht lag, etwas abseits vom Dorf. Tarō beobachtete, wie der Mann einen metallenen Riegel zurückzog, die Tür öffnete und den Bogen hineinwarf. Tarō konnte gerade noch einen weißen Haufen darin erkennen, der kurz im Mondlicht aufschimmerte.
    Ein Reisspeicher.
    Der Mann schloss die Tür wieder und brummte vor sich hin: »Dass ich faul wär, haben sie behauptet … Denen werd ich’s zeigen. Bogen muss ein Vermögen wert sein. ›Schaut euch Itō an!‹, haben sie gesagt. ›Er ist in den Graben gefallen! Was für ein Dummkopf!‹ Denen zeig ich einen Dummkopf. Die glauben ja nur, ich wär reingefallen. In Wirklichkeit muss mir ein Kami einen Schubs gegeben haben, damit ich den Bogen finde. Ist bestimmt magisch  – oder er gehört dem Shōgun oder so. Wird ’ne Belohnung dafür geben, oh ja!«
    Damit steckte er einen Schlüssel in das Schloss an dem Riegel, legte ihn wieder vor und sperrte zu.
    Tarō fluchte im Stillen. Das machte die Sache komplizierter. Aber nicht unmöglich. Er würde den Bauern überwältigen, ihm den Schlüssel abnehmen und schnell seinen Bogen aus dem –
    Ein Grüppchen schwankender Männer kam um das Dickicht herum. Sie brachen in höhnisches Gelächter aus, als sie den Mann sahen, dem Tarō gefolgt war. Tarō duckte sich hinter einen Busch.
    »Itō!«, rief einer der Männer. »Bist also wieder aus deinem Graben gekrochen, ja? Was machst du hier? Du magst es doch lieber finster und matschig!«
    Tarō biss die Zähne zusammen. Das war nicht der Säufer des Ortes  – das ganze Dorf war betrunken. Sie mussten irgendein Fest zum Ende der Obon-Tage gefeiert haben.
    »Sehr komisch«, sagte der Mann, der den Bogen versteckt hatte. »Zum Totlachen. Wenn du’s genau wissen willst, ich hab nur einen kleinen Mondschein-Spaschiergang gemacht.«
    »Nun«, sagte ein anderer Mann und klopfte dem, auf den Tarō es abgesehen hatte, auf die Schulter, »warum spazierst du nicht mit uns zurück ins Dorf? Deine Frau hat nach dir gesucht. Hat gesagt, wenn du nicht bald nach Hause kommst, könntest du dich in deinem Graben schon mal häuslich einrichten.«
    Brummelnd ging der Mann mit den anderen den Pfad entlang, der um das Dickicht herum zum Dorf führte.
    Und damit war der Schlüssel zu Tarōs Bogen verschwunden.

Kapitel 34
    Tarō wusste selbst nicht, warum er log.
    Als er zu den anderen zurückkehrte, fragte Shūsaku ihn, ob er den Bogen gefunden habe, und Tarō sagte nein  – er habe den Graben von oben bis unten abgesucht und keine Spur davon gefunden. Vielleicht fürchtete er, Shūsaku würde sehr zornig werden, wenn er je erfuhr, dass der Bogen mehr als ein Erbstück sein könnte. Aber vielleicht wollte er seine Probleme auch endlich einmal selbst lösen.
    Jedenfalls konnte er Shūsaku aus irgendeinem Grund nicht sagen, dass der Bogen in einem Reisspeicher lag, weggeschlossen von einem betrunkenen Narren.
    »Bist du sicher, dass du ihn hast fallen lassen, als der Reiher aufgeflogen ist?«, fragte Shūsaku.
    »Nein«, antwortete Tarō. »Jetzt, da du fragst, fällt mir ein, dass ich ihn auch in der Höhle vergessen haben könnte.« Er war hinter den anderen gegangen. Also hatte der Ninja hoffentlich nicht sehen können, ob er den Bogen bei sich trug oder nicht. Zugleich hörte er diese Worte aus seinem Mund kommen, als spräche jemand anders. Warum belog er den Ninja?
    Aber Tarō wusste, dass er das allein machen musste. Sein Bogen, sein Geburtsrecht, seine Verantwortung. Außerdem erinnerte er sich an die Unterhaltung, bei der Heikō und Yukiko Hirō von ihrer Ausbildung erzählt hatten.
    Heikō hatte Schlösser knacken erwähnt.
    »Tja«, sagte Shūsaku, »wenn er in der Höhle liegt, kann uns nichts geschehen. Niemand kennt sie außer den Ninja. Wir wollen hoffen,

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