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Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition)

Titel: Der Novize des Assassinen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Lake
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Sie schlich verwundert näher zu der Tür. Was tat ihr Vater im Zimmer eines Dieners? Wenn Fürst Oda überhaupt einmal einen Diener beachtete, dann, um ihn zu tadeln. Was üblicherweise mit einer Enthauptung endete.
    Hana bemerkte, dass die Tür einen Spaltbreit offen war. Drinnen sah sie ihren Vater einem ganz in Schwarz gekleideten Mann gegenüberstehen.
    »Ich dachte, Kira sucht nach dem Tokugawa-Jungen«, sagte dieser Mann. Hana runzelte die Stirn. Der Tokugawa-Junge? Soweit sie wusste, spielte der im Burghof und warf mit faulen Äpfeln nach vorübergehenden Kaufleuten und Dienstboten.
    »Tut er auch. Deshalb habe ich dich nicht herkommen lassen.« Fürst Oda zögerte. »Du wirst zweifellos bemerkt haben, was deinen … Kollegen widerfahren ist. Denjenigen, die im Dorf dieses Jungen versagt haben. Von dir erwarte ich bessere Ergebnisse.«
    Dorf? Welches Dorf? Und war dieser Tokugawa-Junge vielleicht der Junge aus der Botschaft, die sie der toten Brieftaube abgenommen hatte? Der Junge, der »lebt«?
    Der Ninja  – denn genau das war dieser Mann, erkannte Hana schaudernd  – nickte. »Ich versage niemals.«
    Fürst Oda lächelte. »Das hat man mir gesagt. Ich wünschte nur, du wärst schon bei dem Anschlag auf den Jungen dabei gewesen. Dann wäre er vielleicht erfolgreicher verlaufen. Was hast du zu diesem Zeitpunkt eigentlich getan?«
    »Eine Piratenbande hat immer wieder portugiesische Schiffe auf der Handelsroute nach Kyōto angegriffen. Sie hatten ein Kriegsschiff gekapert und damit auch Kanonen und Feuerwaffen zur Verfügung. Nicht nur das, die Piraten waren sehr zahlreich, während die portugiesischen Handelsschiffe, die sie angriffen, die Hälfte ihrer Besatzung schon auf der Reise von China durch Krankheiten und Unwetter verloren hatten, und der Rest besaß keinerlei Kampfgeist mehr. Die Piraten schienen unschlagbar. Deshalb dachten die Berater des Shōgun an mich. Sie baten mich, die Piraten … an die Handelsinteressen des Shōgun zu erinnern. Ich habe eine Weile gebraucht, um sie zu finden, und da waren sie weit auf dem offenen Meer. Ich musste das Schiff allein kapern, vom Wasser aus. Das war eine meiner interessanteren Missionen.«
    »Du hast deine Botschaft überbracht?«
    »Gewissermaßen. Einer von ihnen gab Alarm, was höchst bedauerlich war. Ich musste jeden einzelnen Mann an Bord töten.«
    Hanas Vater grinste abscheulich. »Gut. Denn deine Aufgabe ist die wichtigste von allen. Du musst meine Tochter bei Nacht beschützen. Tagsüber werden meine eigenen Samurai sie verteidigen. Natürlich werden sie auch bei Nacht hier sein, doch sie sind leichte Gegner für … deinesgleichen. Ich brauche jemanden, der dafür sorgt, dass kein Ninja in diese Burg gelangt. Und selbst wenn sie die Mauern überwinden sollten, dürfen sie keinesfalls den vierten Turm erreichen, wohin ich meine Tochter bringen werde.«
    Hana riss die Augen auf. Der vierte Turm! Dort sperrte ihr Vater für gewöhnlich Gefangene ein, Männer, die sich gegen ihn verschworen oder ihn sonst wie schwer erzürnt hatten. Es war das höchste Gebäude der Burg, geschützt von einer runden Treppe nach portugiesischer Art. Theoretisch konnte ein einzelner Mann diese Wendeltreppe halten. Sie führte aufwärts immer rechts herum, so dass ein Mann, der oben stand, das Schwert mit der stärkeren rechten Hand führen konnte, während ein Angreifer mit der linken kämpfen musste. Es war Hana nicht entgangen, dass ihr Vater den Turm damit unbezwingbar gemacht hatte, für jeden außer sich selbst  – denn wer außer einem linkshändigen Schwertheiligen könnte darauf hoffen, sich nach oben durchzukämpfen? Das war die Art des Daimyō Oda: Er hatte immer gern eine Rückversicherung. Der vierte Turm würde ihn und seine Familie vor Angreifern schützen. Sollte er sich jedoch aus irgendeinem Grund draußen befinden und hineinwollen, machte die Konstruktion des Turms seine Behinderung zu einem Vorteil.
    Hana wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Zimmer zu, in dem ihr Vater immer noch sprach. »Tokugawa wird inzwischen erfahren haben, was in Shirahama geschehen ist. Er weiß natürlich nicht, dass sein Sohn ein Vampir ist, und ich nehme an, der Verräter, der den Jungen gerettet hat, wird es auch gern dabei belassen. Also wird er seinen kostbaren Sohn Tarō für tot halten, denn dieser Idiot von einem Ninja, der ihn verwandelt hat, wird versuchen, ihn zu verstecken.«
    Kostbarer Sohn Tarō? Hana hatte noch nie von einem Tokugawa-Sohn dieses

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