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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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hatten. Als Ros schon aus dem letzten Loch pfiff, hielt das Mädchen plötzlich an.
    »Pssst!«
    Es legte den Zeigefinger auf die Lippen und öffnete mit der anderen Hand eine schwere Stahltür einen winzigen Spalt breit.
    »Schau mal!«
    Das Mädchen trat ein wenig zur Seite, sodass Ros und ich hindurchblicken konnten. Was wir sahen, verschlug uns den Atem. An den Anblick der ersten Klasse gewöhnt, konnten wir nur schwer begreifen, dass es auf so einem Luxusdampfer auch ganz andere Bilder zu sehen gab, die nicht in Goldrahmen gefasst an den Wänden hingen wie in den Suiten von Deck A. Diese Bilder hier waren echt. Wir erblickten Männer mit nackten, muskulösen Oberkörpern, die vom Schweiß golden glänzten. Sie liefen geschäftig umher. Manche schippten mit großen Schaufeln Kohle in riesige glühende Öfen. EinHeer von dicken Pleuelstangen bewegte sich gleichmäßig auf und nieder. Es puffte, ratterte und rasselte. Ein Höllenlärm! Die Männer schrien hin und wieder und gestikulierten dabei mit ausholenden Bewegungen, als wollten sie das Gesagte in die stickige Luft schreiben. Weißer Rauch stieg auf, und Hitze drang durch den Spalt.
    »He! Was macht ihr da?«
    Eine tiefe Männerstimme dröhnte hinter uns über den Flur. Ros und ich erschraken. Ohne sich umzudrehen, zischte das Mädchen: »Mist!« Es stieß die Stahltür zu. »Los, nichts wie weg!«
    Das Mädchen übernahm wieder die Führung und lief schneller als zuvor. Ros, die mich krampfhaft umklammerte, hielt wacker mit. Hinter uns polterten die schweren Schritte des Mannes, der die Verfolgung aufnahm und ebenfalls den Gang entlangrannte.
    »Schneller, schneller!«, schrie das Mädchen.
    Wieder kletterten wir auf schmalen Stahltreppen herum, nur ging es dieses Mal nach oben. Die Schritte des Mannes kamen näher. Ros wurde immer langsamer und verlor das Mädchen aus den Augen.
    Als wir endlich wieder an Deck waren, war das Mädchen verschwunden. Dafür klangen die schweren Schritte jetzt so laut und nah, dass mir angst und bange wurde.
    »Hierher«, hörten wir plötzlich die leise Stimme des Mädchens.
    Nichts war zu sehen.
    »Na los, komm schon!«
    Die Stimme drang von irgendwo zwischen den Rettungsbooten hervor, die über- und nebeneinander an Deck standen.Ros folgte der Stimme, bis sie das Mädchen zusammengekauert in einem der Rettungsboote entdeckte.
    »Spring rein!«
    Ros kletterte in das Boot und warf sich neben das Mädchen auf den Boden, das daraufhin eine Plane über sich und Ros warf. Sofort wurde es schwarz über uns. Es roch unangenehm nach Kohlenstaub und altem Öl.
    Die Schritte waren jetzt ganz nahe. Der Mann musste genau vor dem Boot stehen. Eine zornige Stimme fluchte in einer fremden Sprache. Dann trat ein Fuß mit Wucht gegen die Wand des Rettungsbootes, sodass Ros vor Schreck zusammenzuckte. Der Mann fluchte abermals so heftig, dass das Mädchen unter der Plane leise zu kichern anfing, bis Ros ihr den Mund zuhielt. Dann endlich entfernten sich die Schritte, bis sie nicht mehr zu hören waren.
    »Das war knapp.« Das Mädchen hob langsam die Plane.
    Ros war erleichtert, genauso wie ich. »Wer war das?«, fragte sie.
    »Einer der Matrosen. Die haben es nicht gern, wenn man da unten herumschnüffelt«, sagte das Mädchen. »Wer bist du?«
    »Ros.«
    »Ich bin Doren«, sagte das Mädchen. »Und das da?«
    Doren zeigte auf mich.
    »Mein Nussknacker!«, sagte Ros.
    Doren grinste. Ros grinste ebenfalls, und ich schloss mich ihnen an.
    »Sag mal, was war das da hinter der Tür?«
    »Der Maschinenraum, die Heizkessel und die Männer, die schuften müssen, damit das Schiff vorankommt.«
    Ros blickte erstaunt.
    »Na, von allein schwimmt der Kahn nicht«, sagte Doren.
    »Ich dachte, ein Schiff schwimmt immer, und dieses auf jeden Fall.«
    »Ja, aber höchstens auf der Stelle.«
    »Mein Vater behauptet sogar, dass dieses Schiff unsinkbar ist«, sagte Ros und wurde im nächsten Moment ein bisschen verlegen. Es war nicht der Zeitpunkt, von Vater oder Mutter zu sprechen.
    Doren lächelte. »Vielleicht. Aber damit es fährt, muss ordentlich eingeheizt werden, sonst wird das nichts mit New York.«
    »Das wäre nicht weiter schlimm«, sagte Ros.
    »Warum?«
    »Ach, egal.«
    »Du willst nicht nach New York, was?«
    Ros schüttelte den Kopf. »Und du?«
    »Nichts lieber als das!«
    »Warum?«
    »Ach, egal!«
    Offenbar verstanden die beiden sich auf Anhieb gut.
    Wir stiegen aus dem Rettungsboot. Es roch noch immer nach Öl, bis die Luft plötzlich klar

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