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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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bemerkte und was ihr ziemlich auf die Nerven zu gehen schien.
    »Was willst du denn immer mit diesem ollen Nussknacker?«, fragte sie stichelnd, als Miriam mich sogar mit in ihrer Tasche in die Schule schleppte.
    Zuerst blickte Miriam verunsichert, dann gekränkt. Schließlich konterte sie gereizt: »Wenn es nach dir ginge, wäre er schon lange auf dem Müll, was?«
    Ganz schön klug für ein zehnjähriges Mädchen , dachte ich. Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, legte Miriam sogleich nach.
    »Wenn es nach dir ginge, wäre alles, was dir nicht in den Kram passt, auf dem Müll, was?«
    Luzie gab eingeschüchtert und kleinlaut zurück: »He, so war das nicht gemeint.«
    »Ach, lass mich doch in Ruhe«, sagte Miriam, noch immer verärgert. Sie machte eine Handbewegung, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen. Dann beschleunigte sie ihre Schritte und hängte Luzie schließlich ab.
    An der nächsten Straßenkreuzung war sie nicht mehr zu sehen. Dafür tauchte aus einer Hofeinfahrt ein schlaksiger Junge auf. Er war blond, hatte abstehende Ohren und jede Menge Sommersprossen im Gesicht.
    »Na, wie geht’s?«, fragte Miriam und wurde ein wenig langsamer.
    »Gut«, entgegnete der Junge, ohne sie anzublicken.
    »Gehen wir ein Stück zusammen?«
    Der Junge erschrak. Er schien zu überlegen; dann sagte er kaum hörbar Ja, wobei er noch immer vor sich hin starrte.
    Sie gingen nebeneinander her, so langsam, als wollten sie gleich stehen bleiben.
    Mir schien, dass sie sich nur deshalb so langsam bewegten, damit sie umso länger zusammen sein konnten. Im Hintergrund tauchte auch wieder Luzie auf.
    »Wie weit bist du?«, fragte Miriam, als wir beinahe schon an der Schule angekommen waren.
    Zuerst sagte der Junge lange nichts. Als ich schon nicht mehr damit rechnete, kam doch noch ein leises, beinahe geflüstertes »Bald fertig« aus seinem schmallippigen Mund.
    »Kann ich ihn mal sehen?«, fragte Miriam.
    Wieder entstand eine Pause, in der der Junge sogar ein wenig rot im Gesicht wurde. Dann sagte er verlegen und stotternd: »W-w-was?«
    Von seiner eigenen Reaktion überrascht, zuckte er zusammen. Woraufhin erneut eine lange, nicht enden wollende Pause entstand. Bis er schließlich unsicher und zögernd fragte, als hätte er sich verhört: »Du willst ihn anschauen?«
    »Klar«, kam von Miriam, ohne den geringsten Zweifel.
    »Aber die meisten finden …«
    »Ich nicht.«
    Wir überquerten gerade den Schulhof. Luzie hatte fast schon wieder zu den beiden aufgeschlossen.
    »Nach der Schule?«, fragte Miriam.
    Der Junge nickte. Er öffnete die Eingangstür zur Schule und verschwand vor Miriam hinter der großen Glastür im Gebäude.
    Miriam blieb kurz stehen, sodass Luzie, die nun gänzlich zu Miriam aufgeschlossen hatte, neugierig fragen konnte: »Was wolltest du denn von dem ?«
    »Nichts«, erwiderte Miriam kühl.
    Sie verschwand ebenfalls hinter der Glastür im Schulhaus, während mir die Begegnung mit dem Jungen noch immer durch den Kopf ging und ich mich ebenso neugierig wie Luzie fragte, was das alles zu bedeuten hatte. Natürlich wusste ich, dass der Junge Tom hieß und mit Miriam und Luzie seit dem neuen Schuljahr in dieselbe Klasse ging. Er saß immer in der letzten Reihe. Er galt als seltsam und verschlossen. Kein Wunder, er kannte ja fast niemanden. Er wohnte mit seinen Eltern erst seit Kurzem am Ende der Siedlung. Sein Vater gehörte der Nationalen Volksarmee an und war nicht weit von Plauen entfernt an der Grenze stationiert. Das sagte Tom zumindest am Anfang des Schuljahrs, als er sich mit zittriger Stimme und vielen Schweißperlen auf der Stirn vorstellte. Dabei kicherten einige Schülerinnen. Woraufhin Toms Gesicht so rot wie Miriams Schultasche wurde.
    Blieb aber die Frage, was Miriam nach der Schule bei Tom besichtigen wollte. Da musste ich irgendwas verpasst haben. Ich hoffte natürlich, dass sich das schnellstmöglich ändern würde.
    * * *
    Als Miriam und Tom nach unterrichtsschluss über den Schulhof schlenderten, beäugte Luzie die beiden argwöhnisch. Sie folgte ihnen heimlich und in sicherem Abstand. Als die beiden hinter dem Gartentor von Toms Zuhause verschwanden, bliebLuzie kurz stehen. Sie schien sich nicht nur zu wundern, sie schien auch eifersüchtig zu sein. In diesem Moment tat sie mir sogar ein bisschen leid.
    Miriam würdigte Luzie keines Blickes und hatte nur noch Augen für Tom. Dann für das, was da in seinem Kinderzimmer auf einem extra Tisch aufgebaut war. Was genau das war,

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