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Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert

Titel: Der Nussknacker - Reise durch ein Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo
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glaubte es zuerst natürlich nicht. Wie soll man auch einer zwölfjährigen Klette glauben? Als Jeff aber sagte: »Du kannst ja bei Poschmann nachschauen, ob er ein Bündel Geldscheine mit sich herumträgt«, kam Mike ins Grübeln.
    Er sagte Kira Bescheid. Die wiederum Jule. Und Jule trommelte das Plenum zusammen. Es wurde getagt und Poschmann an den Pranger gestellt. Er musste seine Taschen ausleeren. Und tatsächlich, darin befanden sich mehrere große Geldscheine. Poschmann konnte sich das auch nicht erklären und sprach von einem Wunder. »Die muss mir irgendwer untergeschoben haben.«
    Wer, war Jeff und mir klar. Poschmann stritt die Vorwürfe natürlich ab. Er sprach von böswilligen Beschuldigungen, von Verleumdungen. Das Plenum stimmte ab. Poschmann wurde aus dem Haus verbannt.
    * * *
    Am Abend spielte eine Musikgruppe. Die Straße war so voll, dass die Menschen dicht gedrängt vor einem kleinen Podest standen, auf dem ein Sänger die Hits der vergangenen Jahre in ein schepperndes Mikrofon brüllte. Der Strom kam aus einem der anderen Häuser in der Nachbarschaft, wo der verplombte Sicherungskasten aufgebrochen war und der Strom angezapft wurde.
    »… Wir brauchen keine Hausbesitzer, denn die Häuser gehören uns. Wir brauchen keine Fabrikbesitzer, die Fabriken gehören uns. Aus dem Weg, Kapitalisten, die letzte Schlacht gewinnenwir! Schmeißt die Knarre weg, Polizisten, die rote Front und die schwarze Front sind hier …!« , hallte es durch die Straße, und alle sangen mit.
    Nur Jeff wirkte nachdenklich. Er war wirklich ein seltsamer Junge.
    »Was ist los, Alter?«, fragte Mike und hielte dabei Kira im Arm.
    Jeff schüttelte nur den Kopf.
    »Liebeskummer?«
    Jeff tippte sich an die Stirn.
    Dann tauchten Kira und Mike wieder im Getümmel unter, während alle nach wie vor dem Sänger lauschten, tanzten und mitsangen.
    »… Wir brauchen keinen starken Mann, denn wir sind selber stark genug. Wir wissen selber, was zu tun ist, unser Kopf ist groß genug. Unser Kampf bedeutet Frieden, und wir bekämpfen euren Krieg. Jede Schlacht, die wir verlieren, bedeutet unseren nächsten Sieg …«
    * * *
    Als in den frühen Morgenstunden die Party zu Ende war, die Musikgruppe längst ihre Instrumente eingepackt hatte, die Gäste nach Hause gegangen waren und alle anderen Hausbesetzer übermüdet und angetrunken auf ihre Matratzen sanken und sofort einschliefen, lag auch Jeff im Bett.
    Mir schien, er war noch immer wach. Auch ich bekam kein Auge zu. Irgendetwas lag in der Luft. Ich zerbrach mir die halbe Nacht den Kopf darüber. Bis ich schließlich schon im Morgengrauen durch die Schlitze an den vernagelten Fenstern plötzlich flackerndes blaues Licht sah. Zuerst ganz schwach, dann immer stärker.
    Mit einem Mal war mir klar, was das zu bedeuten hatte. Während alle anderen auf ihren Matratzen vor sich hin schnarchten und der ein oder andere im Schlaf murmelte, wurde vor dem Haus schlagartig alles hell. Lärm überfiel die morgendliche Ruhe, dass mir angst und bange wurde.
    »Ich hab’s gewusst«, murmelte Jeff.
    Er griff nach mir, stürmte an den noch immer Schlafenden vorbei die Treppen hinunter und schließlich nach draußen auf die Straße.
    Auf der Hafenstraße war der Teufel los. Ein eigenartiger Geruch lag in der Luft, der die nächtliche Hafenstraße in einen seltsam riechenden Albtraum verwandelte und die Augen, Nasen und Schleimhäute reizte.
    Jeff und mir liefen die Tränen nur so herunter. Der Rotz sammelte sich in der Nase. Draußen waren die Barrikaden bereits von Panzerfahrzeugen niedergewalzt worden. Unzählige Polizeibeamte mit Helmen, Schildern, Schlagstöcken und Masken zum Schutz gegen das Reizgas stürmten die Häuser. Jeff rannte einem der Beamten genau in die Arme.
    »Halt! Wohin so schnell?«
    Der martialisch aussehende Mann packte Jeff und drehte ihm die Arme auf den Rücken. Jeff schrie vor Schmerzen laut auf.
    »Und ab die Post!«
    Der Beamte führte Jeff ab, der mich natürlich nicht mehr halten konnte, sodass ich einmal mehr durch die Luft flog. Nicht weit von den Häusern entfernt kam ich im Rinnstein zum Liegen. Von da aus hatte ich einen ungehinderten Blick auf das ganze Szenario. Was sich vor meinen Augen abspielte, war alles andere als sehenswert.
    Nach und nach wurden die aus dem Schlaf aufgescheuchten halbnackten Hausbesetzer aus den Wohnungen gezerrt und geprügelt, um in bereitstehende Polizeitransporter verfrachtet zu werden. Ich sah auch Kira, Jule und die anderen.
    * * *
    Als

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