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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Frau Wang die ganze Geschichte von Anfang bis zu Ende erzählte.
    »Welches öffentliche Haus«, begann Liú Sse-Ma mit einem Seufzer, »hat so eine eigentlich doch halbniedrige und nicht sehr vornehme Dirne aufzuweisen, welche in dem Maße versteht, Geldzu verdienen wie diese Meï-Niáng? Sie sitzt einfach ruhig und bequem zu Hause; es fällt ihr gar nicht ein, irgend jemanden einzuladen: und doch kommen die Gäste in Scharen, daß sie nie frei ist! Aber der Ruhm meiner Nichte ist schon zu groß!
    Wie ein Stück getrocknetes und gesalzenes Fischfleisch, das einer hat zur Erde fallen lassen, wollen sie die Ameisen alle durchbohren!
    Das Geschäft geht ja gut bei diesem ewigen Lärm, aber es ist doch nichts weniger als angenehm. Und man will doch auch mal seine Ruhe haben! Mag man auch sagen, jede Nacht bringt zehn Taels ein! – Gewiß, das ist ja recht viel – aber im letzten Grunde ist es doch nur ein leerer Schall, liebe Schwester. Meinst du nicht auch? Wenn diese Prinzen und vornehmen Herren einmal kommen, gibt's jedenfalls gleich viele Helfershelfer mit, welche über Nacht bis zum Morgen bleiben. Ist das nicht sehr lästig?
    Und ihr Gefolge ist auch nicht klein. Jeder einzelne will, daß man ihm schmeichle und ihn von vorn und hinten bediene. Sobald ihm etwas nicht paßt, kommen grobe, unflätige Schimpfworte aus seinem Munde, abgesehen davon, daßer hinterher noch heimlich deine ganze Einrichtung, Möbel und Geräte beschädigt! Und sagen kannst du's auch nicht gut ihrem Herrn. Deinen tüchtigen Ärger hast du aber weg!
    Weiter: Die Gelehrten und Literaten haben mit ihr auch nur die Zusammenkünfte für Poesie und Schachspiel, welche sie doch gewiß eine Reihe von Tagen im Monat in Anspruch nehmen, an denen du nichts verdienst.
    Endlich die paar reichen, angesehenen Leute, die noch übrigbleiben?
    Die zanken und schlagen sich um sie! Gehorchst du dem Herrn Tschang, ist es dem Herrn Li nicht recht; freut sich der eine, ärgert sich der andere!
    Und erst dieser Wu – dessen stürmischer Auftritt uns alle zu Tode erschreckt hat! Ich wette zehntausend gegen eins, wenn du dir jetzt die geringste Unregelmäßigkeit zuschulden kommen läßt, kannst du sogar dein ganzes Geld an sie verlieren. Und mit Beamten Prozesse zu führen, ist Unsinn! Du erreichst doch nichts! Da muß man eben seinen Ingrimm auf irgendeine Weise zu verbeißen suchen und das, was man zu sagen hat, besser verschlucken.
    Heute kannst du noch Weihrauch fordern undvom Frieden reden, aber es ist eine wackelige Sache: ein Donnerschlag ist schon durch die Lüfte gegangen. ›Ist erst mal der Berg hoch oder das Wasser niedrig geworden, kommt die Reue zu spät.‹
    Ich habe nämlich gehört, daß sich Wu nicht mit guten Gedanken trägt. Er hat sich gegen dich verschworen und will dir ständig Schwierigkeiten bereiten.
    Die Launen meiner Nichte gehen aber auch wirklich zu weit! Keinem Menschen will sie schmeicheln: das ist die Wurzel des Übels und der Gefahr!«
    »Ach ja,« sagte Frau Wang mit einem tiefen Seufzer, »gerade deswegen bin ich sehr besorgt. Denn Wu ist ein sehr bekannter und vornehmer Herr. Dieses gemeine Ding wäre eher ins Wasser gegangen, als daß sie ihn akzeptiert hätte. So einen großen Skandal hervorzurufen! Früher, als sie klein war, hörte sie noch auf das, was andere sagten; jetzt aber, wo sie zu eitlem Ruhm gelangt ist, haben sie die Lobpreisungen und Schmeicheleien der vornehmen Herren ermutigt, sich an ihre eigenen Launen zu gewöhnen und sich für etwas anderes zu halten, als sie ist. Was auch kommen mag, sie selbst tut alles, sie selbst beschließt alles!
    Finden sich Gäste ein, so empfängt das gnädige Fräulein, wenn es ihr paßt; paßt es ihr nicht, so können sie auch neun Ochsen nicht herumziehen.«
    »Ja, ja,« pflichtete ihr Liú Sse-Ma bei, »sobald diese Dämchen einigermaßen hübsch sind und sich eine höhere Stellung errungen haben, ist es meistens vorbei mit der Angst. Ich möchte also mit dir über etwas sprechen: Was meinst du dazu, wenn sich jemand bereitfände, mit einem gehörigen Batzen herauszurücken –? Ob es wohl das beste wäre, sie zu verkaufen? Du wärest sie dann los, brauchtest dich nicht mehr mit diesem Teufelsbalg abzuplagen und könntest ruhig deine Tage verbringen!
    Das wäre gar nicht so übel, liebe Schwester! Für die eine, die du verkauft hast, kannst du dir gleich fünf, sechs neue anschaffen. Wenn du Glück hast und entsprechende Dinger findest, kannst du sogar zehn haben! Weshalb

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