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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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besprachen.
    »Und nun« – damit schloß Liú Sse-Ma in sichtlicher Erwartung ihre Rede – »der Bräutigamist da. Aber noch nicht das, worum es sich dreht. Wo hast du das Geld?«
    Meï-Niáng erwiderte, auf das Kopfende des Bettes zeigend:
    »Da, in diesen Koffern,« worauf sie fünf, sechs der ledernen Kästen zu gleicher Zeit öffnete und ihnen dreizehn, vierzehn Päckchen á fünfzig Taels entnahm. Dann folgten noch etwas ungeprägtes Gold, Perlen, Edelsteine und sonstige Kostbarkeiten, deren Wert – wie sie ausrechneten – die Summe von tausend Taels in Gold erreichte.
    Liú Sse-Ma war starr. Der Speichel floß ihr im Munde zusammen und mit Augen, in denen ein gieriges Feuer flackerte, starrte sie auf die Schätze, die vor ihr ausgebreitet lagen:
    »So jung noch«, sagte sie zu sich, »und hat doch schon einen so festen Willen. Ich kann mir gar nicht erklären, wie sie es fertiggebracht hat, so viel kostbare Dinge aufzuhäufen.
    Meine Dirnen empfangen doch auch – wie sie – Gäste, wenn sie's ihr auch lange noch nicht gleichtun können! Man kann auch nicht einmal sagen, sie verständen nicht, etwas einzubringen –! Aber, sobald sie ein paar Pfennige in ihrem Beutel haben, kaufen sie sich Melonenkernezum Naschen und Süßigkeiten. Und sind dann ein Paar Fußbänder zerrissen, dann verlangen sie noch von mir, daß ich ihnen den Stoff dazu kaufe. Was hat da meine ältere Schwester doch für Glück gehabt! In wenigen Jahren so viel Geld zu verdienen! Und jetzt, wo das Mädchen im Begriff steht, das Haus zu verlassen, bekommt sie wieder so einen Haufen!
    Na ja, das hat sie alles von der vornehmen Kundschaft mit Fürsten und Prinzen, so daß sie sich nicht allzusehr anzustrengen brauchte!«
    Das waren ihre geheimen Gedanken, die sie natürlich nicht aussprach!
    Als Meï-Niáng Liú Sse-Ma so in Gedanken versunken dastehen sah und ihr Gemurmel hörte, fürchtete sie, sie könnte ihr Schwierigkeiten machen oder den Dank, den sie ihr schuldete, zu Erpressungsversuchen ausnutzen. Daher nahm sie schnell vier Rollen gesponnener Seide, zwei kostbare Haarspangen und ein Paar Haarnadeln aus Jade mit Phönixköpfen heraus, legte sie auf den Tisch und sagte: »Das alles schenke ich Ihnen, liebe Tante, zum Danke für Ihre Vermittlertätigkeit.«
    Liú Sse-Ma freute sich unbändig und sagte eilfertig zu Wang Djiú-Ma:
    »Meine Nichte möchte sich selbst loskaufen. Mit dem Preise ist alles in schönster Ordnung, es fehlt auch nicht ein Pfennig!
    Sieh mal, es ist doch besser, sie löst sich selbst, als wenn sie von irgendeinem verwitweten alten Kerl losgekauft wird. Du ersparst dadurch den Wein und andere Unkosten, die du für den Müßiggänger von Vermittler hinauswerfen müßtest, abgesehen von den vielen Dankesworten, die noch obendrein zugegeben werden müssen.«
    Als Wang Djiú-Ma von ihr hörte, daß Meï-Niáng in ihren Koffern so sehr viele Wertsachen gehabt hätte, war sie ebenfalls wie vom Schlage gerührt, und es schien dann, als ob sie dagegen Einspruch erheben wollte. –
    Sagen Sie doch einmal, verehrter Leser, warum auf der Welt gerade nur die Bordellwirtinnen die grausamsten und bösartigsten Geschöpfe sind? Wenn die jungen Mädchen ihnen alles, was sie besitzen, ausliefern müssen, freuen sie sich. Manche wollen etwas für sich sparen und verstecken es in Kisten und Kasten, wo sie nur können.
    Aber der Bordellwirtin hat ein Lüftchen irgend etwas davon zugetragen. Kaum ist das arme Ding aus der Türe, öffnet sie sämtliche Schlösserund Riegel, durchwühlt Kasten und Kisten und räumt aus, was für sie von Wert ist. –
    Bei Meï-Niáng war es allerdings etwas anders. Man darf nicht vergessen, daß sie eine überaus berühmte Courtisane war, deren intimer Verkehr sich vorwiegend aus Größen der Beamten- und Gelehrtenwelt zusammensetzte, und daß sie sich ferner genugsam anstrengte, für ihre Pflegemutter Geld zu verdienen. Zudem war sie ein seltsamer Charakter, den wenigstens die Alte zwar nicht verstand, der ihr aber doch so viel Respekt einflößte, daß sie es nicht wagte, das Mädchen zu reizen. Aus diesem Grunde hatte auch ihr Fuß noch nie das Schlafzimmer ihrer Pflegetochter betreten. Wo hätte sie sich träumen lassen, daß Meï-Niáng so viel Geld besaß?
    Als nun Liú Sse-Ma sah, wie das Gesicht der Alten einen immer verbisseneren Ausdruck annahm, erriet sie natürlich sofort die Ursache ihres Ärgers und beeilte sich, ihr zuzureden: »Aber, liebe Schwester, du darfst und kannst doch nicht

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