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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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drei Herzen und zwei Gesinnungen haben! Diese Dinge hat sich meine Nichte selbst im Laufe der Zeit zurückgelegt. Es ist doch nicht dein Geld. Wenn sie hätte verschwendenwollen, wäre eben nichts da, oder wenn sie so dumm gewesen wäre, irgendeinen alten Kerl auszuhalten, hättest du auch nichts gewußt; das ist immerhin doch noch eine gute Seite von ihr.
    Wie geht's denn gewöhnlich zu?
    Wenn es Zeit wird, daß die Mädchen, die selber nicht einen Pfennig gespart haben, sich nach einem Manne umsehen oder umsehen müssen, weil sie schon zu alt für den Bordellbetrieb sind, so kannst du sie doch schwerlich mit nacktem Körper aus dem Hause jagen. Dann mußt du ihnen wenigstens etwas auf den Kopf und etwas unter die Füße geben und sie anständig anziehen, damit sie Mensch unter Menschen sein können. Hier aber schafft sie sich alle Sachen selbst an und nimmt dich auch wegen eines Seidenfadens nicht in Anspruch.
    Da, dieser ganze große Haufen Goldes gehört dir, voll und ungeschmälert; stecke ihn doch in deinen Taillenbeutel!
    Hat sie sich losgekauft und geht in Frieden von dir, brauchst du dich nicht zu fürchten, daß sie deine Pflegetochter war, brauchst du dich nicht zu ängstigen, daß sie, wenn es ihr später gut geht, keine Besuche mehr bei dir macht, um dir von Zeit zu Zeit durch irgendeinGeschenk ihre kindliche Liebe zu beweisen!
    Verheiratet, ohne Vater und Mutter, wird sie dich vielleicht später einmal in ihr Haus aufnehmen, wo du Großmutterstelle vertreten und noch sehr, sehr viel Gutes genießen kannst. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich!«
    Diese Worte hatten Wang Djiú-Mas Herz so beruhigt und versöhnlich gestimmt, daß sie ohne weiteres ihre Zustimmung gab.
    Liú Sse-Ma ging um das Geld, wog ein Päckchen nach dem andern ab und übergab es ihr, desgleichen auch das ungemünzte Gold, die Perlen, den Jade und die sonstigen Kostbarkeiten, welche, wie schon erwähnt, den anderen Teil der Lösungssumme bildeten.
    »Das habe ich alles mit Absicht so gemacht, liebe Schwester,« sagte sie zu Wang Djiú-Ma. »Ich habe absichtlich etwas mehr auf den Preis angerechnet. Bei anderen müßte ich's freilich um einige zehn Taels billiger lassen.«
    Wang Djiú-Ma – obgleich ebenfalls Bordellwirtin wie ihre Freundin – war, wo es sich nicht um Geld handelte, eine ziemlich einfältige und harmlose Person, die sich ganz auf das verließ, was Liú Sse-Ma sagte, und alles von ihrunbedingt annahm. Als Liú Sse-Ma also das Geld in Frau Wangs Händen sah, ließ sie, ohne Zeit zu verlieren, durch einen Schreiber, der rasch herbeigerufen wurde, die Heiratsurkunde aufsetzen und übergab sie Meï-Niáng, welche erklärte, sie möchte gerade die Anwesenheit ihrer Tante benutzen, um sich von ihren Pflegeeltern zu verabschieden, ehe sie das Haus verlasse.
    »Ich möchte ein, zwei Tage bei der Tante wohnen, um einen glücklichen Tag für meine Vermählung zu wählen; nur weiß ich noch nicht, ob Sie damit einverstanden sind.«
    Liú Sse-Ma war dieses Verlangen nicht gerade angenehm. Sie fürchtete noch immer, Wang Djiú-Ma könnte ihre Gesinnung ändern und Reue über diesen Schritt empfinden, hätte es daher am liebsten gehabt, wenn Meï-Niáng gar nicht erst in ihr Haus gekommen, und die ganze Geschichte schon aus der Welt gewesen wäre. Da sie aber von Meï-Niáng sehr viel Geschenke zum Dank für ihre Bemühungen erhalten hatte, sagte sie freundlich:
    »Wenn's sein muß, recht gern! Komme nur.« –
    Sofort packte Meï-Niáng in ihrem Zimmer alles zusammen, was ihr selbst gehörte: Kammhalter,Besuchskästen, Koffer, Decken und vieles andere mehr, ohne aber auch nur den kleinsten Gegenstand zu berühren, welcher Eigentum der Bordellwirtin war. Das Packen war beendet, und Meï-Niáng verließ hinter Liú Sse-Ma die Räume, die sie solange bewohnt hatte, um sich von ihrem falschen Vater, ihrer falschen Mutter mit tiefen Verbeugungen zu verabschieden und auch ihren bisherigen Kameradinnen einige freundliche Worte zuzurufen.
    Wang Djiú-Ma schluchzte sogar einigemal, während Meï-Niáng rasch einen Mann herbeirief, der ihr die Koffer tragen sollte, und hocherfreut mit einem seligen Gefühl der Freiheit in die Sänfte stieg, welche sie mit Liú Sse-Ma zu deren Wohnung trug.
    Dort wurde ein schönes stilles Zimmerchen ausgeräumt, um Meï-Niáng und ihre Sachen unterzubringen, und als das geschehen war, kamen alle Mädchen des Hauses herbei, um dem glücklicheren Gast zu gratulieren.
    Denselben Abend schickte noch

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