Der Ölhändler und die Blumenkönigin
sie verbrachten – das brauche ich wohl nicht mehr zu schildern.
Nur so viel sei gesagt, daß der eine ein kräftiger junger Mann war, die andere eine junge Dame, die an Liebe gewöhnt und in ihren Künsten erfahren war.
Auf dieser Seite hörte man in heißem Geflüster erzählen von der Sehnsucht dreier Jahre,von so vielen Mühen und duftigen Träumen; von jener kamen die zärtlichen Antworten, wie innig sie schon ein Jahr lang an ihn gedacht, und wie groß die Freude über das Glück sei, mit ihm in so enger und fester Umschlingung zu liegen. Sie dankte für die Herzlichkeit, mit der er ihr damals und heute beigestanden hatte, Güte auf Güte häufend. Er dankte für die heutige Nacht, die alle seine Erwartungen so übertroffen und ihm noch viel mehr Liebe gebracht als die letzte. –
Die rotgeschminkte Kurtisane stürzte entschlossen die Puderschachtel um, daß Flecke wie blutige Wunden auf dem feinen seidenen Tuche zurückblieben, – und der Ölhändler warf seine Flasche beiseite, um in einem warmen Neste unter Decken von Seide ein übergroßes Glück zu genießen: Kann man nicht lachen über die Launen des Schicksals, wenn es ein einfacher Dorfjunge, der im Drange seines Herzens sein ganzes Hab und Gut unnütz verschwendet, doch fertigbringt, als vornehmer Herr sich mit so eleganten Spielen zu befassen?
Nachdem der »bewölkte Himmel sich geklärt und die lechzende Erde den Regen empfangen« hatte, sagte Meï-Niáng: »Geliebter, ich habenoch etwas auf dem Herzen, was ich dir gern gestehen möchte. Du darfst es mir nicht abschlagen.«
Tjin-Dschung entgegnete: »Mein Fräulein, wenn ich Ihnen dienen kann – und müßte ich auch in heißes Wasser oder Feuer springen! – ich würde mich nicht weigern. Wie sollte es mir einfallen, Ihnen etwas zu versagen?«
»Ich möchte deine Frau sein!«
Tjin-Dschung, welcher nicht recht glauben konnte, sie meine es ernst damit, entgegnete lächelnd:
»Mein Fräulein, wenn Sie auch unter zehntausend Freiern die Wahl hätten, mit mir würden Sie doch noch nicht rechnen!
Scherzen Sie nicht so, daß Sie sich nicht selbst erniedrigen!«
»Meine Worte kommen wirklich aus aufrichtigem Herzen«, versicherte Meï-Niáng. »Wie kannst du von Scherz reden? Nur – ich bin im Alter von vierzehn Jahren auf Veranlassung meiner Pflegemutter betrunken gemacht worden und so um meine Unschuld gekommen. Um diese Zeit wollte ich ja eine gute Ehe schließen, aber ich konnte nirgends den Rechten finden! Und da ich mir damals noch nicht zutraute, dasGute vom Schlechten zu unterscheiden, so fürchtete ich, den großen Anschluß des Lebens zu versäumen, wenn ich nicht rechtzeitig auf die Suche ginge nach dem einen, dem mein Leben gehören sollte.
Nun – obwohl ich später viel Gelegenheit hatte, mit Männern von Macht und Bildung zusammenzukommen, so mußte ich doch erfahren, daß sie wohl alle begeisterte Anhänger des Weins und der Schönheit sind, daß sie aber stets nur Scherz mit mir trieben und sich bei mir amüsieren wollten. Nicht einen hat es gegeben, der aufrichtigen Herzens Mitleid empfunden hätte mit meiner Unschuld, dem mein Schicksal nahegegangen wäre! Ich habe hier gesucht und dort gesucht und nur dich gefunden, du treuer, aufrichtiger, du edler Mensch!
Ich weiß auch, daß du noch keine Frau hast. Wenn du also nicht Anstoß daran nimmst, daß ich durch meinen bisherigen Lebenswandel entehrt bin, – – ich möchte so gern deine ebenbürtige Gemahlin werden und dir dienen!
Magst du mich aber nicht, so will ich mich in einen drei Fuß breiten weißen Trauerschleier hüllen und zu deinen Füßen sterben, um dir mein aufrichtiges Herz zu zeigen.
Es ist immer noch besser, so zu sterben, als wenn ich gestern unter den Händen dieses rohen Bauernlümmels ein unrühmliches Ende gefunden hätte, worüber die Leute dann noch ihre herzlosen Späße gerissen hätten.« Als sie geendet hatte, brach sie in ein herzerschütterndes Schluchzen aus.
Tjin-Dschung sagte gerührt: »Mein Fräulein, seien Sie nicht traurig. Da Sie mich lieben, was ich noch nicht verstehen kann, ist's mir, als ob der Himmel sich zur Erde neigte. Wie sollte ich nicht freudig zustimmen?! Mir macht's nur Kummer, wie ich Sie auslösen soll, da mein Fräulein so berühmt ist, daß wohl tausend Taels nicht dazu reichen werden! Ich bin arm und habe kein Vermögen. Wie soll ich's möglich machen, da auch bei mir die Börse nicht im Einklang mit meinen Wünschen steht?«
»Das ist kein Hindernis«, sagte
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