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Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Der Ölhändler und die Blumenkönigin

Titel: Der Ölhändler und die Blumenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Meï-Niáng fröhlich. »Ich will dir nicht verbergen, daß ich für die Verwirklichung meiner erträumten Ehe mit einem trefflichen Mann schon lange vorher einiges zurückgelegt habe, das ich außerhalb dieses Hauses aufbewahren lasse, um mich jederzeit loskaufen zu können. Darum mach' dir keine Sorgen, du Lieber!«
    »Wenn mein Fräulein sich auch selbst loskaufen kann, so sind Sie doch von jeher gewöhnt, in hohen Hallen und großen Räumen zu wohnen, seidene Kleider zu tragen und köstliche Speisen zu genießen. Werden Sie in meinem bescheidenen Hause leben können?«
    »Ach was, seidene Kleider und köstliche Speisen!« rief Meï-Niáng. »Wenn ich auch an groben Tuchkleidern und an einfachen Gemüsen sterben sollte, ich würde mich nicht ärgern!«
    »Gut, mein Fräulein, – wenn auch dieses Bedenken wegfällt, – wird aber Ihre Pflegemutter einwilligen?«
    »O, da weiß ich schon, was ich tun soll«, lachte sie lustig und setzte ihm auseinander, wie sie es machen wollte, um die Zustimmung der Alten zu erlangen.
    So sprachen die beiden von ihren Zukunftsträumen bis zum hellen Morgen. – Wie schon erwähnt, hatte Meï-Niáng ihre Ersparnisse außerhalb angelegt. In Kisten und Kasten lagen sie wohlverwahrt bei drei vertrauten Freunden: dem Sekretär in der Han-Lin-Akademie, Huáng, beim Sohne des Präsidenten Han und bei einem Gaste des Gouverneurs Tji.
    Unter dem Vorwande, sie brauche ihre siebenSachen notwendig, holte sie diese aus ihren Verstecken wieder ab und verabredete mit Tjin-Dschung, das alles bei sich in Verwahrung zu nehmen. Nachdem also das Geld und die sonstigen Wertsachen in Sicherheit gebracht worden waren, bestieg sie eine Sänfte, um sich zu Frau Liú Sse-Ma tragen zu lassen, welche ihr doch seinerzeit jede Unterstützung zugesichert hatte für den Fall, daß sie dem Manne ihrer Wahl folgen wollte.
    Gefragt, wie sie sich jetzt zu der Sache stelle, antwortete sie:
    »Darüber habe ich ja schon früher ausführlich gesprochen, liebe Nichte. Du bist eigentlich noch etwas zu jung dazu, und dann – weiß ich auch noch nicht, wer der Erwählte deines Herzens ist.«
    »Liebe Tante, sorgen Sie sich bitte nicht darum, wer es ist.
    Jedenfalls ist meine Wahl nach dem, was Sie damals gesagt haben, getroffen worden: es ist eine wahre, eine fröhliche und eine fertige Ehe, welche fürs ganze Leben halten wird! Wenn meine Tante für mich den Mund öffnen würde, bin ich gar nicht ängstlich, daß meine Pflegemutter ihre Zustimmung verweigern könnte.Ich habe sonst nichts, um Ihnen meinen Dank und meine Verehrung auszudrücken, als daß ich Ihnen zehn Taels in Gold anbiete, aus denen Sie sich nach Belieben – vielleicht ein Paar Haarspangen machen lassen können.
    Dafür bitte ich Sie, sich bei meiner Pflegemutter zu bemühen. Und wenn Sie meine Herzensangelegenheit zu einem guten Ende geführt haben, so kommen Geschenke für die Heiratsvermittlung noch hinzu!«
    Als Liú Sse-Ma so viel Geld sah, da lachten ihre Äuglein, daß die Lider fast gar keinen Spalt mehr ließen. Dann sagte sie geschwind:
    »Du bist wie mein eigenes Kind, und es ist eine schöne Sache! Wie könnte ich so ein Geschenk von dir verlangen! Wenn ich dieses Gold vorläufig annehme, so will ich es nur für dich aufheben. – Selbstverständlich, liebes Kind, übernehme ich die ganze Angelegenheit!
    Nur weiß ich noch nicht recht, wie das mit deiner Pflegemutter werden wird, für die du ein Baum bist, von welchem sie Gold in Menge schüttelt. Einem gewöhnlichen und mittellosen Menschen würde sie dich nie freigeben.
    Ich fürchte, daß sie etwa tausend Taels verlangen wird, und wer wird so viel Geld aus derHand geben wollen? Zudem muß ich deinen Auserwählten selbst einmal sehen, um mit ihm die Angelegenheit zu besprechen.«
    »Liebe Tante, kümmern Sie sich doch nicht um müßige Dinge! Betrachten Sie bitte die Sache so, als ob ich mich selber loskaufte!«
    »Weiß deine Pflegemutter davon, daß du zu mir gegangen bist?«
    »Nein«, entgegnete Meï-Niáng.
    »Gut, dann iß also bei mir und warte, bis ich zurück bin. Ich gehe am besten sofort zu euch, um die Sache mit deiner Pflegemutter ins reine zu bringen. Wenn es mir gelingt, sie zu überreden, kann ich dir das Resultat gleich mitteilen.« Darauf stieg sie in eine gemietete Sänfte und ließ sich zur Frau Wang tragen, wo sie von der Alten freundlich wie immer empfangen und in den Salon geführt wurde.
    Absichtlich kam sie zunächst auf die Affäre mit Wu zu sprechen, worauf ihr

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