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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Seine nächsten Worte galten nicht Gabriel, sondern der angestrahlten Kuppel von Sacré-Cœur. »Komm nach Hause, Gabriel. Übernimm die Leitung des Diensts. Dafür bist du geboren. Dein Schicksal war entschieden, als deine Mutter dich Gabriel nannte.«
    »Das hast du schon damals gesagt, als du mich für das Unternehmen ›Zorn Gottes‹ angeworben hast.«
    »Wirklich?« Schamron lächelte schwach, als er sich daran erinnerte. »Kein Wunder, dass du damals Ja gesagt hast.«
    Ein Szenario wie dieses hatte Schamron seit Jahren angedeutet, aber niemals so unmissverständlich geschildert. Gabriel wusste recht gut, wie er den Rest seines Lebens verbringen würde, wenn er so töricht wäre, dieses Angebot anzunehmen. Tatsächlich brauchte er sich nur den vor ihm stehenden Mann anzusehen. Die Leitung des Diensts hatte nicht nur Schamrons Gesundheit, sondern auch sein Familienleben ruiniert. Das Land betrachtete ihn als nationalen Schatz, aber für seine Kinder war er der Vater, der nie zu Hause gewesen war. Der Vater, der Geburtstage und Schulfeste versäumt hatte. Der Vater, der von bewaffneten Leibwächtern umgeben in gepanzerten Limousinen unterwegs war. Das war kein Leben, das Gabriel sich wünschte – oder seinen Angehörigen zumuten wollte. Aber das durfte er dem Alten jetzt nicht ins Gesicht sagen. Es war besser, einen Hoffnungsschimmer aufblitzen zu lassen und die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Dafür würde Schamron Verständnis haben. Schließlich hätte er genauso gehandelt, wenn ihre Rollen vertauscht gewesen wären.
    »Wie viel Zeit bliebe mir, bis ich die Leitung übernehmen müsste?«
    »Soll das heißen, dass du den Job annimmst?«
    »Nein, es bedeutet, dass ich über das Angebot nachdenken werde – unter zwei Bedingungen.«
    »Ich mag keine Ultimaten. Diese Lektion hat die PLO durch schlechte Erfahrungen gelernt.«
    »Willst du meine Bedingungen hören?«
    »Wenn du darauf bestehst.«
    »Nummer eins: Ich darf die Restaurierung meines Gemäldes zu Ende bringen.«
    Der Alte schloss die Augen, dann nickte er. »Und Nummer zwei?«
    »Ich hole Grigorij Bulganow aus Russland raus, bevor Charkow ihn ermordet.«
    »Ich habe befürchtet, dass du das sagen würdest.« Schamron nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und drückte sie langsam im Aschenbecher aus. »Sieh mal nach, ob es hier irgendwo Kaffee gibt. Du weißt, dass für mich eine Einsatzbesprechung ohne Kaffee ein Ding der Unmöglichkeit ist.«

22 M ONTMARTRE , P ARIS
    Gabriel löffelte Kaffeepulver in den französischen Kaffeebereiter und informierte Schamron, während er darauf wartete, dass das Wasser kochte. Schamron saß reglos in Hemdsärmeln an dem kleinen Küchentisch und stützte das Kinn nachdenklich auf seine leberfleckigen Hände. Er bewegte sich erst, als Gabriel ihm den Brief reichte, den Grigorij bei Olga Suchowa in Oxford hinterlegt hatte, und kurze Zeit später, um seine erste Tasse Kaffee in Empfang zu nehmen. Er tat reichlich Zucker hinein, während er sein Urteil verkündete.
    »Klar ist, dass Charkow alle aufspüren und liquidieren will, die an dem Unternehmen gegen ihn beteiligt waren. Erst hat er Grigorij aufs Korn genommen, dann Olga. Aber in Wirklichkeit hat er es auf dich abgesehen.«
    »Was soll ich also tun? Mich für den Rest meines Lebens verstecken?« Gabriel schüttelte den Kopf. »Um den großen Ari Schamron zu zitieren: Ich halte nichts davon, untätig herumzusitzen, während andere meine Vernichtung planen. Ich denke, dass wir auch diesmal die Wahl haben. Wir können in Angst leben. Oder wir können uns wehren.«
    »Und wie sollen wir das anstellen?«
    »Indem wir Charkow und seine Leute wie Terroristen behandeln. Indem wir sie liquidieren, bevor sie weitere Morde verüben können. Und mit etwas Glück können wir Grigorij dabei befreien.«
    »Wo willst du anfangen?«
    Gabriel öffnete den Reißverschluss des Seitenfachs seiner Reisetasche und zog ein vergrößertes Foto eines Mercedes mit zwei Personen auf dem Rücksitz heraus. Schamron setzte sich seine verkratzte Lesebrille auf, um die Aufnahme zu studieren. Dann legte Gabriel ihm ein weiteres Foto hin, das zu dem in Oxford hinterlegten Brief gehörte: Grigorij und Irina in glücklicheren Zeiten …
    »Wir wissen also, wie sie ihn so schnell in den Wagen locken konnten«, sagte der Alte. »Hast du das unseren britischen Freunden erzählt?«
    »Vielleicht habe ich das vergessen, als ich mit knappem Vorsprung vor einem russischen Killerkommando aus ihrem

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