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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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du verstanden?«
    Gabriel erstattete Navot ausführlich Bericht – von seinem ersten Treffen mit Graham Seymour bis zu dem Mordanschlag vor Olgas Haus.
    »Sie haben das Türschloss unbrauchbar gemacht?«, fragte Navot.
    »Ja. Ein klasse Trick.«
    »Nur schade, dass der Schütze nicht gemerkt hat, dass du unbewaffnet warst. Er hätte aussteigen und dich seelenruhig erledigen können.«
    »Das ist nicht dein Ernst, Uzi.«
    »Nein, aber es tut mir gut, das zu sagen. Reichlich schlampig für ein russisches Killerteam, findest du nicht auch?«
    »Es ist nicht so leicht, jemanden aus einem fahrenden Auto zu erschießen.«
    »Außer man ist Gabriel Allon. Haben wir jemanden im Visier, stirbt er. So ist es bei den Russen sonst auch. Sie sind Fanatiker, wenn es um Planung und Vorbereitung geht.«
    Gabriel nickte zustimmend.
    »Wieso haben sie dann ein paar Amateure nach Oxford geschickt?«
    »Weil sie dachten, die Sache wäre einfach. Sie haben anscheinend geglaubt, die B-Mannschaft käme damit zurecht.«
    »Du nimmst an, Olga sei die Zielperson gewesen, nicht du selbst?«
    »Korrekt.«
    »Wie kommst du zu dieser Ansicht?«
    »Ich war erst seit drei Tagen in England. Sogar uns würde es schwerfallen, so schnell einen Anschlag zu organisieren.«
    »Warum haben sie die Sache nicht abgeblasen, als sie gesehen haben, dass Olga nicht allein war?«
    »Vermutlich haben sie mich nur für Olgas Freund oder einen ihrer Studenten gehalten – nicht für jemanden, der weiß, dass er in Deckung gehen muss, wenn sich ein Türschloss plötzlich nicht mehr öffnen lässt.«
    Der Ober kam an ihren Tisch. Navot schickte ihn mit einer angedeuteten Handbewegung vorläufig wieder weg.
    »Vielleicht wäre es klüger gewesen, einige dieser Erkenntnisse auch Graham Seymour mitzuteilen. Er hat dir gestattet, auf eigene Faust wegen Grigorijs Verschwinden zu ermitteln. Und wie hast du dich dafür revanchiert? Indem du mit einer weiteren Überläuferin aus England verschwunden bist.« Navot lächelte humorlos. »Graham und ich könnten unseren eigenen kleinen Club gründen: Männer, die dir vertraut haben, nur um bitter enttäuscht zu werden.«
    Navot sah zu Olga hinüber und wechselte vom Hebräischen ins Englische.
    »Ihren Nachbarn sind die Einschusslöcher und die aufgebrochene Haustür erst gegen zwanzig Uhr aufgefallen. Als Sie nirgends zu finden waren, haben sie die Thames Valley Police alarmiert.«
    »Ich weiß, was als Nächstes passiert ist, fürchte ich«, sagte sie. »Weil meine Adresse eine spezielle Sicherheitsmarkierung trägt, hat der Wachhabende sofort den Chief Constable angerufen.«
    »Und können Sie raten, was der Chief Constable gemacht hat?«
    »Ich vermute, dass er das Innenministerium in London angerufen hat. Und das Innenministerium hat seinerseits Graham Seymour angerufen.«
    Navot sah von Olga zu Gabriel hinüber. »Und was hat Graham Seymour deiner Meinung nach getan?«
    »Er hat unseren Londoner Stationschef angerufen.«
    »Der drei Tag lang unauffällig ganz London nach dir abgesucht hatte«, fügte Navot hinzu. »Und als Graham den Stationschef am Telefon hatte, hat er ihm die Leviten gelesen. Glückwunsch, Gabriel. Du hast es geschafft, dass unsere Beziehungen zu den Briten einen neuen Tiefpunkt erreicht haben. Sie verlangen volle Aufklärung darüber, was gestern Abend in Oxford passiert ist. Und sie wollen ihre Überläuferin zurückhaben. Graham Seymour erwartet uns morgen in aller Frühe in London.«
    »Uns?«
    »Dich, mich und Olga.« Und als wäre es ihm kurz entfallen, fügte Navot hinzu: »Und den Alten.«
    »Wie hat Schamron es geschafft, in diese Sache verwickelt zu werden?«
    »So wie immer. Schamron verabscheut jegliches Vakuum. Sieht er einen leeren Raum, füllt er ihn aus.«
    »Sag ihm, dass er in Tiberias bleiben soll. Wir kommen allein zurecht.«
    »Bitte, Gabriel. Für Schamron sind wir noch immer kleine Jungen, die das Fahrradfahren lernen, und er kann sich nicht dazu überwinden, den Sattel loszulassen. Außerdem ist es ohnehin zu spät. Er ist schon hier.«
    »Wo?«
    »In einer sicheren Wohnung in Montmartre. Olga und ich bleiben hier und lernen einander besser kennen. Schamron möchte mit dir reden. Unter vier Augen.«
    »Worüber?«
    »Das hat er mir nicht gesagt. Ich leite schließlich nur die Operationsabteilung.«
    Navot sah in seine Speisekarte und runzelte die Stirn.
    »Kein Backhuhn. Du weißt, wie gern ich bei Jo Goldenberg das Backhuhn gegessen habe. Besser als das Backhuhn war nur der

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