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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Land geflüchtet bin.«
    »In Begleitung von Graham Seymours Überläuferin.« Schamron studierte das Foto noch einen Augenblick länger. »Erzähl mir, was du vorhast, mein Sohn.«
    »In der Nacht, in der Grigorij mir das Leben gerettet hat, habe ich ihm etwas versprochen. Ich habe die Absicht, dieses Versprechen zu halten.«
    »Grigorij Bulganow hat einen britischen Pass. Das macht ihn zu einem britischen Problem.«
    »Eines hat Graham Seymour mir in London unmissverständlich klargemacht, Ari. Aus britischer Sicht ist Grigorij mein Überläufer, nicht ihrer. Und wenn ich ihn nicht zurückzuholen versuche, wird es kein anderer tun.«
    Schamron tippte auf das Foto. »Und du glaubst, dass sie dir helfen kann?«
    »Sie hat ihre Gesichter gesehen. Hat ihre Stimmen gehört. Wenn wir sie finden, wird sie uns helfen.«
    »Und wenn sie dir nicht helfen will? Wenn sie freiwillig bei der Entführung mitgemacht hat?«
    »Möglich ist wohl alles …«
    »Aber?«
    »Ich glaube es nicht. Aus Grigorijs Erzählungen weiß ich, dass Irina den FSB und alles, was er verkörpert, gehasst hat. Grigorijs Job war einer der Gründe dafür, dass seine Ehe zerbrochen ist.«
    »Gab es noch weitere Gründe?«
    »Sie hat sich dafür geschämt, dass Grigorij Geld von Iwan Charkow angenommen hat. Sie hat es Blutgeld genannt und nie angerührt.«
    »Vielleicht hat sich Irina die Sache inzwischen anders überlegt. Russen können sehr überzeugend argumentieren, Gabriel. Und wenn ich in diesem Leben eines gelernt habe, dann ist es die Tatsache, dass jeder Mensch seinen Preis hat.«
    »Vielleicht hast du recht, Ari. Aber das wissen wir erst, wenn wir sie gefragt haben.«
    »In einem persönlichen Gespräch? Schwebt dir das vor?«
    »Irgendwas in dieser Art.«
    »Wie kommst du darauf, dass sie nicht längst beseitigt worden ist?«
    »Ich habe sie heute Morgen in ihrem Reisebüro angerufen. Sie hat sich am Telefon gemeldet.«
    Schamron trank noch einen Schluck Kaffee und dachte über die Bedeutung von Gabriels Aussage nach. »Eines möchte ich von Anfang an klarstellen. Unter keinen Umständen darfst du oder sonst jemand, der an dem ursprünglichen Unternehmen beteiligt war, nach Moskau zurück. Niemals!«
    »Ich habe nicht vor, dorthin zurückzukehren.«
    »Wie willst du dann ein Treffen mit ihr arrangieren?«
    Gabriel schilderte ihm in groben Zügen seinen Plan. Während Schamron zuhörte, spielte er mit seinem Feuerzeug: zwei Drehungen nach rechts, zwei nach links.
    »Die Sache hat einen Haken. Du setzt voraus, dass sie zur Zusammenarbeit bereit ist.«
    »Ich setze überhaupt nichts voraus.«
    »Sie muss sehr vorsichtig behandelt werden, bis ihre wahre Loyalität feststeht.«
    »Und danach auch.«
    »Ich vermute, dass du wieder auf dein altes Team zurückgreifen willst.«
    »Das spart Zeit, weil alle einander schon kennen.«
    »Wie viel Geld wird mich das kosten?«
    Gabriel lächelte, während er Schamron Kaffee nachgoss. Der Alte, der den Dienst in einer Zeit geleitet hatte, als jeder Schekel zwei Mal umgedreht werden musste, tat noch immer so, als käme das Geld für Einsätze direkt aus seiner eigenen Tasche.
    »Hunderttausend müssten reichen.«
    »Hunderttausend?«
    »Ich wollte erst zweihunderttausend verlangen.«
    »Ich lasse das Geld morgen auf dein Konto in Zürich überweisen. Sobald du eine Operationsbasis hast, entsende ich das Team.«
    »Was willst du Arnos erzählen?«
    »Möglichst wenig.«
    »Und den Briten?«
    »Überlass das mir. Ich informiere sie über dein Vorhaben und verspreche ihnen, dass sie alles erfahren, was ihr herausbekommt.« Er machte eine Pause. »Du teilst doch ehrlich, nicht wahr, Gabriel?«
    »Versprochen.«
    »Ich glaube sogar, dass sie insgeheim erleichtert sein werden, dass wir die Sache übernehmen. Die Downing Street will auf keinen Fall eine weitere Konfrontation mit den Russen – nicht so lange die englische Wirtschaft am Tropf hängt. Den Briten geht es mehr darum, weitere russische Geldströme auf Londoner Bankkonten zu lenken.«
    »Trotzdem bleibt noch ein Problem.«
    »Nur eines?«
    »Olga.«
    »Ich bringe sie morgen zurück und streue an deiner statt Asche auf mein Haupt. Außerdem bringe ich ein kleines Geschenk mit – ein paar Abhörprotokolle aus dem Libanon, in denen von einem möglichen Terroranschlag in London die Rede ist.«
    »Du kannst ihnen diese Protokolle schenken, Ari, aber Olga kehrt nicht so bald nach England zurück, fürchte ich.«
    »Du kannst sie nicht hier in Paris

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