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Der Oligarch

Der Oligarch

Titel: Der Oligarch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wenn es sich bei der Waffe um eine Glock Kaliber 45 handelt. Das Hohlladungsgeschoss trat mit einem ziemlich lauten Knall in den Schädel des Fahrers ein und durch den Mund wieder aus, wobei es große Teile von Kinn und Unterkiefer wegriss. Wäre die Pistole dabei waagrecht gehalten worden, hätte der Schuss auch noch Wladimir Tschernow getroffen. Stattdessen bohrte sich das Geschoss daraufhin harmlos in den Fußboden. Trotzdem kam Tschernow nicht unbeschadet davon. Sein muskulöser Oberkörper wurde mit Blut, Gehirnmasse und Knochensplittern bespritzt. Sekunden später folgte sein eigener Mageninhalt – das erlesene Diner, das er vor wenigen Stunden im Les Armures mit Ludmilla Akulowa eingenommen hatte.
    Das war ein ermutigendes Zeichen. Tschernow mochte von Gewalt und Tod leben, aber er konnte kein Blut sehen. Mit etwas Glück würde er bald auspacken. Gabriel zeigte ihm erneut das Foto und wiederholte seine Frage: »Wer ist dieser Mann und wo kann ich ihn finden?« Bedauerlicherweise blieb Tschernows Antwort die gleiche.
    »Sie haben bestimmt schon von Waterboarding gehört, Wladimir. Wir benutzen eine andere Methode, wenn wir rasch Informationen brauchen.« Gabriel sah kurz in das Kaminfeuer. »Wir nennen es Fireboarding.« Er wandte sich wieder Tschernow zu. »Haben Sie jemals einen Mann gesehen, der ins Feuer gesteckt worden ist, Wladimir?«
    Als der Russe hartnäckig schwieg, nickte Gabriel seinen Leuten zu. Jaakov und Navot packten den Leibwächter mitsamt dem Stuhl, an den er gefesselt war, und rammten ihn mit dem Kopf voraus ins Feuer. Sie ließen ihn nur wenige Sekunden in der Glut. Aber als sie ihn herauszogen, rauchte sein Haar, und sein Gesicht war geschwärzt und mit Brandblasen bedeckt. Und er schrie laut vor Schmerzen.
    Sie stellten ihn direkt vor Tschernow ab, damit der Russe die schrecklichen Folgen seiner Unnachgiebigkeit sehen konnte. Dann setzte Gabriel dem Leibwächter die Mündung seiner Glock an den Hinterkopf und erlöste ihn von seinen Qualen. Tschernow, der jetzt blutüberströmt war, starrte die beiden Toten vor sich entsetzt an. Michail klebte ihm den Mund mit Gewebeband zu und schlug ihm zwei Mal kräftig mit dem Handrücken ins Gesicht. Danach legte Gabriel ihm das Foto auf die Knie und kündigte an, in fünf Minuten zurückzukommen.
     
    Gabriel kam in der neunundfünfzigsten Sekunde der vierten Minute zurück und riss Tschernow das Klebeband vom Mund. Dann stellte er ihn vor eine nüchterne Wahl. Sie könnten ein angenehmes Gespräch unter Profis führen – oder Tschernow würde wie sein jetzt toter Leibwächter ins Feuer gesteckt werden. Aber er würde nicht rasch versengen, fügte Gabriel warnend hinzu. Stattdessen würde ein Glied seines Körpers nach dem anderen langsam geröstet werden. Und es würde keine Kugel in den Hinterkopf geben, um ihn von seinen Qualen zu erlösen.
     
    Er brauchte nicht lange auf die Antwort zu warten. Zehn Sekunden. Nicht länger. Tschernow sagte, er wolle reden. Tschernow sagte, was passiert sei, tue ihm leid. Tschernow sagte, er wolle helfen.

47 H AUTE -S AVOIE , F RANKREICH
    Sie ließen ihn duschen, gaben ihm seine Kleidung zurück und injizierten ihm eine Dosis Alprazolam gegen Angst- und Panikstörungen. Er durfte ungefesselt in einem richtigen Sessel sitzen, der allerdings so stand, dass er seine toten Mitarbeiter ständig im Blick hatte – als grimmige Mahnung, welches Schicksal ihn erwartete, wenn er sich wieder unwissend stellte. Binnen weniger Stunden würden ihre Leichen spurlos verschwinden. Und Wladimir Tschernow mit ihnen. Ob er einen schmerzlosen oder äußerst gewaltsamen Tod fand, hing nur davon ab, ob er jede einzelne von Gabriels Fragen wahrheitsgemäß beantwortete.
    Das Alprazolam brachte den zusätzlichen Vorteil mit sich, Tschernows Zunge zu lockern, sodass Gabriel ihn nur wenig anzustoßen brauchte, um ihn zum Reden zu bringen. Der Russe begann sein Geständnis damit, dass er Gabriel zu dem vor seiner Haustür inszenierten Unternehmen gratulierte. »Das hätte der KGB auch nicht besser gekonnt«, sagte er ohne die geringste Spur von Ironie.
    »Sie werden entschuldigen, wenn ich mich nicht geschmeichelt fühle.«
    »Sie haben gerade zwei meiner Leute kaltblütig umgelegt, Allon. Sie haben kein Recht, sich über Vergleiche mit meinem ehemaligen Dienst zu beschweren.«
    »Sie kennen meinen Namen.«
    Tschernow rang sich ein Lächeln ab. »Dürfte ich eine Zigarette haben?«
    »Rauchen ist schlecht für Ihre Gesundheit.«
    »Ist

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