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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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Menschen müssen um ihren Arbeitsplatz bangen. Aber sehen Sie es einmal so: Die höhere Lebenserwartung bescherte dem Volksvermögen der USA in den letzten dreißig Jahren 3,2 Billionen Dollar zusätzlich. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die vergangenen Monat in der Zeitschrift für Nationalökonomie veröffentlicht wurde. Mehr noch: Ein Mittel, das den Alterungsprozess aufhält, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Krebs therapieren können und allein damit dem staatlichen Gesundheitssystem Ausgaben in Höhe von fünfzig Billionen Dollar einsparen.
    Ohne Forschungsfinanzierung droht uns ein silberner Tsunami, eine Welle alt gewordener Menschen, die greis und gebrechlich sind, aber kaum Lebensqualität haben. Um das zu verhindern, bitte ich Sie um Ihre Mithilfe. Treten Sie öffentlich ein gegen die Kürzungen durch die Regierung und fordern Sie mit uns mehr Geld für die Altersforschung. Nur so kann der drohende Abbruch herausragender, wichtiger Projekte verhindert und jungen Nachwuchswissenschaftlern eine reelle Chance zur Qualifikation gegeben werden.
    Wir werden immer älter, daran besteht kein Zweifel, und noch ist es eine Volkskrankheit, die nicht nur Ihre Enkel treffen wird. Heute sind es Ihre Großeltern, doch schon bald werden Sie selbst davon betroffen sein.
    Amrit Hashmi ist Mitglied des US-amerikanischen Bundesausschusses für Altersfragen und Direktor des Instituts für Altersforschung an der Universität Pittsburgh. Außerdem ist er Lehrstuhlinhaber des Lillian G. Moss Chair of Excellence in Biologie. Dr. Hashmi ist promovierter Endokrinologe und einer der ersten Wissenschaftler, die die Ursache einer langen Lebensdauer im menschlichen Erbgut vermuteten. Er arbeitet mit am internationalen Humangenomprojekt zur Entschlüsselung der Gene, die mit einer besonders langen Lebensdauer zusammenhängen.

III
    Deborah im Frühling

1.
    Die Entlassung
    S i e blickte zurück. Die Frauen mit kurzen Haftstrafen standen an ihren Zellentüren und nickten ihr zu, als sie von der Wache zur Entlassungsstelle geführt wurde. Wer auch nur die geringste Chance auf Bewährung hatte, mied Deborahs Blick. In Chowchilla reichte es nie für alle. Wenn eine etwas bekam, gingen die anderen dafür leer aus. Deborahs Entlassung bedeutete für eine andere Frau mit lebenslanger Haftstrafe, dass sie vermutlich nie wieder rauskommen würde.
    Es war jetzt Ende März, und mehr als zwei Monate hatte es noch gedauert, bis die letzte bürokratische Hürde endlich genommen war. Außer ihrem Anwalt, der jede Arbeitsstunde berechnete, schien niemand auf die Zeit zu achten. Ihre Familie hatte sie seit der Anhörung nicht mehr besucht. Deborah hatte das Gefühl, als habe man sie von der Liste zu erledigender Aufgaben gestrichen und blicke nun nach vorne: zu Erins Geburtstermin, Annas Eintrag als ältestem Menschen und diesem Doktor, der sie berühmt machen wollte. Die Erkenntnis, dass man sie zurück- oder zumindest beiseiteließ machte sie wütend.
    Sie musste vorsichtig sein. Sie spürte, wie die aufgestaute Wut in ihrem Magen anfing zu brodeln. In Chowchilla war es gefährlich, mit einer Wut im Bauch herumzulaufen. Sie hatte erlebt, wie andere Frauen Aktenvermerke oder Einzelhaft bekamen und ihnen ihre Sonderrechte entzogen wurden, nur weil sie gegen eine Wand traten oder eine andere Insassin anrempelten.
    Als sie das letzte Mal ihrer Wut freien Lauf gelassen hatte, hatte sie ihren Mann, ihre Tochter ihr ganzes Leben verloren, und nun hatte sie fast genauso viel zu verlieren. Noch war sie nicht frei. Der Aufseher hatte die Handschellen zu eng angelegt, und ihre Schultern schmerzten von der unnatürlichen Haltung. Am Schalter hatte er sie einfach stehen lassen, um weitere Kandidatinnen abzuholen. Sie horchte den schlurfenden Schritten nach und ärgerte sich über seinen gemächlichen Gang.
    Bis viertel nach neun warteten drei weitere Frauen mit ihr am Schalter. Die anderen waren noch jung und konnten schon allein deshalb keine langen Strafen verbüßt haben. Die beiden etwas übergewichtigen schwarzen Frauen standen dicht beieinander, als suchten sie instinktiv die Nähe von ihresgleichen. So lief das nun mal in Chowchilla: Nur bei denen, die einem halbwegs ähnlich waren, fühlte man sich sicher. Die Neuen verbündeten sich meistens mit Insassen derselben Hautfarbe, doch alte Hasen wie Deborah hüteten sich davor, diesen Fehler zu machen.
    Sie beobachtete, wie die beiden Schwarzen zu Boden blickten und möglichst entspannt dastanden. Sie

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