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Der Olivenhain

Der Olivenhain

Titel: Der Olivenhain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Miller Santo
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erinnere mich nicht«, sagte Deborah und musterte ihre Tochter von der Seite. Sie musste jetzt im siebten Monat sein und fühlte sich vermutlich langsam unwohl in ihrem Körper, doch sie wirkte noch nicht aufgequollen. Sie kaute auf ihren Wangen herum. Schon als Kind hatte sie das getan, wenn ihr mulmig zumute war.
    Deborah kurbelte die Scheibe herunter und hielt eine Hand in den Fahrtwind. Auf dem Mittelstreifen duckten sich die Oleanderbäume unter dem Gewicht ihrer üppigen Blüten. Bis kurz vor Modesto sprach keine ein Wort.
    »Weißt du, wo es langgeht?«, fragte Deborah.
    Erin stellte das Radio ab, aus dem eben noch leise Opernmusik erklungen war, die Deborah nicht verstand und die ihr auch nicht sonderlich gefallen hatte. »An der nächsten Ausfahrt müssen wir raus. Grandma Bets und ich haben dort immer gegessen, wenn wir …« Sie beendete den Satz nicht. »Ich glaube, sie kannte den Sohn des Besitzers von irgendwoher.«
    Das Lokal befand sich in einem gelben Gebäude gegenüber von einer Bank, deren Namen Deborah noch nie gehört hatte. Es wirkte abgetakelt, doch der große Parkplatz davor war brechend voll, weshalb sie ihren Wagen am Straßenrand stehen lassen mussten. Drinnen herrschte Hochbetrieb, und Deborah hätte am liebsten gleich auf dem Absatz kehrtgemacht, denn alles sah so kompliziert aus, als brauche man schon für die Bestellung ein Benutzerhandbuch. Deborah hatte sich ein einfaches Lokal vorgestellt, mit einer normalen Bedienung, eingeschweißter Speisekarte und genug Zeit, erstmal ein Glas Limonade zu trinken, bevor man bestellte.
    Erin bedeutete Deborah, ihr zu der ungeordneten Schlange vor der Theke zu folgen. »Die Tageskarte ist dort drüben«, sagte Erin und zeigte auf eine schwarze Tafel hinter der Kassiererin, auf der verschiedene Sandwich- und Salatvarianten mit bunter Kreide in einer schrecklichen Klaue angeschrieben waren. Bevor sie überhaupt etwas entziffern konnte, hatte Erin für sich schon einen Noah mit Murphey und eine weiße Kuh geordert. Die gut gelaunte junge Frau hinter dem Tresen gab die Bestellung über ein Mikrofon an die Küche weiter und fragte, wie sie ihren Murphey wollte. Erin wollte ihn kalt und drehte sich dann zu Deborah um.
    »Ich nehme einfach das, was gut schmeckt, und einen Eistee, falls Sie das haben«, sagte Deborah zu dem jungen Mann, der nun sie bediente.
    »Bei uns schmeckt alles lecker«, erwiderte er. »Gesüßt oder ungesüßt?«
    Der aufmerksame Blick des jungen Mannes machte sie nervös. »Was meinen Sie?«
    »Ihren Eistee. Mit oder ohne Zucker?«
    Über zwanzig Jahre lang hatte Deborah keine Wahl gehabt. In Chowchilla war der Tee vorgesüßt und fertig. »Wie Sie wollen, ist mir gleich.« Sie kratzte sich am Hals.
    »Wir haben beides.«
    Deborah sah hilflos zur Tafel und dann zu Erin hinüber. Hinter ihnen fingen die Leute an zu murren, weil es so lange dauerte. Deborah hatte keine Ahnung, was sie nehmen wollte.
    »Wir nehmen den Eistee ungesüßt«, sagte Erin. »Wenn du Zucker willst, kannst du am Tisch nachsüßen.«
    Deborah nickte, und der junge Mann sah auf die immer länger werdende Schlange hinter ihr. »Wollen Sie auch etwas essen?«
    »Nach was riecht es denn hier?«, fragte Deborah zurück und blickte auf ihre Schuhe.
    »Rindereintopf«, antwortete der Junge und runzelte die Stirn.
    »Das nehme ich«, sagte Deborah.
    »Einmal Bossy«, rief er ins Mikrofon. Dann sah er Erin an und sagte: »Dazu wird B & B serviert. Will sie das auch?«
    Erin nickte und zückte ihren Geldbeutel.
    »Na endlich«, brummte der Typ hinter ihnen.
    In der dunkelsten Ecke entdeckte Deborah einen freien Tisch und ging mit zittrigen Knien darauf zu. Erin folgte mit den Getränken und einem großen Schild mit der Nummer 14, das sie an einem dafür vorgesehenen Halter am Tisch befestigte. »Es war keine gute Idee, hierher zu kommen«, knurrte Deborah.
    Erin schob ihr den Zuckerständer hin. »Ich dachte, es gefällt dir vielleicht. Das Essen ist wirklich gut, sicher besser als das Zeug aus der Großküche, das du in den letzten zwanzig Jahren vorgesetzt bekommen hast.«
    »Da ist kein richtiger Zucker dabei.« Deborah suchte unter den vielen bunten Päckchen nach etwas Brauchbarem. »Sweet n Low, Nutra-Sweet, Equal, Rohrzucker, Splenda.«
    »Was willst du denn? Normalen Zucker?« Erin griff zwei Päckchen heraus. »Hier ist er doch. Nur die Verpackung ist ein bisschen poppiger als früher.«
    Deborahs Hände zitterten so stark, dass sie das Zuckertütchen nicht

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