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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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erwartet.
    »Ach ja? Du Schwachkopf.«
    Haku fing leise an zu wimmern. Wie von einem Magneten angezogen, bewegten sich die ersten Symbionten ruckelnd, zuckelnd und knisternd auf ihn zu. Als Latil und Eytarri ihn vom Boden hochzogen, schrie er zum ersten Mal wirklich.
     
    Haku zitterte unkontrolliert. Seine Augen waren geschlossen. Sein bleiches, langes Gesicht war von einem feinen Schweißfilm bedeckt. Er atmete schnell. Unter seiner rechten Schulter breitete sich ein blassroter Fleck aus, Wundsekret. Der sauber verkohlte Krater in seiner Schulter wurde von dem Manipulatorarm verdeckt, mit dem das Schiff noch bis vor einer Minute an der Wunde gearbeitet hatte. Jetzt stand er still und Latil wusste nicht, warum. Zu allem Überfluss antwortete das Schiff nicht.
    »Passage englouti, verdammt, was ist los?«
    Das Schiff blieb stumm.
    Haku zitterte.
    »Mach schon, der Wundprozess!«, rief Latil. »Dasselbe wie bei mir!«
    Statt einer Antwort zog sich der Manipulatorarm zurück und faltete sich zu seiner Ruheposition zusammen. Frustriert schlug Latil mit der Faust auf die pneumatisch gefederte Liege. Kein Spiel mehr. Kein Spielraum. Sie glaubte nicht, dass Hakus Leben in Gefahr war, aber er musste ziemlich große Schmerzen haben, wenn er deswegen nicht mehr sprechen konnte. Sie hatte Leute mit Vergiftungen so zittern sehen. Vielleicht war die Wunde schon entzündet, irgendetwas aus dem Moosboden, Enzyme aus den zerquetschten Symbionten, auf denen er gelegen hatte. Weiß, dachte sie unlogisch. Der weiß bedeckte Waldboden, die weiße Operationsliege hier im Schiff.
    »Vielleicht ist etwas kaputt«, sagte Eytarri schwach.
    Latil sah ihn nicht einmal an. »Du bist kaputt. Geh sterben.«
    Zu ihrer Überraschung gehorchte er. Als er den Raum verlassen hatte, zählte sie zur Sicherheit die Stabwaffen, die in einer Ecke des Raumes lagen. Immer noch drei.
    Sie wusste, dass sie sich irrational verhielt. Einen von den Waldleuten hätte sie ohne zu zögern getötet, um ihre Frustration abzureagieren, aber Haku, ein Taa wie die Waldleute auch, lag angeschossen vor ihr, und sie entwickelte mütterliche Gefühle. Sie bemerkte, dass sie sich schuldig fühlte. Ihretwegen war die kleine Jagd veranstaltet worden, ihretwegen lag Haku jetzt zitternd auf der Liege. Unsinn, sagte sie sich und atmete tief durch. Es war Hakus Idee gewesen, nicht ihre.
    »Begleit… Beglei… Begleiter«, stotterte Haku. Seine linke Hand tastete nach der Tasche, die an seinem Gürtel befestigt war. Latil öffnete sie, fingerte darin herum und zog angewidert die beiden Bälle aus dem seidenartigen Futteral, in das sie eingehüllt waren. Sie fühlten sich kühl und trocken an, ihre Haut schien von winzigen Kratern übersät zu sein. Die Begleiter krochen sofort auf die verletzte Schulter zu, als Latil sie auf Hakus Brust absetzte. Er zitterte jetzt nicht mehr so stark.
    »Passage englouti?«
    Immer noch nichts.
    Sie bemerkte das Kind erst, als es schon beinahe ganz um die Liege herumgelaufen war. Es war bis auf eine kurze Hose nackt und lief barfuß, wie Latil sehen konnte, als es sich sehr gelassen neben sie stellte, den Kopf in milder Neugier vorgestreckt. Ob es ein Junge oder Mädchen war, konnte sie nicht erkennen. Sie hatte noch immer über den sensorischen Eindruck nachgedacht, den ihr die Begleiter vermittelt hatten, und war so überrascht vom Auftauchen des Kindes, dass sie ein paar Gefühlsvarianten ausließ und sofort in das intuitive Wissen über den Urheber des Kindermondos hineinsprang.
    »Es ist nicht so schlimm«, sagte das Kind mit seiner hellen, klaren Stimme. Es wirkte vielleicht ein wenig altklug, sonst aber relativ normal. »Er ist nicht in Gefahr. Gib uns ein wenig Zeit. Komm schon, auf deinen Armen steht Die Kraft des Schmerzes. Du weißt, dass Haku bald wieder wie neu ist. Ich muss noch mit der Pseira verhandeln.«
    »Ich weiß«, sagte Latil, die sich über ihre eigene Ruhe nur wundern konnte. Wie schon oft in wirklich verworrenen Situationen fühlte sie sich jetzt kühl und frei in ihrem Inneren. Möglicherweise war auch das Kind der Grund dafür.
    »Wir werden schon bald zu einer Einigung kommen. Ich will nur diesen Wundheilungsprozess«, sagte das Kind. »Die Pseira ist sehr begabt.« Dann neigte es seinen Kopf ein wenig zur Seite, wie um zu lauschen. »Geschafft!«, sagte es lächelnd. »Ich mag Verhandlungen mit vernünftigen Leuten.« Das Kind löste sich in Luft auf.
    Der Manipulatorarm entfaltete sich und bewegte seine feinen

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