Der Orden des Blutes (German Edition)
gewohnte Wirkung, da die Bewohner der Stadt unter dem Schutz des uralten Tempels standen." Ceres lauschte aufmerksam.
"Erst durch den Verrat eines Fürsten fiel die Stadt. Die Tore wurden geöffnet und die untoten Horden Tia'Rels drangen in die Stadt ein. Sie ließen niemanden am Leben, auch die Verräter wurden hingeschlachtet. Nachdem die Stadt besiegt war, wirkte Tia'Rel ihre Magie und versenkte die Stadt im Sumpf. Nur der uralte Tempel widerstand ihr und steht bis heute noch. Das ist unser Ziel. Dort will mein Auftraggeber, dass du und die anderen euch trefft."
Theron beendete seine Erzählung und machte sich zum Aufbruch bereit. "Nun", meinte Ceres, "dann lass uns aufbrechen. Auf dem Weg in den Sumpf hinein kannst du mir ja erzählen, woher du das alles weißt." Theron musterte sie kurz mit einem Blick, der ihr verriet, dass sie das nicht erfahren würde.
Innerlich zuckte sie mit der Schulter.
Was soll's,
dachte sie sich.
Ich denke, das Beste ist jetzt, wenn ich mich einfach auf die Situation einlasse und mir anhöre, was dieser Ritter von mir will. Dann kann ich mich immer noch aus dem Staub machen.
Wortlos packten sie ihre Sachen zusammen und machten sich daran, den tief liegenden dichten Nebel zu betreten.
"Das stinkt ja widerlich. Gibt es keinen anderen Weg hinein." Mit einem schmatzenden Geräusch zog der nörgelnde Eldur seinen Fuß aus dem Sumpf. Vorden wusste seit dem Moment als Khelban sich entschlossen hatte, ihn zu retten, dass er nur Ärger machen würde. Gestern Abend stand Vorden kurz davor, ihn zurück zu lassen.
Nachdem er erwacht war kam es beinahe zu Handgreiflichkeiten zwischen Eldur und Khelban, da Eldur für seine Schmach Rache üben wollte. Dabei hätte Khelban ihn ohne Probleme niederschlagen können. Vorden hatte sie beide getrennt und auf ihre Gemeinsamkeiten hingewiesen. Beide hatten sie alles verloren, ihre Habe und vor allem ihre Lieben. Natürlich konnte er es sich nicht verkneifen, hinzuzufügen, dass Eldur ohne Khelbans Einsatz längst nicht mehr am Leben wäre.
Heute Morgen beim Frühstück gab es direkt die nächste Diskussion, da dem Herrn das Essen nicht genehm war.
Wie konnte es mir auch einfallen, einfach nur Brot und Wurst zu servieren.
Vorden schüttelte innerlich den Kopf.
Kurz nach dem Frühstück war ihm aufgefallen, dass sie verfolgt wurden. Und die Häscher Mor Gartais waren nicht mehr weit entfernt. Adomor hatte wahrscheinlich vor seinem Tod noch ihr Ziel verraten. Er war in solchen Situationen schon immer leicht beeinflussbar gewesen. Er hatte wohl vergeblich versucht, seine Leute zu schützen.
Aber wie sind sie so schnell auf meine Spur gestoßen?
fragte er sich.
Wenn sie schon hinter mir her sind, hoffe ich, dass die anderen vor Mor Gartais Männern die Erben gefunden haben. Ansonsten sinken unsere Chancen rapide.
"Natürlich gibt es einen anderen Weg hinein. Aber auf der sicheren Route werden sie nach uns Ausschau halten. Und da weder du noch Khelban besonders gut kämpfen könnt, müssen wir ihnen ausweichen." Vorsichtig schob er einige der knorrigen Äste zur Seite und hielt dabei stets den Blick voran gerichtet.
Viele mögen die Geister für gefährlich halten, dabei fallen viel mehr Reisende den großen Sumpftauchern zum Opfer. Ich hoffe bloß, dass wir keinen von ihnen begegnen.
"Wie lang werden wir bis zu dem Tempel brauchen? Meine Beine werden langsam müde. Wir sollten eine Rast einlegen." sprach Eldurs recht erschöpfte Stimme. Vorden riss der Geduldsfaden. Er packte Eldur mit der rechten Hand und presste ihn an einen alten Baum.
Er funkelte ihn zornig an, als er sagte "Wenn du nicht sofort aufhörst, dich zu beschweren und dein Selbstmitleid beendest, kannst du den Weg selbst hinaus finden. Du hast es Khelban zu verdanken, dass er dich gerettet hat, nun danke es ihm nicht damit, dass du uns alle umbringst. Also wirst du dich jetzt zusammenreißen oder weiter jammern? Wenn du dich für letzteres entscheidest, kannst du von hier an den Weg allein zurück nehmen."
Eldur blickte ihn erstarrt an und nickte leicht. "In Ordnung. Ich versuche ab jetzt mitzuhalten." Vorden ließ von ihm ab und ging wieder auf den Weg zurück. Dabei entging ihm der hasserfüllte Blick Eldurs, den dieser ihm nachwarf.
"Lass mich etwas von dem Proviant nehmen, den du trägst. Dann kommen wir alle schneller voran." bot Khelban mit ruhiger Stimme an. Eldur wunderte sich, warum Khelban sich so ihm gegenüber verhielt, schließlich hatte er ihn zuletzt gedemütigt.
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