Der Orden des Blutes (German Edition)
dichter.
Trotzdem verlangsamt sich unsere Weiterreise nicht,
wunderte Theron sich. Es schien so, als wüsste Ryerian jederzeit, wo ein begehbarer Pfad war.
Nun schien ihre Wanderung aber zu einem Ende zu kommen. Sie betraten eine große Lichtung, die rundherum geschlossen schien. Auch hinter ihnen schloss sich das Unterholz, kaum das sie alle auf der Lichtung angekommen waren.
In der Mitte der Lichtung war ein grünlich schimmernder Weiher. Um ihn herum standen einige uralte Eichen sowie ein verkohlter Baumstumpf. Theron glaubte bereits, dass seine Sinne verrücktspielten. Alle Pflanzen auf der Lichtung und um sie herum schienen von einem unheimlichen Leben erfüllt, es wirkte beinahe so, als bewegten sie sich unentwegt.
Hier sind Menschen nicht willkommen, sagte ihm ein mulmiges Gefühl. Wir sollten nicht hier sein. Ein Blick nach rechts ließ ihn erkennen, dass Vorden genau dasselbe dachte. "Was wollen wir hier, Ryerian?" durchdrang seine Stimme das Knarzen und Knirschen der Natur um sie herum.
Ryerian machte eine beruhigende Armbewegung. "Wartet ab. Habt Geduld." Er blieb neben dem verkohlten Baumstumpf stehen und schöpfte etwas Wasser aus dem Weiher. Vorsichtig träufelte er es über den verkohlten Baumstumpf.
"Thaleia. Ich muss mit dir sprechen." sagte er leise, beinahe einfühlsam. "Ich weiß dein Geist ist noch nicht genesen, aber ich brauche noch einmal deine Hilfe." Die Luft um sie herum schien wärmer zu werden.
Der Wald um sie herum glich immer mehr einem undurchdringlichen Dickicht und schien immer näher zu kommen. Therons Hand fuhr zu seinem Schwert.
"Nein!" befahl Ryerian. "Lasst eure Waffen stecken. Wir haben hier keine Feinde." Theron und Vorden gingen weiter in Richtung Ryerians, fort von dem unheimlichen Waldrand.
Bewegte sich dort hinten nicht eine große Gestalt. Und dort auch.
Wenn ich das hier überlebe, suche ich mir eine neue Beschäftigung, das Söldnerleben ist auch nicht mehr das, was es einst war
. Ein Reißen und Knarzen ertönte hinter ihm und in dem verkohlten Baumstumpf bildeten sich überall feine Risse.
Ryerian blieb ruhig und gelassen während Vorden und Theron immer nervöser wurden. "Lass dir Zeit, Thaleia." erklang Ryerians Stimme erneut. Eine knorrige, doch irgendwie feminine Stimme erklang.
"Für diese Bitte ist es jetzt etwas zu spät Ryerian." Mit einem leidenden Aufschrei brach der Baumstumpf auseinander und eine Gestalt schälte sich heraus. Zunächst nur die dunkelbraunen hölzernen Hände, zog sich danach eine eindeutig weibliche Gestalt aus dem berstenden Baumstumpf empor.
Sie kniete kurz und streckte sich dann aus. Einst schien sie menschlich gewesen zu sein, aber das war schon lange her. Ihr nackter Körper war vielerorts von hölzernen Flächen bedeckt. Sie war eine beinahe zwei Schritt große, schlanke aber trotzdem wuchtig wirkende Gestalt.
Wo sie einst Hände hatte, befanden sich nur noch hölzerne, dreifingrige Klauen, an vielen Stellen schienen Äste und Zweige direkt aus ihrer Haut zu sprießen. Am fremdartigsten aber war das Gesicht.
Zur einen Hälfte menschlich, so war doch die rechte Gesichtshälfte vollends mit einer hölzernen Schicht überwachsen. Ebenso bizarr klang ihre Stimme. Zunächst beinahe lieblich, dann aber wiederum folgten Laute die ein Mensch niemals aussprechen konnte. Es knisterte, knarzte und splitterte, wenn sie längere Wörter aussprach.
Trotz allem besaß sie eine Ausstrahlung, der Theron sich nicht entziehen konnte. Für Theron und Vorden hatte sie nicht viel Aufmerksamkeit übrig, ihre dunkelgrün schimmernden Augen richteten sich sofort auf Ryerian.
"Was ist geschehen, Geliebter? Es ist weit vor der Zeit, die wir vereinbarten." Seine Stimme schwankte keinen Moment, als er antwortete. "Das sehe ich. Deine Wunden sind noch längst nicht verheilt. Doch ich brauche deine Hilfe in einer wichtigen Angelegenheit."
Er legte ihr liebevoll seine Hand auf ihre rechte Wange und blickte in ihre unergründlichen Augen.
"Aus den Reihen der Blutsträger ist ein Erbe des Tyros hervor getreten. Meine Begleiter konnten sie bisher vor dem Zugriff Mor Gartais schützen. Heute aber fielen sie seinen Schergen in die Hand."
Ihr Blick wurde unnachgiebig und jegliche verbliebene Wärme wich aus ihm. "Die Welt der Menschen ist nicht mehr meine Angelegenheit." sprach sie zornig und drehte sich leicht von ihm weg.
"Ich weiß, was du denkst, Thaleia. Aber wenn Mor Gartai diese jungen Menschen in seine Hand bekommt, wirst auch du hier nicht
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