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Der Orden

Der Orden

Titel: Der Orden Kostenlos Bücher Online Lesen
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zurückversetzt, eine unglaublich warme, helle und sichere Zeit, als sie in die zerstörten Räume der Villa ihrer Eltern geschlichen war und ein anderes Mosaik entdeckt hatte…
    Ein einzelner Schrei gellte durch die Luft. Er brach abrupt ab.
    Erica.
    Reginas Gedanken verflogen. An ihre Stelle trat harte, kalte Furcht. Sie rappelte sich hoch und lief hinaus ins Freie.
     
    Brica stand in der Küche. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet.
    Der Mann hinter ihr war einen Kopf größer als Brica. Seine Hand lag über ihrem Gesicht, und er hielt sie mühelos fest. In der anderen hielt er ein eisernes Kurzschwert mit kunstvoll geschmiedetem Heft. Er trug einen Umhang aus gefärbter Wolle. Sein langes blondes Haar war hinter dem Kopf zurückgebunden, und in seinem herunterhängenden Schnurrbart klebten Essensreste. Als er Regina sah, lächelte er und zeigte dabei gelbe Zähne. Er sagte etwas in einer Sprache, die sie nicht verstand.
    Er senkte die Hand, steckte das Heft seines Schwerts in den Halsausschnitt von Bricas Tunika und durchschnitt die weiche Wolle mit der Klinge. Als er ihren Oberkörper freigelegt hatte, knetete er ihre Brust mit den Fingern seiner Schwerthand. Er schien es zu genießen, wie sie zurückzuckte, wenn sein kaltes Metall ihre bloße Haut berührte. Wieder sagte er leise etwas zu Regina. Es klang wie eine Einladung.
    Er war natürlich ein Sachse. Sie hatte solche wie ihn schon gesehen – vereinzelte Gruppen, die auf der alten Römerstraße nach Westen ritten. Die armen Höfe an diesem Hang hatten sie immer links liegen lassen. Aber jetzt hatte dieser Sachse ihre Tochter; jetzt hielt er ihr ganzes Leben in seinen Händen. Es war, als dehnte sich der Raum um sie herum ebenso aus wie die Zeit selbst, sodass Vergangenheit und Zukunft verbannt waren. Es gab nichts im Universum, keine Zeit und keinen Raum, nichts als diesen Augenblick und sie drei, ineinander verkrallt in Angst und Berechnung.
    Regina zwang sich zu einem Lächeln. Nichts war ihr jemals so schwer gefallen.
    Sie sah nicht Brica, sondern den Sachsen an, als sie zu ihm trat. Er betrachtete sie erwartungsvoll, als versuchte er, durch ihr formloses, mit Blättern übersätes Hemdkleid ihre Figur zu erkennen. Sie zog an dem Stoff über ihrem Schenkel und öffnete die Lippen. Sie streckte die Hand nach ihrer Tochter aus und berührte Bricas Brust genauso grob, wie der Sachse es getan hatte.
    Er lachte laut auf. Sie roch Gerstenbier in seinem Atem. Mit der riesigen Hand, die immer noch fest über Bricas Mund lag, zog er das Mädchen beiseite, sodass er ungeschützt vor Regina stand; er trug einen Torques aus angelaufenem Silber um den Hals. Regina trat näher zu ihm, berührte seine Brust und strich ihm dann mit der Hand über den Unterleib. Sie fühlte die Schwellung dort. Sie roch Urin, Samen, den Gestank von Pferdekot und der Straße. Er grinste und sprach erneut, und sie drückte sich an ihn.
    Das Messer glitt mühelos aus ihrem Ärmel. Mit aller Kraft rammte sie es ihm durch Schichten rauen Tuchs in den Unterleib, über der Wurzel seines steifen Penis.
    Die Augen quollen ihm aus den Höhlen. Der Sachse ließ seinen Schwertarm herabsausen. Aber Regina stand innerhalb des Bogens, den das Schwert beschrieb, und er konnte ihr nichts antun, nicht in diesem ersten, alles entscheidenden Moment. Sie legte beide Hände an den Griff des Messers und zog es nach oben, schnitt in Fleisch und Knorpel.
    Und nun ging Brica von hinten auf ihn los. Ihre aufgeschnittene Tunika flatterte. Sie stieß ihm ihr eigenes Messer in den Rücken und drehte es, suchte sein Herz. Der Sachse stand noch immer, fuchtelte mit seinem Schwertarm, während die Frauen mit ihren Messern schnitten und schlitzten. Es war wie ein Tanz, dachte Regina, ein schauerlicher Tanz zu dritt, in wortloser Stille.
    Dann presste der Sachse Regina an sich, und Blut, dunkel wie Birkenrindenöl, quoll ihm aus dem Mund und ergoss sich in ihr Gesicht. Er erzitterte, stürzte wie ein gefällter Baum und zog beide Frauen mit sich.
    Angewidert rutschte Regina von ihm weg, über den schmutzigen Boden. Sie wischte sich mit den Händen das Blut vom Gesicht. Brica fiel auf ihre Mutter und barg das Gesicht an ihrer Brust. Regina versuchte, ihre Tochter zu trösten, strich ihr über die Haare und beruhigte sie.
    Ihre Rückkehr zum Gehöft löste Panik aus. Marina bestand darauf, die blutigen Kratzer auf Bricas Brust mit ihren Breiumschlägen zu behandeln.
    Regina sehnte sich danach, das Blut des Sachsen

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