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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Farbpigmente von Haut und Haar war ihm dabei noch etwas anderes abhandengekommen, ein Verlust, der ihn seither regelmäßig aufs Tiefste betrübte und der auch jetzt, Minuten nach seiner Ankunft in Torrlem, schon wieder zu einem gänzlich überflüssigen Konflikt geführt hatte: Man brachte ihm einfach keinen Respekt entgegen!
    »Ich appelliere zum letzten Mal an Ihre Vernunft«, stieß Hippolit mit mühsam unterdrücktem Zorn hervor. »Kehren Sie zu Ihren Freunden, in die Arme des Alkohols zurück, sonst …«
    In diesem Moment zischte Bearths Messer heran. Nur durch einen beherzten Sprung zurück konnte Hippolit verhindern, dass ihm die Klinge quer durchs Gesicht fuhr.
    Was genug war, war genug.
    Mit einem kehligen Knurren beendete er eine zuvor begonnene thaumaturgische Befehlszeile. Gleichzeitig bückte er sich und hob einen faustgroßen Stein vom Boden auf, den die Räder eines Vulwoogs aus dem Katzenkopfpflaster gelöst hatten.
    Bearth lachte heiser und sprang vorwärts.
    Hippolit legte den Stein auf den Handteller seiner flachen Rechten. Er richtete sie auf den heranstürmenden Angreifer aus, sprach ein einziges, sonderbar alt wirkendes Wort …
    … und der Brocken schoss mit aberwitziger Geschwindigkeit durch die Luft davon! Waagerecht zischte er auf den Heranstürmenden zu und traf ihn frontal in den Bauch.
    Wäre der Mann von einer Kanonenkugel getroffen worden, die Wirkung hätte kaum heftiger ausfallen können. Die Wucht des Aufpralls katapultierte Bearth ein halbes Dutzend Schritte rückwärts. Hart prallte er auf den Boden, überschlug sich und kam schließlich klirrend inmitten leerer Weinflaschen am Fuß des Eisenbrunnens zu liegen.
    Er war bewusstlos.
    Hippolit nickte zufrieden und ordnete seine Kleidung. Der Beschleuniger war ein simpler Spruch, dafür ein höchst effektiver – zumindest, solange man etwas hatte, das sich als Geschoß verwenden ließ. In ein oder zwei Stunden würde Bearth wieder zu sich kommen, und möglicherweise würden ihn seine Bauchschmerzen in den folgenden Tagen daran erinnern, sich besser nicht mehr mit jemandem anzulegen, der ihn zuvor explizit vor seinen thaumaturgischen Fähigkeiten gewarnt hatte.
    Das hässliche Geräusch von splitterndem Glas zog Hippolits Aufmerksamkeit auf sich.
    Die beiden verbliebenen Zecher am Brunnen, ein breitschultriger Riese mit Schnauzbart und ein gedrungener Bursche, der robust wie ein Hackklotz aussah und ungefähr genauso intelligent, schienen ihm den rabiaten Umgang mit ihrem Saufkumpan übel zu nehmen. Mit geröteten Gesichtern, zwei abgeschlagene Flaschenhälse in Händen, stolperten sie auf Hippolit zu.
    Ein Stöhnen entrang sich seinen farblosen Lippen. Und dafür hatte er seinen wohlverdienten Urlaub abgebrochen! Mit schmerzhafter Intensität wünschte er sich plötzlich zweierlei: zum einen, dass ihn der Wortwurf von Geheimrat Karliban in den pergamentgefüllten Katakomben der Bücherstadt LeSuk nie erreicht hätte; zum anderen, dass Jorge hier wäre, um ihm die entwürdigende Aufgabe abzunehmen, dieses Pack in seine Schranken zu verweisen. Resigniert sprach er die Befehlszeilen eines vierfachen Schmerzverstärkers und fischte ein winziges Messerchen aus dem Ärmel seines Gewandes. Doch er sollte nicht dazu kommen, den Spruch zu vollenden.
    Das metallische Klappern von Hufen hallte plötzlich über den Platz, dann schoss eine Gruppe von acht berittenen Soldaten aus der Einmündung einer breiten Straße hervor. Es waren Menschen sowie offenbar zwei oder drei Orks, alle in voller Kampfmontur. Sie saßen auf stattlichen nachtschwarzen Pferden, deren dicht bepelzte Flanken und Bäuche ihre lyktische Herkunft verrieten.
    Rasch waren die Reiter heran und zügelten ihre Rösser. Der Anführer des Trupps, ein stämmiger Ork in schwarz gefärbter Lederpanzerung, fixierte fragend Hippolit, dessen Angreifer sowie den bewusstlosen Bearth im Hintergrund. »Was, bei Boshuda, geht hier vor?«, donnerte er.
    »Nicht mehr viel, denke ich -jetzt, da Sie endlich hier sind«, bemerkte Hippolit und ließ das Messerchen wieder in der Kleidung verschwinden.
    Schnauzbart und Hackklotz hatten ihren unkoordinierten Angriff unterbrochen und starrten mit leerem Blick von den Kriegern zu Hippolit und wieder zurück.
    »Sie haben sich verspätet«, fuhr Hippolit kühl fort und sammelte sein Gepäck ein. Als er den irritierten Blick des Orkhauptmanns bemerkte, fügte er hinzu: »Ich darf doch annehmen, Sie sind das Empfangskomitee, das General Ortlov mir

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