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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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Ihr Leben als thaumaturgischer Ermittler erfahren, wissen Sie?«
    Sie strahlte ihn an, offenherzig und voller Neugierde. Hippolit spürte, wie sich in seinen Lenden ein lange vergessenes Gefühl breitmachte. Seit er seinen thaumaturgisch verjüngten Körper bewohnte, hatte er so gut wie keine Zeit gefunden, sich mit jenen Funktionen auseinanderzusetzen, die nicht dienstlichen Zwecken dienten, und …
    … und jetzt ist auch bestimmt nicht der rechte Augenblick dafür, bei Lorgon! Er riss sich zusammen, straffte die Schultern und verzog sein Gesicht zu etwas, von dem er hoffte, dass es eine kühle, unbeteiligte Miene war. »Gewiss, gewiss. Aber zunächst habe ich wie gesagt einen Termin bei Ihrem Vorgesetzten, Meister Wylfgung. Die Ermittlungen in unserem aktuellen Fall drängen und dulden leider keinerlei …«
    Eine huschende Bewegung, dann stand das Mädchen neben der Tür zu Wylfgungs Büro, eine schlanke, blasse Hand auf der Klinke. Die Kleine war in Form, so viel stand fest!
    »Natürlich. Verzeihen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe, Meister H.!« Sie deutete eine unterwürfige Verbeugung an, wodurch ihr eine Strähne des strahlend blonden Haars ins Gesicht fiel. Mühsam widerstand Hippolit dem Reflex, sie zurückzustreichen, reckte das Kinn in die Luft und marschierte an ihr vorbei.
    Als er durch die Tür trat, flüsterte es hinter ihm fröhlich: »Mein Name ist übrigens Lith.«

13
     
     
    Von innen sah die Gaststätte gar nicht mal übel aus, fand Jorge.
    An den Wänden, die mit grauem Holz verkleidet waren, hingen alte Blechschilder zwischen flackernden Öllampen, die historische Biersorten anpriesen. Es gab mehrere Nischen mit runden Tischen und Bänken darin. Blauer Dunst aus unterschiedlichen Rauchutensilien hing in der Luft. Jorge erkannte mindestens drei Gestalten, die Wasserpfeifen rauchten, in Nophelet bekannt unter dem Namen »Nebelkracher«. In einer Nische saß ein hagerer, pickliger Kerl, der aussah, als habe man ihm Weizenähren unter die Haut geschoben. Gierig saugte er an einem Schlauch, der zu seinem Nebelkracher führte. In seinen verdrehten Augen war nur noch das Weiße zu erkennen.
    Etwa ein Dutzend Gäste war anwesend, aber Jorge konnte sie in all den Schatten und dem Qualm kaum erkennen. Die Luft schmeckte nach Asche und verschüttetem Bier.
    Hinter der Theke aus dunklem Waschbrutholz standen drei Wirte. Sie waren klein, ein jeder hatte raspelkurzes Haar und ein markantes Kinn. Auf drei rechten Wangen prangte jeweils eine hässliche dunkelbraune Warze. Sechs blassgrüne Augen lagen tief in dunklen Höhlen.
    Jorge beobachtete sie fasziniert. Die Kerle waren dabei, tönerne Bierhumpen zu spülen und abzutrocknen. Sie bewegten sich vollkommen synchron, weshalb Jorge für einen Moment argwöhnte, es handele sich um Automaten. Aber es waren Menschen.
    »Guten Tag!«, rief der erste.
    »Können wir …«, fragte der zweite.
    »… etwas für Sie tun?«, schloss der dritte.
    Jorge schlenderte zur Theke und ließ sich auf einem Barhocker nieder. Sofort spürte er verborgene Blicke aus den dunklen, verrauchten Nischen in seinem Rücken.
    Er hob die Hand etwa einen Fuß hoch über den Tresen. »Ich hätte gern ein so großes Bier«, rief er. »Sagt mal, kann es sein, dass ihr drei euch verflixt ähnlich seht? Seid ihr verwandt oder so?«
    Die drei nickten. »Wir sind Brüder«, sagten sie unisono.
    »Wir führen die Gaststätte Zum Feuchten Dreier schon in der vierten Generation«, verriet Nummer eins.
    »Wer sein ganzes Leben in Torrlem verbracht hat, sieht keinen Zweck darin, kurz vor Beendigung desselben von hier fortzugehen«, erklärte Nummer zwei.
    »Alles endet hier. Früher oder später.« Nummer drei. Verflixt, sogar ihre Stimmen klangen identisch!
    Jorge nickte, während ihm Nummer eins ein Bier zapfte und es auf die Theke stellte. Wie alles und jedes in Torrlem sah sogar das Bier grau aus. Der Schaum schmeckte nach Asche.
    »Und mit wem habe ich die Ehre?«, wandte sich Jorge an Nummer eins.
    »Wir sind Putbyrger …«
    »… Pöninger …«
    »… und Gerth.«
    Jorge nickte und trank einen Schluck Aschebier. »Schön, schön. Putbyrger, Pöninger und Gerth. Ihr habt also euer gesamtes Leben in Torrlem verbracht? Als Kneipenwirte? Es gibt da ein altes Trollsprichwort, und das geht so: Wenn du in der Stadt des Todes Kneipenwirt bist, dann … ahm, ja. Was dann eigentlich? Dann bekommst du im Laufe der Zeit so einiges mit, oder?«
    Putbyrger, Pöninger und Gerth nickten. Ihre Köpfe

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