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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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senkten sich im gleichen Winkel, mit exakt derselben Geschwindigkeit. »So einiges«, bestätigten sie im Chor.
    Jorge lehnte sich nach vorn, grinste und flüsterte: »Bei Batardos, nehmen wir mal an, ich käme zufällig in einer höchst vertraulichen Ermittlungsangelegenheit hierher. Nehmen wir mal weiter an, ich würde euch fragen, ob es hier bei euch so eine Art – ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, bei Batardos -na ja, so eine Art Monster gäbe. Was würdet ihr mir wohl antworten?«
    Die drei Wirte hielten im Gläserputzen inne, sahen sich an. Als hätten sie ein kurzes telepathisches Gespräch geführt, richteten sie ihre Blicke anschließend wieder auf Jorge und sagten wie aus einem Mund: »Es gibt keine Monster.«
    Jorge stieß ein enttäuschtes Rülpsen aus. »Blaak! Was soll das heißen, es gibt keine Monster? Ich meine, wir befinden uns hier in der Stadt des Todes, verdammt! Schon beim Gedanken daran, wo ich mich gerade aufhalte, wird mir übel. Hier werden Leichen entsorgt, tagaus, tagein. Die Ewige Flamme, dieses vollfette Ding, wurde allein zu diesem Zweck geschaffen. Und ihr drei Schießbudenfiguren behauptet, es gäbe in all der morbiden Düsternis keine Monster? Keine Schatten? Keine unheimlichen Geräusche, die euch nachts in euren mit Asche überzogenen Privatgemächern den Schlaf rauben?«
    Die Gesichter von Putbyrger, Pöninger und Gerth krümmten sich unter der Anstrengung eines Lächelns. »Bei Ubalthes«, sagte Nummer eins (Putbyrger). »Ich sehe, Sie sind ein Troll -und dennoch offensichtlich des Lesens mächtig. Ihr letzter Ausspruch, war er nicht ein Zitat aus einer Novelle des berühmten Dichters P.T. Hetschwach? Sie haben eine äußerst ausgeprägte Phantasie!«
    »Sie müssen das so sehen«, sagte Nummer zwei (Pöninger).
    »Vielleicht ist es hier nicht so schön wie bei Ihnen zu Hause. Und ja, es stimmt, im Reich der Toten gibt es viele Kadaver. Aber Sie analysieren all das mit einer ungesunden Naivität, wenn Sie uns die Bemerkung gestatten. Die Menschen und die Maschinen von Torrlem erledigen eine notwendige Arbeit. Sie wissen so gut wie wir, dass die Leichen nicht anders entsorgt werden können. Die Ratio herrscht in Torrlem. Ratio, Technik und Thaumaturgie. Es gibt keine Geheimnisse. Und keine Monster.«
    »Möglicherweise wirkt hier alles etwas düsterer als anderswo«, sagte Nummer drei (Gerth). »Aber so ist das nun einmal, wenn man dorthin gelangt, wo die Herzen nicht mehr schlagen. Alles ist grau. Alles ist tot. Lorgon erschafft, K’talmar nimmt, so ist der Lauf der Dinge. In Torrlem wird es einem mit ultimativer Deutlichkeit vor Augen geführt. Das bedeutet aber noch längst nicht, dass in dieser Stadt etwas Monströses umgehen muss.«
    »Es gibt keine Monster«, sagte Putbyrger.
    »Es gibt keine Monster«, sagte Pöninger.
    »Blaak!«, sagte Gerth.
    Jorge seufzte. »Das behauptet so mancher. Aber es gibt da ein altes Trollsprichwort, und es geht so: Nur weil dich die Monster noch nicht im Schlafzimmer besucht haben, heißt das nicht, dass sie nicht nachts durch die Fensterscheibe zu dir reinstarren und deinen schlafenden Leib betrachten können.« Er trank einen Schluck Aschebier.
    »Wie auch immer«, sagten die drei Wirte unisono.
    Jorge rülpste erneut. Bei Batardos, hier würde er nicht weiterkommen. Torrlem ging ihm auf die Nerven! M.H. hatte zwar irgendwann am Vorabend behauptet, es handele sich um einen Ort mit langer kultureller Geschichte, aber Blaak, was wusste der schon? Es gab da ein altes Trollsprichwort, und es ging so: Sprich nicht zu laut vom Tod. Was ist, wenn er dich hört und kommt?
    »Jungs, ich will mich echt nicht beschweren, aber euer Bier schmeckt irgendwie nach Asche.« Jorge fuhr sich mit der Hand über die schwarze Lederkluft. »Wie überhaupt alles hier. Alles verwandelt sich in Asche, nicht wahr?«
    »Früher oder später«, stimmten die Brüder zu.
    »Habt ihr zufällig auch was, das nicht nach Asche schmeckt? Habt ihr Ulsky? Oder wenigstens einen ehrlichen Knosper?«
    Putbyrger, Pöninger und Gerth lachten auf. »Knosper? Natürlich! Und zwar den besten!« Einen Moment später stand ein Gläschen mit dunkelgrüner Flüssigkeit vor Jorge. Die Brüder spendierten eine Runde, tranken selbst jeweils einen Knosperschnaps mit. Jorge fand die Burschen von Sekunde zu Sekunde sympathischer, mochten sie auch etwas merkwürdig sein.
    Er wollte eben damit beginnen, sich gepflegt mithilfe des Knospers ins Delirium zu befördern, als plötzlich

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