Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
geheim wäre. Und deswegen kann und darf ich dir nichts Näheres darüber erzählen. Aber eins ist mal klar: Du scheinst es für durchaus denkbar zu halten, dass in eurer schönen Stadt eine Art Monstrum umgeht? Du bist nämlich Beseitiger?«
    »Ich bin Beseitiger.«
    »Du beseitigst.«
    »Muss.«
    »Warum ›muss‹?«
    »Irgendwer muss immer.«
    »Einleuchtend. Du bist also gelernter Beseitiger? Hört sich gut an. Sehr gut sogar. Was beseitigst du denn so, wenn man fragen darf?«
    »Ungeziefer. Ich bin sozusagen Kammerjäger.« Agdeman inhalierte Rauch. »Und ich bin böse.«
    »Die Monster haben bei dir nichts zu lachen, was?«
    »Nicht mal im Ansatz.«
    »Hier laufen also Monster rum? Große Monster? Auf vier Beinen? Oder auf zweien?«
    »Manchmal sogar auf fünf.«
    »Und du tötest sie? Mit deiner Spezialausrüstung?«
    »Richtig. Mit dem Zerstörer. Ich bin böse.«
    Jorge nahm den Schlauch der Wasserpfeife wieder entgegen. »Und du ziehst regelmäßig los, sozusagen? Um diese Viecher oder was auch immer – diese verschiedenen Arten von Monstern – zu beseitigen?«
    »Nun, ich will deine Frage nicht direkt bejahen, ich sage aber auch nicht Nein.«
    »Und … würdest du mich vielleicht mal mitnehmen zu so einem Beseitigungsgang?«
    »Komisch, gerade wollte ich dir das vorschlagen, Jorge! Wollte mich hier nur kurz stärken und dann losziehen. Wenn du willst, kannst du mitkommen. Ich sage dir aber gleich, dass ich für Schwächlinge nichts übrig habe! Wenn du die Wesen des Abgrundes erblickst, ist es nicht mein Problem, wenn du in Panik nach deiner Mutter schreist. Ich werde dir nicht helfen. Vielleicht ist es dir entgangen, aber ich bin …«
    »Du bist böse!« Jorge lachte.
    Agdeman nickte und betrachtete seine Fingernägel, die sauber manikürt waren.

14
     
     
    »Ich sage es Ihnen nicht gern, aber in unserer Stadt gibt es unzählige Orte, wo sich ein Fremder verbergen könnte, oberirdische wie subterrane.« Meister Wylfgung strich sich mit spinnenartigen Fingern den weißen Spitzbart. »Ich fürchte, wenn Sie nicht wenigstens über einen rudimentären Hinweis verfügen, wo Ihr potenzieller Täter Zuflucht gesucht haben könnte, werden Sie wohl oder übel Verstärkung anfordern müssen. Und ich rede von einer Truppe von mehreren Hundert Beamten! Zu zweit wäre es ein sinnloses Unterfangen, ganz Torrlem absuchen zu wollen. Sie würden am Ende des Vierten Zyklus noch hier sitzen, ohne Ihren Täter – falls er sich überhaupt hier versteckt hält – auch nur von Weitem zu Gesicht bekommen zu haben.«
    Hippolit knirschte mit den Zähnen. Er hatte eine ähnliche Auskunft befürchtet, seit er das Büro des Obersten Verwalters betreten hatte. Prompt war es gekommen, wie es meistens kam, wenn er sich während einer laufenden Ermittlung Hoffnungen auf Hilfe durch eine externe Person machte: Er wurde enttäuscht. Wie hatte Meister Merthin, Gründungsmitglied des Instituts und lange Jahre Hippolits Mentor, während seiner thaumaturgischen Ausbildung immer gesagt? Verlass dich auf andere, und du bist verlassen!
    Dabei hatte das Gespräch mit Meister Wylfgung recht vielversprechend begonnen. Hinter der grauen Tür hatte ihn ein kleiner, hagerer Mann mit weißem Haarkranz und einem ebensolchen, ordentlich gestutzten Kinnbart erwartet. Die Begrüßung fiel herzlich aus; Hippolit, von seiner Begegnung mit der hübschen Sekretärin noch etwas desorientiert, bekam kaum mit, wie ihm der Verwalter die Hand schüttelte und beteuerte, welche Ehre es sei, einen so hochrangigen Beamten in seinem bescheidenen Domizil willkommen heißen zu dürfen. Er bot Hippolit einen Lehnstuhl vor einem Schreibtisch aus grau geädertem Granit an und bestellte mit einem raschen Wortwurf ins Vorzimmer Getränke für sich und seinen Gast.
    Rasch stellte sich heraus, dass Meister Wylfgung über das Wirken und die Methoden des IAIT bestens informiert war. Das mochte daran hegen, dass er ein aufgeweckter Mann mit breit gefächerten Interessen war, oder an einer chronischen Unterbeschäftigung, die es ihm ermöglichte, über jeden seiner Besucher ausführliche Informationen einzuholen. Hippolit vermutete Ersteres.
    So knapp wie möglich schilderte er dem Verwalter die Vorgänge im Heerlager und berichtete von den Erkenntnissen, die Jorge und er bislang über den Täter gewonnen hatten. Bei der Erwähnung der Ergebnisse des Fraderuk’schen Rituals nickte der Verwalter verständig; er sei selbst Thaumaturg der vierten Stufe, erklärte Wylfgung, und

Weitere Kostenlose Bücher