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Der Orksammler

Der Orksammler

Titel: Der Orksammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Lossau , Jens Schumacher
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ihren Köpfen stand. »In der Brennkammer der Ewigen Flamme entsteht nicht nur Asche, es werden auch tonnenweise feinste Schwebeteilchen in die Luft geblasen. Ein Teil davon legt sich wie eine dünne Puderschicht über alles und jeden, der sich länger als ein paar Stunden in Torrlem aufhält. Der weitaus größere Teil regnet als schwarze Schlacke im Umkreis vieler Meilen zu Boden. Sofern es in dieser Einöde überhaupt einmal regnet.«
    Ein Vuhvoog überholte sie mit Getöse und verschwand holpernd in einer Seitenstraße. Dampfkessel, Passagierkabine, selbst der Mantel des Fahrers wiesen einen einheitlichen Grauton auf.
    »Na, hier werden wir unseren Spaß haben, so viel steht mal fest«, bemerkte Jorge griesgrämig.
    »Wir sind nicht hier, um Spaß zu haben«, erinnerte ihn Hippolit, der verzweifelt versuchte, seinen aufgrund des Vulwooglärms panisch bockenden Esel im Zaum zu halten. »Wir sind hier, um einen elffachen Mörder dingfest zu machen.«
    »Blaak, du gibst dem Kind einen Namen! Wo starten wir?«
    Mit einem entschiedenen Ruck am Zügel brachte Hippolit das Maultier zur Räson. Prompt blieb es stehen und rührte sich keinen Fingerbreit mehr. »Ich wollte mich zuallererst mit dem Leiter der städtischen Administration unterhalten, einem gewissen Meister Wylfgung«, erklärte er seufzend. »Er ist Bürgermeister, Personalverwalter und Stadtrat in einer Person, ein kleiner König sozusagen. Ich habe heute früh, vor unserem Aufbruch, einen Wortwurf nach Nophelet gesandt und Mervynia gebeten, uns bei ihm anzumelden. Wylfgung sollte uns einiges über die Abläufe hier erklären können und auch darüber, wo wir unsere Suche am besten beginnen können. Anschließend wollte ich um eine Audienz beim Rat der Achtzig bitten; auch wenn die Thaumaturgen dieser Truppe nur selten ihre Steuerzentrale verlassen, könnte doch einer von ihnen eine Veränderung in der energetischen Aura der … Jorge? «
    Hektisches Hufgeklapper hatte Hippolit mitten im Satz unterbrochen. Er drehte den Kopf und sah Jorge mit wehenden Haaren auf ein flaches graues Gebäude zugaloppieren, über dessen Tür ein Schild verkündete: Z UM F EUCHTEN D REIER -G ASTHAUS UND P ENSION .
    »Das klingt prima, M.H.I Mach das mal mit dem Bürgermeister und all dem«, rief er über die Schulter. Vor dem Gasthaus zügelte er sein Ross, sprang mit einem gewaltigen Satz in den Staub der Straße und band das Tier an einen der metallenen Laternenmasten. »Ich beginne unterdessen schon mal mit den Ermittlungen unter den Eingeborenen. Bei der Gelegenheit kann ich mich auch gleich um unsere Unterbringung kümmern. Eine innere Stimme sagt mir nämlich, dass wir unser Monster möglicherweise nicht bis zum Abendessen gefasst haben werden. Wir sehen uns!« Damit verschwand er in der Tür des Feuchten Dreier.
    »Quintessenziell«, murmelte Hippolit und saß von seinem stocksteif dastehenden Esel ab. »Wir sehen uns …«

12
     
     
    Der Verwaltungsapparat von Torrlem war in einem sechseckigen Turm nahe der Stadtmitte untergebracht, einem hässlichen eklektizistischen Bau im Stil des frühen Zweiten Zyklus. Seine knapp dreißig Stockwerke waren durch zwei Wendeltreppen aus Plastarin-Basalt miteinander verbunden, die den umnebelten Träumen eines Drogenabhängigen entsprungen sein mussten: Wie zwei gegenläufig verdrehte Schneckenhäuser waren sie auf höchst unpraktische Weise ineinander verschachtelt; immer wenn Hippolit glaubte, herausgefunden zu haben, welche der beiden gewundenen Stiegen er als Aufwärtssteigender zu nutzen hatte, kamen ihm livrierte Beamte mit dicken Papierstapeln entgegen und scheuchten ihn mit indignierten Blicken zur jeweils anderen Treppe. So dauerte es ärgerlich lange, bis er das siebenundzwanzigste Stockwerk erreichte, wo sich laut Aussage des Pförtners das Büro des Obersten Verwalters befand.
    Schon vor vierzig Jahren, bei seinem ersten Besuch in Torrlem, hatte er sich gefragt, wer die Leute im Hintergrund waren, die die komplexe Maschinerie der Crabstadt Tag für Tag am Laufen hielten. Damals war er nicht in Kontakt mit der Verwaltung gekommen; das Institut hatte für ihn einen Termin direkt bei einem für seine Recherchen relevanten Informanten vereinbart, einem Fachmann für thaumaturgische Leichenkonservierung. Nach seiner Unterredung mit dem uralten Thaumaturgen war Hippolit umgehend wieder abgereist, und mithilfe der Einblicke, die Meister Lellik ihm gewährt hatte, war es ihm wenig später gelungen, einen Schmugglerring zu

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