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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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schüttelte den Kopf. Als ihr bewußt wurde, daß er ihre Geste nicht wahrnehmen konnte, sagte sie: »Nein, das bin ich nicht. Niemand war die Mutter dieser Brut.«
    »War? Dann sind -« Vage Hoffnung schwang im Ton des Verletzten mit.
    »Sie sind tot«, bestätigte Lilith. »Verrate mir deinen Namen.«
    »Tikal.« Er hielt kurz inne, als das stete Grollen um sie her an Macht gewann. »Sag, was hat es mit diesem Donner auf sich? Ich -«
    Er berichtete, was Lilith bereits vermutet hatte - daß ein Stollen über ihm zusammengebrochen war, und wie er sich mühevoll unter den Trümmern hatte hervorarbeiten können. Blind war er dann bis hierher gekrochen, wo er jemandes Gegenwart zu spüren gemeint hatte.
    »Mayab geht unter.« Lilith sah keine Veranlassung, dem Jungen etwas vorzumachen.
    »Geht unter?« wiederholte Tikal verständnislos. »Aber wie -? Warum -?«
    »Unwichtig«, erwiderte Lilith. »Laß uns lieber zusehen, daß wir hier herauskommen.«
    Als hätte sie das Stichwort gegeben, wurde ihr in der nächsten Sekunde deutlich vor Augen geführt, daß es allerhöchste Zeit war, zu fliehen!
    Das flackernde Licht um sie her nahm ab. Sie wandte sich um und sah, daß das Feuer erlosch - - weil etwas die Flammen erstickte!
    »Was ist das?« keuchte sie. Es sah aus wie - ein anderes Feuer ... Ein kaltes, widernatürliches. Zäh wabernd. Purpurleuchtend.
    Und dieses neue Feuer war ungleich gefährlicher als jenes, das es verzehrte.
    Denn das kalte Purpurfeuer - kam näher!
    * 
      »So geht denn hin und kehrt zurück, wenn ihr die Wahl unter euch getroffen habt - wenn die nächtliche Sonne um eine Fingerbreite am Gewölbe weitergezogen ist, wollen wir die alten, unsere wahren Götter mit dem Volke Mayabs versöhnen!«
    Tenango verharrte noch einige Atemzüge lang in predigender Haltung, wartete, bis das Echo seiner Stentorstimme verhallt war und die anderen Priester seine Worte mit einem einmütigen »So sei es!« bestätigt hatten.
    Als er die erhobenen Hände schließlich senkte, geriet auch Bewegung in die am Fuße der Tempelpyramide versammelte Menge. Wie erstarrt, gebannt von seiner Rede, hatte das Volk Tenango gelauscht, und es mochte sein, daß die Menschen noch gar nicht recht begriffen hatten, was er ihnen letztlich mitgeteilt und aufgetragen hatte -ebensowenig, daß es zwecklos war, sich dem Vorhaben der Priesterschaft zu widersetzen. Denn Tenango war sicher, daß nach der vorgegebenen Entscheidungsfrist eine ausreichende Zahl Überzeugter auf der Seite der Priesterschaft stehen würde, um sich den Rest des Volkes gegebenenfalls gefügig machen zu können .
    Tenango wandte sich um, während sich unter ihm das Volk zer -streute, um die schwerste Entscheidung zu treffen, die ihm je aufgebürdet wurde.
    Die anderen Priester, zwölf an der Zahl und jeder von ihnen wie er mit einem festlichen Gewand bekleidet, hatten hinter ihm im Halbkreis Aufstellung genommen. Ein beeindruckender Anblick, der sei-ne Wirkung sicher nicht verfehlt hatte.
    Gedankenverloren rieb Tenango sich die mageren Hände.
    »Bereitet alles vor!« wies er die anderen an. Er hatte sich ohne Absprache zum Wortführer erhoben, und niemand hatte sein Veto eingelegt. Im Gegenteil schienen einige sogar ganz froh darüber, daß ein anderer sie der unangenehmen Aufgabe enthob.
    »Die Zeit ist knapp bemessen«, mahnte Tenango zur Eile.
    Ohne jedes weitere Worte verließen die Priester die Tempelplattform, stiegen die steilen Stufen an der Pyramidenfront hinunter und strebten dann dem Priestertempel zu.
    Nur Tenango blieb zurück. Er wartete, bis auch der letzte Priester außer Sicht war, dann ging er hinüber zum Heiligtum, einem hüttenähnlichen Aufbau auf der Pyramidenspitze mit hochaufragendem, reich verziertem Dachkamm.
    Vier Türen führten in dieses Tempelgebäude. Tenango trat ein, und als wolle er der bedrückenden Enge des Innenraums so rasch wie möglich entkommen, legte er eine fieberhafte Eile an den Tag.
    Hastig zählte er die steinernen Bodenplatten entlang der Wand ab, trat dann an die exakt in der Mitte des Raumes gelegene heran und bückte sich. Mit der Klinge seines prächtigen Dolches stocherte er in den Fugen der Platte herum, bis er auf nachgiebigen Widerstand traf und ein feines Schnappen hörte.
    Der Stein schwang etwas nach oben, gerade weit genug, daß Ten-ango seine Finger in den entstandenen Spalt zwängen konnte. Ächzend zog er die Platte dann in die Höhe, bis sie endlich senkrecht stand. Ein einfacher Riegelmechanismus

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