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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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unerträglicher, Alan anzusehen oder überhaupt jemanden, der nicht tanzen konnte.
    Sie hatte immer gewusst, dass sie eines Tages mit dem Tanzen aufhören musste, aber etwas in Merris’ Stimme machte ihr klar, wie es sein würde, wenn sie keinen richtigen Tanz mehr aufführen konnte, den wahren Tanz unter den Lichtern des Marktes.
    Â»Alles andere war mir egal. Und dann war es vorbei«, erzählte Merris.
    Das Wort vorbei ließ Sin einen Augenblick stutzen, doch dann dachte sie: Alles andere ?
    Â»Ich musste etwas anderes finden, was ich tun konnte, eine andere Möglichkeit, Teil des Marktes zu sein«, fuhr Merris fort. »Und ich fand einen Weg. Ich gründete das Haus des Mezentius und ich machte den Markt größer und strahlender als je zuvor. Aber wenn ich mit Liannan fortgegangen bin, bin ich tanzen gegangen. Und ich war besser als je zuvor.«
    Â»Das ist der Dämon«, brachte Sin hervor. »Aber ich bekomme die Perle und dann bringe ich sie dir. Bestimmt!«
    Â»Ich werde um die Welt ziehen«, erklärte Merris. »Ich kann es nur eine begrenzte Anzahl von Nächten lang tun, aber ich werde jeden Koboldjahrmarkt besuchen, den es gibt, und noch einmal tanzen. Wenn du das tun könntest, was du am meisten auf der Welt liebst, würdest du dich von irgendetwas davon abhalten lassen?«
    Â»Ja«, antwortete Sin. »Wenn es Menschen gibt, die mich brauchen.«
    Â»Und genau das war immer das, was nicht mit dir gestimmt hat«, meinte Merris liebevoll. »Deshalb wirst du nie eine wahre Künstlerin werden. Aber du bist sehr dicht daran. Ich mochte den Markt, ich mochte es, Profit zu machen und die Magie auszubauen, aber ich konnte mich nie für eine bestimmte Person besonders begeistern. Du warst anders. Du warst fast perfekt, aber du warst nicht diszipliniert genug. Die Kinder, deine Schule, die Besuche bei deinem Vater – oh ja, ich weiß davon. Du hast dich nie voll konzentriert. Nicht genug, um alles andere aufzugeben. Du warst eine furchtbare Enttäuschung. Aber irgendwie, ich weiß selbst nicht genau warum, irgendwie mochte ich dich mehr als irgendjemanden je zuvor.«
    Sin wandte sich ab. Aber dann spürte sie Merris’ Hände auf ihrem Gesicht, glatt und jung, und sah in die Dämonenaugen.
    Â»Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich mir wünschen, sie wäre genau so wie du«, murmelte Merris, »nur ein klein wenig besser.«
    Es war nicht Merris’ Schuld. Sie war besessen, und eine Lüge kam ihr ebenso wenig über die Lippen, wie ihre Augen wieder grau werden konnten.
    Sin hatte es versucht, sie hatte es so gut wie möglich versucht. Sie hatte Merris nie enttäuschen wollen. Sie hatte immer versucht, die Balance zwischen ihrer wunderschönen, sorglosen Mutter und Merris, der idealen Anführerin, zu finden.
    All die Vorstellungen, die nie jemand wirklich zu schätzen gewusst hatte bis auf einen, und der war jetzt fort. Alan war fort und Merris würde auch fortgehen. Alles, was Sin jetzt noch tun konnte, war das zu schützen, was ihr geblieben war.
    Sie schluckte.
    Â»Wirst du zum Markt zurückkehren?«, fragte sie. »Wirst du nachsehen, ob es allen gut geht? Wirst du mit Mae reden? Bitte!«
    Merris erhob sich vom Sofa. Sin wagte nicht aufzusehen, aus Angst, Liannan zu sehen, die durch Feuer und Tod tanzen wollte. Stattdessen senkte sie den Kopf, bis ihr der Nacken wehtat.
    Da spürte sie Merris Lippen sanft auf ihrer Stirn.
    Â»Für dich werde ich es tun«, sagte sie. »Aber ich werde nicht bleiben.«
    Sin sah in die schwarzen Augen.
    Â»Ich bekomme die Perle«, versprach sie erneut. »Ich werde sie dir bringen. Dann wirst du schon sehen. Der Dämon wird schweigen und alles wird wieder so sein wie früher.«
    Merris lächelte mitleidig und ein wenig verächtlich.
    Â»Das wird nie geschehen, mein Kind.«
    Dann ging sie, mit geradem Rücken und starkem, biegsamem jungem Körper. Sin sah ihr nach und sagte sich, dass sie die Perle bekommen würde, und sobald sie den Dämon zum Schweigen gebracht hatten, würde Merris zurückkommen.
    Sie versuchte, den Abschiedskuss zu vergessen.
    Â»Ich gehe mit Liannan«, verkündete Anzu in der Halle, und Sin sah, wie Nick ihn am Arm packte.
    Â»Das ist im Moment nicht Liannan«, erklärte Nick. »Und du bleibst hier.«
    Als sich die Tür hinter Merris schloss, fuhr Anzu zu Nick herum.
    Â»Ach,

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