Der Pakt
tatsächlich?«
Nick runzelte die Stirn. »Ja.«
»Na toll«, fand Anzu. Die Luft um ihn herum schien zu glitzern, die Moleküle schienen in seiner eisigen Wut zu kristallisieren. »Und was machst du so, wenn du Spaà haben willst? Oh nein, sag nichts, ich weià schon!«
Er wirbelte herum und knallte eine Tür auf. Sin sprang mit klopfendem Herzen auf und hatte die Messer schon in der Hand, bevor sie erkannte, dass er in Alans und nicht in Nicks Zimmer gestürmt war.
Sofort steckte sie die Messer wieder weg. Sie durfte ihn nicht sehen lassen, dass sie sich Sorgen machte, und ihn auf die Idee bringen, dass es lustig wäre, mit Toby und Lydie zu spielen. Sie musste hoffen, dass er sie vergessen hatte oder sich zumindest nicht für ihre Anwesenheit interessierte.
Fast augenblicklich tauchte Anzu wieder in der Tür auf. Er hatte ein Schwert bei sich.
Sin hatte vergessen, dass sie wegen der Kinder Nicks Schwerter alle dort versteckt hatten.
Alan hatte nie genügend Gleichgewicht gehabt, um ein Schwert effektiv nutzen zu können, daher war es ebenso ungewohnt zu sehen, wie er mühelos eine Klinge schwang, wie seinen gleichmäÃigen neuen Gang zu beobachten. Das Schwert glänzte im düsteren Flur. Seine Spitze war auf Nicks Herz gerichtet.
»Komm schon«, verlangte Anzu leise.
Die Stahlspitze berührte den Stoff von Nicks T-Shirt so gerade eben. Ein Stoà mit dem Schwert und Nick würde Blut spucken.
Nick bewegte sich, nicht rückwärts, sondern zur Seite, zog sein Schwert und schwang es in einem engen, heftigen Kreis. Anzu konnte seine Klinge gerade noch heben, um der seinen zu begegnen, und der Klang von Stahl hallte durch die engen Räume.
Sin konnte Nicks Gesicht nicht sehen, der seinem Hieb nachsetzte und Anzus Klinge zurückdrängte. »Lass uns das drauÃen fortsetzen.«
Anzus Gesicht konnte sie allerdings sehen, und er blickte wild und hungrig um sich und strahlte über einen schrecklichen Triumph, obwohl Sin nicht wusste, was er gewonnen zu haben glaubte. Er wirbelte herum und stolzierte fast durch die Tür. Die Klinge baumelte achtlos in seiner Hand. Nick folgte ihm.
Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, sprang Sin in den Flur und hinüber zu Nicks Zimmer, wo sie fast die Klinke verfehlte und die Tür panisch mit dem Ellbogen aufstieÃ.
Lydie und Toby schliefen fest umschlungen auf dem Bett. Mae hatte dafür gesorgt, dass sie angezogen waren, und Sin hoffte, dass sie ihnen auch etwas zu essen gegeben hatte. Ob sie ihnen die Gesichter gewaschen hatte, konnte sie nicht erkennen, da sie beide schon wieder schmutzig und tränenverschmiert waren.
Sin tat es leid, sie aufzuwecken.
Da sie schliefen, konnte sie vielleicht nach drauÃen gehen und sehen, was vor sich ging? Nur für einen kurzen Augenblick?
Sie sollte es lieber nicht tun, dachte Sin, und wischte sich die feuchten Handflächen an ihrer Jeans ab. Aber Alan war da drin und versuchte, Zeit zu gewinnen, er musste hilflos zusehen. Was musste er wohl fühlen, da er fürchten musste, dass seine eigenen Hände sich gegen seinen Bruder wandten?
Sie wusste, dass es ein Fehler war, doch sie tat es dennoch. Leise, um die Kinder nicht zu wecken, schloss sie die Tür wieder, nahm ihre Schlüssel und lief nach drauÃen.
Die Dämonen duellierten sich auf dem Dachgarten. Sie umkreisten sich und schlugen zu, ihre Klingen blitzten im Licht der untergehenden Sonne im blendenden Schlagabtausch. Anzu tanzte um Nick herum, neckte ihn und schien ein Spiel daraus zu machen, während Nick antäuschte und auswich.
Nick war gut trainiert, aber Alan hatte dafür gesorgt, dass die Kräfte seines Bruders begrenzt waren. Sin vermutete, dass er nicht so mächtig war wie Anzu.
Sie lief den kalten, mit Draht abgeschirmten Gang entlang und die Stufen hinauf. Sie kniete sich auf die höchste Stufe, wo sie noch auÃer Sichtweite war, geduckt wie ein Läufer vor dem Start.
Dass Anzus Haar und Haut wie Gold schimmerten, konnte nicht nur am Licht der Sonne liegen. Selbst die Knochen in seinem Gesicht sahen anders aus. Er veränderte Alans Knochen, wie es ihm gefiel, und verlieh seinem Gesicht eine schreckliche, scharfkantige Schönheit.
Er schien wütend.
»Ich würde gerne wissen, was mit euch allen los ist«, zürnte er und versetzte Nick einen Schlag, der ihm den Kopf abgeschlagen hätte, hätte Nick ihn nicht pariert.
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