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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Widerstand.«
    Maes Stimme klang noch erstickter. »Oh Gott, Sin. Oh Gott.«
    Â»Du weißt, warum er das tut, nicht wahr?«, sagte Sin.
    Ihr manipulierender Lügner, ihr ewiger Ränkeschmied tat nichts ohne Grund. Er manipulierte seine eigene Besessenheit.
    Â»Er erkauft sich Zeit«, erklärte Sin. »Der Körper hält länger, wenn er keinen Widerstand leistet. Er erkauft uns Zeit, ihn zu retten. Er hat einen Plan.«
    Ihr wurde schwindelig bei dem Gedanken, ihn retten zu können. Es war ein Märchen, es war lächerlich, jeder wusste, dass Besessenheit ein Todesurteil war. Dass es noch schlimmer war als ein Todesurteil.
    Â»Sin«, warf Mae sanft ein, »wenn er einen Plan hat, dann kennt ihn Anzu bereits. Alans Pläne werden dieses Mal nicht funktionieren. Aus dieser Lage kann er sich nicht herauswinden.«
    Im Grunde genommen hatte sie es die ganze Zeit über gewusst. Als sie verstanden hatte, was Alan tat, hatte sie das für einen Augenblick geblendet. Der Gedanke, dass er immer noch irgendwo da drinnen war, hatte sie hoffen lassen.
    Doch es gab keine Hoffnung.
    Sin lehnte den Kopf an die Badezimmertür.
    Â»Ich weiß«, sagte sie. »Ich weiß.«
    Â»Den Plan müssen wir wohl selbst machen«, sagte Mae.

15
    Waffenbrüder
    G erade, als Mae ihren Satz beendete, klopfte es an der Tür.
    Â»Mae«, fragte Sin leise. »Bist du das an der Tür?«
    Obwohl die Dämonen sie nicht hören konnten, antwortete Mae genauso leise »Nein«, als sei Sins Furcht ansteckend.
    Sin unterbrach die Verbindung, presste das Telefon an die Stirn und zwang sich aufzustehen. Dann steckte sie das Handy weg, schloss die Tür auf und stieß sie so fest auf, dass sie an die Wand schlug, da sie sonst wahrscheinlich im Bad geblieben wäre und sich versteckt hätte.
    Einen Augenblick später wünschte sie, sie hätte es getan.
    Sie trat zwischen die besessenen Körper der Menschen, die sie liebte. Im Gang standen Anzu und Liannan. Liannans rotes, mit Asche durchsetztes Haar floss ihr über die Schultern, und sie lächelte strahlend und klar.
    Â»Merris?«, flüsterte Sin, denn es war noch nicht Nacht. Auch wenn es ein Tag in der Hölle war, war es dennoch noch immer Tag, und daher musste eigentlich Merris in diesem Körper sein.
    Und Merris antwortete. Aus der Asche begann sich in ihrem roten Haar Schwarz auszubreiten.
    Â»Thea«, sagte sie. Sie benutzte den Spitznamen des Koboldmarktes anstelle des ernsteren »Cynthia«, das sie sonst bevorzugte.
    Sin spürte, wie Hoffnung in ihrem Herzen aufkeimte, als könne sie sich wie ein Kind in Merris’ Arme werfen, in der Erwartung, gerettet zu werden. Als ob es so einfach sein könnte.
    Doch an Merris’ Händen glänzten merkwürdig scharfe Fingernägel und in ihrem Haar blitzte es immer noch rot. Ihr Gesicht wirkte seltsam wild.
    Â»Liannan?«, fragte Anzu unsicher.
    Â»Ich bin hier«, antwortete Liannan, und ihre Stimme änderte sich und wurde wieder tonlos und flach, ohne jede Menschlichkeit. »Aber eigentlich ist sie an der Reihe.«
    Â»Eigentlich?«, flüsterte Sin.
    Liannan lächelte. »Unsere Grenzen sind zur Zeit ein wenig verwischt.«
    Â»Wie abstoßend, dass du dich zu so etwas herablassen musst«, fand Anzu.
    Â»Ich weiß nicht recht«, entgegnete Liannan. »Das ganze Gekreische wird auf Dauer doch irgendwie lästig, findest du nicht auch?«
    Sin hätte nicht gedacht, dass sie von Liannan wegsehen könnte, aus Angst, einen Augenblick zu verpassen, wenn sie zu Merris wurde, doch wie unter Zwang musste sie Alan ansehen.
    Â»Nein, mir gefällt das«, erwiderte Anzu und verzog Alans Mund zu einem Lächeln. »Besonders im Augenblick.«
    Liannan ging an Sin vorbei, ließ ihr Haar hauchzart über ihre Schulter streifen und stellte sich neben Anzu, dem sie ihre Fingernägel über die Wange zog und bewusst vier blutige Linien dort hinterließ.
    Â»Ich glaube nicht, dass das eine besonders gute Idee war«, meinte sie. »Die Stadt brennt. Ich sehe, er nimmt es gut auf.«
    Die Blutspuren in Alans Gesicht bildeten ein Muster, als wolle der Dämon darauf Tic Tac Toe spielen. Doch dann fiel ein Schatten auf das Blut.
    Nick stand in der Küchentür, die Hände wie zur Blockade in den Türrahmen gestemmt.
    Drei Dämonen standen nahe genug bei ihr, um sie töten zu können, und die

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