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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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Kinder lagen nur eine Tür weiter.
    Â»Liannan, du bist hier nicht willkommen«, sagte Nick.
    Â»Aber die Stadt brennt«, wandte Liannan ein. »Es ist wunderschön. Ich weiß, dass du böse bist, weil Anzu dir dein Haustier gestohlen hat, aber zumindest sind wir jetzt alle wieder zusammen. Lass dich aufmuntern. Lass deine schlechte Laune an den Menschen aus. Wir könnten zum Tower gehen und wieder mit den Exekutionen anfangen.«
    Nick starrte sie ausdruckslos an. Liannan wandte sich von Anzu zu ihm und streckte die Hand aus. Er zuckte nicht zurück und sie berührte ihn nicht. Er wusste, sie würde es nicht tun. Sie gingen vertraut miteinander um, sie kannten sich schließlich schon lange.
    Â»Mir tut es auch leid«, sagte Liannan. »Alan war so niedlich. Aber jetzt ist er fort. Lass uns losgehen und dir einen neuen suchen.«
    Â»Warum gehst du nicht einfach«, fragte Nick. »Du langweilst mich.«
    Â»Wir könnten …«
    Â»Ich habe heute Nacht Kopfschmerzen, Liebling«, gab Nick gedehnt zurück. »Ich habe dich nicht hergebeten. Ich hätte dich im letzten Monat jederzeit aufspüren können, Liannan, aber ich habe es nicht getan. Verstehst du den Hinweis nicht? Ich will dich hier nicht haben.«
    Â»Ich will mit Merris sprechen«, sagte Sin in die Stille, die diesen Worten folgte.
    Die Dämonen sahen sie an, als seien sie ein wenig überrascht, dass sie überhaupt etwas zu sagen wagte. Anzu ging auf sie zu, und ein warnender, tierhafter Instinkt sagte Sin, dass sie in Gefahr war.
    Â»Nein«, befahl Merris. »Rühr sie nicht an!«
    Sie griff an Anzu vorbei und nahm Sin am Handgelenk. Trotz der tödlich scharfen Fingernägel ließ Sin es zu, dass Merris sie ins Wohnzimmer führte und die anderen im Gang stehen ließ.
    Merris setzte sich aufs Sofa und schlug graziös die Beine übereinander. Ihr ganzer Körper wirkte jünger, und Sin bemerkte, dass ihre Beine stark und muskulös waren. Tänzerbeine.
    Â»Was brauchst du, Thea?«, fragte Merris mit ihrer eigenen sanften Stimme. Wäre nicht alles andere gewesen, hätte diese Stimme Sin beruhigen können.
    Sin setzte sich auf den äußersten Rand des Sofas und öffnete die Fäuste.
    Â»Du bist verändert«, sagte sie leise.
    Â»Nun«, lächelte Merris geheimnisvoll und ohne das leiseste Missfallen. »Ich denke schon.«
    Â»Du bist lange nicht mehr auf dem Markt gewesen«, fuhr Sin fort. »Warst du im Haus des Mezentius?«
    Â»Zuerst ja«, erklärte Merris wegwerfend. »Ich habe einen Freund dorthin gebracht. Ich konnte meine Verantwortung nicht einfach aufgeben.«
    Einst waren ihre Hände stark gewesen, mit knotigen Handrücken, doch sie hatte sich damit immer graziös ausdrücken können. Jetzt waren sie glatt. Sin hatten Merris’ Hände zuvor besser gefallen. In ihnen war der Markt sicher gewesen. Sin war sicher gewesen in ihren Händen.
    Â»Was ist mit dem Markt? Willst du ihn einfach so Mae überlassen?«
    Â»Oh«, machte Merris. »Hat sie sich schon als die Bessere erwiesen?«
    Sie klang nicht überrascht und Sin biss die Zähne zusammen.
    Â»Nein, hat sie nicht. Man hat mich beim Markt hinausgeworfen, aber sie haben sie nicht zur Anführerin gewählt. Sie haben alle geglaubt, dass du zurückkommst. Ich will jetzt wissen, was los ist«, stieß sie hervor. »Ich dachte … du hast gesagt, dass Liannan dir zuflüstert und du müsstest sie zum Schweigen bringen, und jetzt lässt du sie sogar am Tag heraus!«
    Merris lächelte schwach. »Ich habe angefangen zurückzuflüstern. Wir haben uns gegenseitig zugeflüstert. Als ich jung war, war ich auch eine Tänzerin.«
    Sin nickte.
    Merris hob eine Augenbraue. »Oh, die Geschichten hast du gehört. Aber du hast mich nie tanzen gesehen. Ich war besser als deine Mutter je war, ich war besser, als du je sein wirst. Ich habe auf Koboldjahrmärkten auf der ganzen Welt getanzt. Die schönsten Lieder, die heute auf dem Jahrmarkt gespielt werden, wurden für mich geschrieben, Cynthia. Willst du wissen, warum ich so gut war?«
    Im Haus des Mezentius hatte Sin darüber nachgedacht, wie es wäre, nie wieder tanzen zu können. Sie hatte sich vorgestellt, dass sie verletzt werden könnte, aus der Welt, die sie kannte, herausgerissen wurde, und als sie unbeschadet entkam, war es ihr umso

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