Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
und verzweifelt versuchte, ihn zu beruhigen. Anzu konnte Tobys Schädel wie eine Eierschale zerquetschen und immer noch Lydies Leben einsetzen, um sich ihre Kooperation zu erkaufen.
    Sie musste die Kinder wegbringen, bevor er aufhörte, sie als geringfügiges Hindernis zu betrachten, und sie als Druckmittel einzusetzen begann.
    Â»Ich glaube wirklich, dass es am besten ist, wenn ich sie wegbringe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihr sie hier haben wollt.«
    Wieder berührte Anzu ihren Arm, und diesmal nicht nur leicht. Es war ihm egal, wie fest er sie packte oder ob er ihr wehtat.
    Â»Habe ich mich etwa unklar ausgedrückt? Du bleibst hier!«
    Sie hatte kaum eine Wahl, außer genau das zu tun, was sie sich selbst geschworen hatte, nie zu tun, nämlich um Hilfe zu bitten.
    Â»Okay«, erwiderte sie hoch erhobenen Hauptes und mit vollkommen ernster Stimme. »Ich werde nur die Kinder woanders hinbringen. Dann komme ich wieder, versprochen.«
    Sie ging los, ruhig und selbstsicher, und ließ nicht zu, dass ihre Selbstbeherrschung auch nur einen Augenblick nachließ. So strahlte sie die absolute Überzeugung aus, dass er ihr aus dem Weg gehen würde.
    Und das tat er auch. Er wich zurück, bis er an den Drahtzaun stieß und lehnte sich dagegen. In diesem Augenblick sah er mit seinen tiefschwarzen Augen aus wie ein Raubvogel, der aus seinem Gehege entkommen ist und darauf brennt, die Jagd wieder aufzunehmen.
    Â»Wohin gehen wir denn?«, wollte Lydie wissen, als sie in der U-Bahn saßen, in einem der alten Waggons, in denen es statt der einzelnen Sitze nur alte orangefarbene Bänke gab. Ihre Stimme klang ein wenig gedämpft, weil sie das Gesicht an Sins Arm barg.
    Es fiel Sin schwer, die Worte auszusprechen, weil es immer noch nicht wahr schien, dass sie das tat, das, was sie so lange vermieden hatte. Aber sie konnte es, und sie würde es tun, also sagte sie: »Ich bringe euch zu meinem Vater.«
    Â»Jonathan?«, fragte Lydie. Sin war überrascht, obwohl es nur logisch war, dass Lydie ihn kannte. Mama hatte viel von ihm erzählt, was Lydie und Toby immer gehasst hatten.
    Â»Ist er nett?«, wollte Lydie ein wenig ängstlich wissen.
    Â»Ja«, erklärte Sin bestimmt. »Ja, er ist sehr nett.«
    Lydie schien sich in Sins Seite bohren zu wollen.
    Â»Vielleicht sollte ich bei dir bleiben. Toby sollte natürlich zu deinem Vater gehen, weil er noch so klein ist. Aber ich kann dir vielleicht helfen.«
    Toby wandte den Kopf, als er seinen Namen hörte, und zupfte Lydie am Ärmel.
    Â»Vielen Dank für das Angebot, aber dann würde ich mich nur um dich sorgen und Dummheiten machen«, entgegnete Sin. »Du verstehst doch, was mit Alan passiert ist, oder?«
    Lydie nickte.
    Â»Ich will, dass ihr in Sicherheit seid«, flüsterte Sin, während der Zug in Brixton einlief.
    Es war ein langer Weg bis zum Haus und sie mussten sich unterwegs ein paar Mal an den Straßenrand setzen. Im Vorbeigehen betrachtete eine blonde Frau Sin schweigend mit einem vorwurfsvollen Blick und hielt sie offensichtlich für den schlechtesten Babysitter der Welt.
    Das alte Laub in Dads Straße war vom Regen nass und hatte sich in feste braune Klumpen verwandelt.
    Sin hielt Lydie fest an der Hand, damit sie nicht ausrutschte, als sie durch das Tor gingen und an die blau gestrichene Tür klopften. Um diese Uhrzeit würde Großmutter Tess wahrscheinlich die Nachrichten in der Zeitung lesen und Dad war in seinem Arbeitszimmer, vermutete Sin. Die Chancen, wer die Tür aufmachte, standen eins zu eins.
    Doch als die Tür aufging, standen beide vor ihnen. Großmutter Tess stand an der Treppe und Dad an der Tür.
    Sin stellte entsetzt fest, dass sie zitterte.
    Â»Thea, Liebes«, sagte Dad, »was ist denn los?«
    Â»Wessen Kinder sind das?«, fragte Großmutter Tess anklagend von der Treppe her. Sin hatte genug.
    Â»Es sind meine!«, rief sie und hielt dann erschrocken über sich selbst die Luft an. Sie war gekommen, um zu bitten und zu betteln, weil Tobys und Lydies Sicherheit davon abhing, und stattdessen begann sie schon an der Tür zu schreien, sodass alle Nachbarn sie hören konnten.
    Â»Es tut mir leid«, entschuldigte sie sich sofort und drückte Lydies Hand. »Es tut mir leid, dass ich geschrien habe. Aber es sind meine.«
    Dad sah Lydie an.
    Â»Es sind Stellas, nicht wahr?«, fragte er leise und ein wenig traurig.

Weitere Kostenlose Bücher