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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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gefangen waren, die in eine Ecke ihres eigenen Geistes verbannt wurden und schrien.
    Sie hatte stundenlang mit ihrer Mutter geredet, hatte versucht, sie zu trösten, obwohl sie wusste, dass ihre Mutter auf ihre Berührungen nie wieder reagieren konnte und ihr nie wieder antworten würde.
    Alan würde das ebenfalls durchmachen, all das, sogar noch langsamer, und vielleicht musste er mit ansehen, wie Menschen, die er geliebt hatte, durch seine eigenen Hände verletzt wurden.
    Sin warf einen Blick auf Anzu. Er setzte jetzt kaum Magie ein und sah fast wieder aus wie Alan. Sie konnte sein rotes Haar betrachten, das sich am Hemdkragen kräuselte, und die ernsten Linien seines Profils, und fast glauben, es sei Alan, der in Gedanken versunken am Fenster stand.
    Aber er war es nicht. Es würde nie wieder Alan sein.
    Noch bevor ihr klar war, was sie tat, war sie aufgestanden und ging leise zum Dämon am Fenster hinüber.
    Sie stellte sich neben ihn und dachte an Alan, der verzweifelt versuchte, noch ein wenig länger zu überleben, als ob sie und Mae ihn irgendwie retten könnten. Sie schloss die Augen und die untergehende Sonne ließ die Dunkelheit hinter ihren Lidern in Rot und Gold erstrahlen.
    Sin legte ihm die Hand in den Nacken und zog sanft seinen Kopf zu sich. Dann küsste sie ihn auf den Mund.
    Der Dämon ließ sie gewähren.
    Â»Ich bin hier«, hauchte Sin. Sie hatte das Gefühl, als sei Alan ihr in diesem Augenblick nahe, auch wenn es nicht so war. »Halte durch!«

16
    Sie müssen dich aufnehmen
    S ie erwachte, weil sie die Morgensonne in die Augen stach. Sie lag in einer Ecke des Sofas und versuchte vorsichtig den steifen Nacken zu lockern, streckte sich und stellte fest, dass sie eingeschlafen war, obwohl sich zwei Türen von Lydie und Toby entfernt ein Dämon befand.
    In einem plötzlichen Panikanfall raffte sie sich vom Sofa hoch und blickte einem Dämon in die Augen.
    Â»Anzu ist nicht hier«, erklärte Nick.
    Einen Moment lang schloss Sin zutiefst dankbar die Augen, dann ging sie zur Tür. Sie war lange genug dumm gewesen.
    Â»Was hast du vor?«
    Â»Ich bringe Lydie und Toby hier raus.«
    Â»Verstehe«, antwortete Nick. »Das ist nur konsequent. Alan kann dir jetzt ja nicht mehr nützlich sein.«
    Â»Wie meinst du das?«
    Wie sie selbst trug Nick noch die Kleidung vom Vortag und sah aus, als hätte er noch weniger geschlafen als sie, die wenigstens ein paar Stunden auf dem Sofa sitzend gedöst hatte, doch seine Stimme klang klar. »Na ja, ich weiß nicht recht. Du verachtest Alan ganz offensichtlich jahrelang, und als du plötzlich obdachlos wirst und keine Freunde mehr hast, entdeckst du plötzlich dein brennendes Verlangen, mit ihm zu gehen? Das ist doch sehr praktisch.«
    Â»Tut mir leid«, erwiderte Sin. »Bist du immer noch sauer, weil du dein Haustier verloren hast? Sag mir, glaubst du, dass du bald darüber hinweg sein wirst? Wie lange braucht man, bis man ein wirklich gutes Haustier ersetzt? War Alan so gut, dass du eine Woche wartest, bis du dir ein neues besorgst?«
    Nick trat auf sie zu, so groß und stark, dass das allein schon als Drohung ausreichte. Sin ballte eine Faust und hielt sie so, als wolle sie ihn in den Bauch boxen.
    Â»So habe ich ihn nie genannt.«
    Â»Und ich habe ihn nie eine Einnahmequelle genannt.«
    Â»Aber die offensichtlichen Umstände sprechen gegen dich.«
    Â»Und was ist mit dir, Nick?«, wollte Sin wissen. »Sprechen die offensichtlichen Umstände nicht auch gegen dich? Ich weiß, dass ihr nicht dieselben Gefühle habt wie Menschen. Ich weiß, dass ihr Menschen für lächerlich haltet, für Haustiere, für Spielzeuge. Du hast dich aufgeregt und dich duelliert, du hast dich geprügelt, das ist es, was Dämonen tun. Ihnen ist alles egal. Ich weiß nicht, was du für Alan empfindest. Und du weißt auch nicht, was ich empfunden habe, aber ich kann es dir sagen, und dabei spielt es keine Rolle, ob du mir glaubst oder nicht. Ich habe ihn geliebt, und obwohl er so gut wie tot ist, liebe ich ihn immer noch. Wenn es einen Weg gäbe, ihn zu retten, würde ich ihn gehen, wenn es irgendeinen Handel gäbe, würde ich ihn eingehen, aber es gibt nichts, was ich tun kann, und es bleibt auch wenig Zeit. Ich liebe auch Toby und Lydie, ich bin zuallererst für sie verantwortlich und muss sie aus der Gefahrenzone schaffen. Wenn Alan hier

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