Der Pakt
kümmern. »Habt ihr über Geralds kleine Botschaft gesprochen?«
Sin sah, wie Mae im Geiste alle Möglichkeiten zu einer Checkliste machte und abhakte. »Nein, aber ich glaube, dass Seb die Perle hat, und ich frage mich, warum er es noch nicht zugegeben hat. Er muss sie haben, denn von uns hat sie keiner. Wenn ich sie hätte, würde ich sie tragen und dazu nutzen, den Markt zu leiten.«
»Du scheinst dich ja auch so zur Anführerin gemacht zu haben«, bemerkte Sin.
»Na, ich habe sie jedenfalls nicht«, unterbrach Nick das entstehende Schweigen. »Und ich habe nicht das Gefühl, als hätte der Markt etwas derart Schlimmes verbrochen, um mich als Anführer zu bekommen, auch wenn mein Gesicht sich auf den Geldscheinen ausnehmend gut machen würde. Aber wenn Seb sie hat, bringe ich ihn dafür um. Und dann gebe ich Mae die Perle.«
Mae wandte sich kühl zu ihm um. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie mir selbst holen will!«
Nick wandte sich ab und Mae sah ihm einen Augenblick nach. »Dieser ganze Streit um die Perle«, stellte sie verärgert fest, »und es sieht so aus, als ob sie keine von uns bekommen wird.«
»Scheint so«, murmelte Sin. »Ich wollte sie sowieso nicht für mich. Ich wollte sie für Merris. Ich dachte, sie könnte ihr dabei helfen, sich gegen den Dämon zu behaupten.« Sie hielt inne. »Nicht dass ich nicht auch gewinnen wollte.«
»Ich wollte auch gewinnen.« Maes Hand fuhr zu ihrem Talisman und berührte das Mal daneben. »Und ich wollte die Perle auch für mich, damit ich mich gegen den Dämon behaupten kann.«
Sin holte tief Luft und schob den Neid beiseite.
»Es tut mir leid, dass Nick dir das angetan hat. Mich an deiner Stelle würde es krank machen. Als ich es gesehen habe, hätte ich ihn am liebsten umgebracht. Aber er hat gesagt, dass er es nicht wieder tun wird.«
»Ja«, seufzte Mae.
»Glaubst du ihm nicht?«
»Ich glaube ihm schon, er kann ja nicht lügen«, sagte Mae. »Es spielt nur keine Rolle. Ich will nicht, dass er sich zurückhält, mich zu kontrollieren, ich will, dass er es gar nicht kann. Wenn er mich einfach umdrehen kann, wenn er mich tun lassen kann, was er will, mich denken und fühlen lassen kann, was er will, selbst wenn er es nie wieder tut, wie kann ich dann bei ihm sein? Ganz zu schweigen â¦Â«
»Ganz zu schweigen von was?«, wollte Sin sanft wissen.
Mae reckte das Kinn vor. »Ich muss ihm etwas sagen«, sagte sie. Sie sah nicht Sin an, sondern die Wagen, die sie bauen lieÃ. »Etwas, was er wahrscheinlich nicht versteht. Aber ich will es ihm trotzdem sagen. Das kann ich nicht, wenn es so ist wie jetzt, aber ich dachte, wenn ich diese Perle habe ⦠dann könnte ich es vielleicht.« Mae versuchte zu lächeln, doch es gelang ihr nicht recht. »Ziemlich albern, nicht wahr?«
Sin, die auf Befehl wesentlich besser lächeln konnte als Mae, tat es auch. Ihr Lächeln lieà auch Mae strahlen, kurz nur, aber echt.
»Oh, das überrascht mich nicht wirklich. Du hast dich noch nie vor einer lächerlichen Herausforderung gedrückt. Was nicht heiÃen soll, dass es albern ist.«
»Danke«, sagte Mae und verzog das Gesicht. »Deine Unterstützung bedeutet mir viel.« Sie schob die Hände in die Jeanstaschen. »Du ⦠du scheinst nicht begeistert von meinen Plänen für den Markt.«
»Das bin ich auch nicht.«
»Merris ist heute zu mir gekommen«, erzählte Mae. »Sie hat gesagt, du hättest sie geschickt. Vielen Dank.«
Sin spürte, wie sich ihr einstudiertes Lächeln auflöste. »Es scheint nicht viel geholfen zu haben.«
»Hätte Merris nicht ihre Zustimmung gegeben und mich all das hier in Gang setzen lassen, wäre nichts davon geschehen«, verteidigte sich Mae. »Ich bin ⦠ich bin sozusagen verantwortlich, weil es sonst niemand sein will, aber sie hätten es mich nicht tun lassen, wenn Merris nicht mit ihnen gesprochen hätte. Das verdanke ich dir.«
»Ich bin begeistert.«
»Merris schien meine Ideen nicht für so schlecht zu halten«, wandte Mae vorsichtig ein.
»Ich bin nicht Merris, klar?«, gab Sin zurück, doch die Enttäuschung in Maes Gesicht lieà sie ein wenig nachgeben. »Aber ich möchte den Markt nicht verlassen.«
»Also«, meinte Mae immer noch misstrauisch, »wenn dir
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