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Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
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konnten.
    Sin sah Matthias, der neben einem frisch gestrichenen Wagen seine Flöte spielte. In der Luft um ihn herum schwebten kleine Objekte: Nägel, Scharniere und ein paar kleine Schraubenzieher.
    Sie entschuldigte sich bei Carl und ging zu ihm.
    Â»Hi«, sagte sie. »Hast du einen Augenblick Zeit?«
    Matthias ließ die Flöte sinken und ein Dutzend Nägel fiel herunter und blieb glitzernd im Gras liegen. »Eigentlich nicht.«
    Sin wies mit dem Kopf auf den Wagen. »Ziehst du auch hier ein?«
    Â»Oh ja«, antwortete Matthias. »Es gibt nichts in der Welt, was ich lieber will, als mit euch Missgeburten zusammen in diesem Chaos zu wohnen.«
    Â»Warum hilfst du uns dann?«
    Matthias hob die Flöte wieder an die Lippen, zögerte dann jedoch. »Wenn die Leute derartig verwirrt sind, dass sie bei euch wohnen wollen«, meinte er schließlich, »dann sollte man es ihnen erlauben.« Wieder hielt er inne und fügte dann hinzu: »Außerdem dachte ich, dass es unter dem neuen Regime möglich ist, meine Eltern zum nächsten Markt mitzunehmen.«
    Â»Deine was?«
    Â»Meine Eltern «, wiederholte Matthias gereizt.
    Sin hatte nie gedacht, dass Matthias Eltern hatte. Es war wohl logisch, schließlich hatten die meisten Leute so etwas, aber Matthias mochte Musik so viel mehr als Menschen, dass es sie kaum verwundert hätte, wenn sein Vater eine Flöte und seine Mutter ein Notenständer gewesen wäre.
    Sin betrachtete ihn nun mit anderen Augen und stellte fest, dass er trotz seiner Hagerkeit und der verlebten Gesichtszüge wahrscheinlich erst Anfang zwanzig war. Sie fragte sich, ob es auch junge Nekromanten gab.
    Â»Deine Eltern wären jederzeit willkommen gewesen«, sagte sie.
    Â»Ja klar«, antwortete Matthias. »Jeder, der Geld hat, ist willkommen. Und was schadet es schon, wenn sie einen Witz darüber hören, dass Rattenfänger auch Kinder stehlen?«
    Sin machte selbst keine Witze über Rattenfänger, weil es schließlich verrückt wäre, wenn eine Tänzerin ihre Musiker verärgert. Aber sie hatte sie gehört.
    Â»Stört dich das?«
    Â»Nur die Tatsache, dass sie dämlich sind«, gab Matthias zurück. »Was sollte ich auch mit einem Haufen Kindern? Mein Vermieter erlaubt keine Haustiere. Aber meine Eltern müssen so etwas ja nicht hören. Sie haben eine Menge aufgegeben für ihren Flöten spielenden Sohn. Als Kind habe ich ihnen aus Versehen ihre Stimmen gestohlen, und sie halten den Markt für einen Ort, an dem man … feiert. Sie müssen nicht hierher kommen und sehen, dass man mich verspottet.«
    Sin wählte ihre Worte sorgfältig, denn sie wusste nicht recht, wie sie auf sein Geständnis reagieren sollte, obwohl sie danach gefragt hatte. Er hatte eine wohlüberlegte Antwort verdient.
    Â»Glaubst du, dass es jetzt besser wird?«
    Â»Ich weiß nicht recht«, antwortete Matthias. »Aber der Markt hat gesprochen und meine Leute sind gekommen. Und ich werde für sie spielen. Ich würde es jedenfalls, wenn du aufhören würdest, mir dumme Fragen zu stellen.«
    Â»Nur noch eine«, versprach Sin. »Ich nehme an, du hast deine Meinung darüber, wer den Markt leiten sollte, geändert?«
    Â»Steht die Leitung denn noch zur Debatte?«, wollte Matthias wissen. »Wenn ja, lass es uns wissen. Eine Menge Leute sind daran interessiert.«
    Entschlossen hob er die Flöte wieder an den Mund und begann zu spielen. Sin machte den Mund auf, doch er hob eine Augenbraue um anzudeuten, dass er keine Fortsetzung ihres Gespräches wünschte, und die Nägel erhoben sich wieder aus dem Gras und hingen in der Luft wie winzige Sternchen.
    Sin wandte sich ab und sah Mae und Nick nebeneinander stehen. Sie wirkten ein wenig komisch zusammen, fand Sin, weil Nick so groß und düster aussah und Mae dagegen so klein wirkte mit ihrer grellen, albernen Haarfarbe.
    Sie sahen nicht aus, als würden sie ein lustiges Gespräch führen. Sin ging zu ihnen.
    Â»Ich werde es nie wieder tun«, hörte sie Nick sagen, als sie in Hörweite kam.
    Â»Da hast du verdammt recht«, erwiderte Mae, »denn ich schwöre, wenn du das noch einmal machst, finde ich einen Weg, dich umzubringen!«
    Â»Hi, Leute!«, machte sich Sin bemerkbar und versuchte so lässig auszusehen wie jemand, der viel zu beschäftigt ist, um sich um die Gespräche anderer zu

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