Der Pakt
verhandeln?«
»Das kommt darauf an«, gab Mae zurück. »Ich wüsste gerne, wofür ich die Perle eintauschen würde. Das, was ich angeblich so interessant finde.«
Gerald lächelte sie an, auch wenn sein Lächeln ein wenig angestrengt wirkte.
»Nun, die Sache ist die«, erklärte er, »wenn ich glauben würde, Nick hätte die Perle, hätte ich ihm einfach befohlen, sie mir zu geben. Ich habe geglaubt, es könnte Seb sein, der feige genug ist, um sich alles zu greifen, was ihm einen Vorteil verschaffen kann, aber ich habe Seb dasselbe Angebot gemacht, das ich auch dir unterbreiten will. Hätte er die Perle gehabt, hätte er es sicher angenommen.«
Er warf Seb einen geringschätzigen Blick zu, den dieser mit solch offenem Hass erwiderte, dass Sin erschrak. Kein Magier würde es überleben, seinem Anführer gegenüber solche Feindseligkeit an den Tag zu legen.
»Ich habe sie nicht«, stieà er hervor.
»Ich glaube dir, Sebastian«, erwiderte Gerald leichthin. »Ich glaube, Mae hat sie. Und Mae hat eine Schwäche.«
Gerald lächelte, doch schien er sich sein eigenes Lächeln am liebsten aus dem Gesicht reiÃen zu wollen.
»Jeder hat eine Schwäche«, fuhr er fort. »Entweder vernichtet man seinen eigenen Schwachpunkt oder er wird gegen einen eingesetzt. Ich denke, ich werde beides tun.«
Gerald drehte sich abrupt um, neigte den Kopf und machte eine rasche Geste.
Laura und ein weiterer Magier in dunkler Kleidung traten auseinander.
Am Fuà der Säule saà Jamie mit dem Rücken an den weiÃen Zaun darum gelehnt. Er war mit Ketten gefesselt.
Sin hatte gewusst, dass er dafür bezahlen musste, dass er Nick verteidigt hatte. Sie hatte sich nur nicht träumen lassen, wie teuer.
Einen Augenblick lang konnte Jamie Sin nicht einmal leidtun, dazu war sie viel zu überrascht.
Wenn Seb die Perle hätte, hätte er sie Gerald im Austausch für Jamies Leben gegeben, da war sie sich sicher.
Also wer in Gottes Namen hatte sie dann?
Sie wusste nur, dass sie es nicht war.
Nick packte Mae am Arm.
»Du hast es versprochen«, murmelte er so leise, dass nur Mae und Sin es hören konnten. »Du hast versprochen, mir den Vortritt zu lassen. Und ich habe dir versprochen, dass ich auf Jamie aufpasse. Lass mich es tun!«
Maes Körper war gespannt wie ein Bogen, gespannt in dem Verlangen, zu ihrem Bruder zu eilen, doch sie stieà zwischen den Zähnen hervor: »Gut.«
Nick trat vor. Sin beobachtete Jamie, seinen schmalen, gebeugten Rücken und den Ausdruck in seinem Gesicht. Er versuchte, tapfer zu sein, und plötzlich tat er ihr leid.
»Sag mir, Mae«, verlangte Gerald, »wo hast du die Perle versteckt?«
Mae sah Nick an, und Sin erinnerte sich mit unangenehmem Gefühl daran, dass Nick nicht lügen konnte.
»Du bringst ihn nicht um.« Nicks Stimme grollte noch tiefer als sonst aus seiner Brust hervor. Vielleicht war das seine Art, Unsicherheit zu zeigen.
Gerald hörte auf, mit dem Ring zu spielen.
»Dann sieh gut zu«, sagte er leise.
Offensichtlich waren auch einige der anderen Magier unsicher. Helen, die Jamies Mutter mit dem Schwert durchbohrt hatte, sah aus, als ob sie sich übergeben wollte.
Sin fragte sich, warum es ihnen etwas ausmachte. Sie hatte gesehen, wie die Magier ihr Heim in Brand gesteckt hatten, obwohl Kinder darin sein konnten, und ihr fiel plötzlich wieder ein, wie Helen sich Lydie gegenüber verhalten hatte.
Sie glaubten, Magier seien die einzigen wahren Menschen auf der Welt, und wollten nicht dabei zusehen, wie ihr Anführer einen der ihren tötete.
Gerald beging einen schweren Fehler. Er würde ihn bereuen.
Doch das würde Jamie nicht retten. Sin wagte nicht sich zu rühren und auch Nick stand wie zu Stein erstarrt.
Die weiÃe Steinsäule des Monuments mit ihrer lateinischen Inschrift ragte hinter Jamie auf wie der gröÃte Grabstein der Welt, vor dem er klein und hilflos wirkte. Sin bemerkte, dass nur einer seiner Arme gefesselt war, der andere war frei.
Zwischen seiner Haut und dem Ãrmel blitzte Metall hervor.
Die Magier hatten angenommen, dass Sin mit dem magischen Messer verschwunden war, der einzigen Waffe, die ihre Fesseln durchschnitten haben konnte. Sie hatten nicht gewusst, dass sie sie Jamie zurückgegeben hatte.
Ein Ablenkungsmanöver musste jetzt her!
Sin trat vor und warf das Haar über die
Weitere Kostenlose Bücher