Der Pakt
Moment elender fühlst als je zuvor in deinem Leben, und obwohl ich weiÃ, dass es nicht viel hilft, bin ich hier, nur für den Fall, dass es doch ein klein wenig hilft. Für dich. Ich dachte, das wolltest du auch.«
»Ich will«, begann Nick heftig, hielt dann aber inne. »Ich will dich nicht verletzen. Ich will dich ganz bestimmt nicht verletzen.«
»Das ist gut«, fand Mae beinahe sanft.
»Tatsächlich?«, fragte Nick. »Es ist anders als bei anderen Menschen, die ich wollte. Ich will dir nichts tun und gleichzeitig will ich es doch. Ich will immer alle verletzen. Ich habe es dir gesagt. Ich habe es auch so gemeint. Ich möchte die ganze Welt niederbrennen.«
Er meinte es tatsächlich so. Das düstere Versprechen in seiner Stimme lieà Sin zusammenzucken, doch sie konnte nicht wegsehen. Mae zuckte nicht.
»Du musst mich nicht verletzen. Ich kann einfach nur hier sein. Ich kann zu dir sprechen, oder wenn du das nicht willst, kann ich ein Buch lesen, und du kannst deine Waffen schärfen.« Sie hielt inne und da Nick nichts sagte, fuhr sie mit der gleichen, für sie sanften Stimme fort, die doch nicht ganz so sanft war: »Oder ich kann gehen.«
Mae wartete noch einen Augenblick. Dann nickte sie, verschob mit einer gewissen Endgültigkeit den Schulterriemen der Tasche und wandte sich ab.
»Nein«, brachte Nick mit einiger Anstrengung hervor. »Geh nicht.«
Mae wandte sich wieder zu ihm um und begann langsam zu lächeln. Es war ein fantastisches Lächeln, bei dem sich ihre Grübchen vertieften und ihre dunklen Augen warm wurden. Einen Moment lang verlieh es ihr eine Schönheit, die sie eigentlich nicht besaÃ.
Das war es, was Sin schlieÃlich dazu brachte, sich abzuwenden. Sie erinnerte sich daran, dass auch sie trotz allem so glücklich, so heftig, lächerlich glücklich gewesen war. Sie wollte Mae nicht hassen.
Sie ging in die Küche, schloss die Tür und machte sich eine Tasse Kaffee. Dann setzte sie sich an den Tisch und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was sie verloren hatte.
Sie hing im Halbschlaf über ihrer Kaffeetasse, als sie eine Berührung zwischen den Schulterblättern spürte und ganz plötzlich hellwach war. Panik trieb ihr das Adrenalin durch die Adern. Als hätte ein Prinz eine Prinzessin durch seine Berührung geweckt.
Und die Prinzessin muss feststellen, dass ihr Prinz ein Monster ist.
Unter dem Oberlicht stand Alan, und abgesehen von den schwarzen Augen war es Alan, nur einfach Alan, ohne die düstere Schönheit des Dämons, der seine Struktur veränderte.
Es war Alan, doch er war sehr verändert. Sein Mund war schmallippig und wirkte verzweifelt. Das blasse Morgenlicht, das durch das Oberlicht fiel, war hell und unbarmherzig und beleuchtete alle Spuren von Schmerzen.
In die roten Locken, durch die sie mit ihren Händen gefahren war, mischten sich graue Strähnen, und er sah unglaublich müde aus.
Sin sprang auf, blankes Entsetzen durchfuhr sie. Mit einer Hand hielt sie sich an der Stuhllehne fest, um sie nicht nach ihm auszustrecken, mit der anderen griff sie nach einem Messer.
Und dann â als zöge eine Wolke an der Sonne vorbei â stand plötzlich Anzu in seiner strahlenden, schrecklichen dämonischen Schönheit vor ihr.
»Ich habe nachgedacht«, verkündete Anzu.
Etwas in seiner Stimme lieà Sin aufhorchen, trotz des leuchtend goldenen Haares und der achtlos bedrohlichen Haltung. Sie erkannte, dass er nervös war. Offensichtlich war es nicht genug Spaà für einen Tag, Alan zu quälen.
Sie streckte die Hand nach dem zweiten Messer aus.
»Sie haben mich beide im Stich gelassen«, erzählte Anzu. »Hnikarr hat uns Körper versprochen, doch dann hat er seine Meinung geändert und das Versprechen zurückgezogen. Ich habe gedacht, ich räche mich, ich nehme ihm seinen Liebling weg, damit er wütend wird und schlieÃlich einlenkt und wieder so ist wie früher. Ich habe geglaubt, Liannan würde mir helfen. Aber sie ist mit ihrem Körper auf eine Art Erkundungsreise gegangen, und Hnikarr, er will ⦠nichts ist mehr so, wie ich es mir gewünscht habe.«
»Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen«, murmelte Sin in giftigem Tonfall. Er klang wie ein Kind, wie ein mörderisches Kind, das sich darüber wundert, dass es ihm nicht genügend Befriedigung verschafft hat, Fliegen die
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