Der Pakt
Schauer, der ihr über den Rücken lief, nichts zu sagen hatte, und wann er die Anwesenheit eines Dämonen verkündete.
Anzu saà dicht neben ihr. Er beobachtete sie ernst mit groÃen schwarzen Augen wie ein Kind, das nicht verstand, was sie da tat. Er streckte die Hand aus, um ihr Gesicht zu berühren, und als seine Finger feucht wurden von ihren Tränen, begann er zu lächeln, als bewundere er ihren Glanz im Mondlicht.
»Komm her«, befahl er.
Sin schüttelte dumpf den Kopf. Genau das taten Dämonen, sie kamen, wenn man schwach war, wenn man nichts mehr zu verlieren hatte und keinen Ausweg mehr aus dem Schmerz sah.
»Komm zu mir, so wie du es schon einmal getan hast«, verlangte Anzu sanft und lockend, dann legte er ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich.
Es war Alans Körper und wieder nicht Alans Körper, es war Alan, und es war sein Mörder. Sin wollte sich an ihn klammern und ihn umbringen. Letzten Endes weinte sie einfach nur, dachte an die Sonne auf der Wiese und Alans Lächeln, als er einen Schuss neben das Ziel gesetzt hatte, dachte an alles, was sie verloren hatte, was sie für immer verloren hatte.
»So ist es recht«, flüsterte Anzu. Seine dunkle, kalte Stimme jagte ihr einen weiteren Schauer über den Rücken, während er ihr mit Alans Händen übers Haar strich. »Du kannst so tun, als sei ich er.«
Als Sin erwachte, lag sie zusammengerollt und frierend im nassen Gras, während der Morgen mit gelben und blauen Fingerspitzen über den klaren grauen Himmel strich. Ãber ihr stand ein Dämon mit verschränkten Armen.
»Können wir zurückgehen?«, fragte Nick. »Jamie schläft. Mae will mit ihm allein sein.«
»Was ist mit Seb?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Ich meine, was macht er?«
»Ist mir völlig egal«, entgegnete Nick. »Wahrscheinlich beobachtet er Jamie ein wenig aus der Ferne. Ist so eine Art Hobby von ihm.« Er betrachtete Sin, die sich streckte, um nach der Nacht im Freien die Steifheit aus ihren Gliedern zu vertreiben, und verzog den Mund. »Du solltest lieber mitkommen. Anzu wird uns erwarten.«
Sie waren froh, in der feuchten U-Bahn-Station in einen klapprigen alten Waggon mit schäbigen Sitzen einsteigen zu können.
»Was denkst du?«, erkundigte sich Sin schlieÃlich.
»Anzu scheint ziemlich von dir eingenommen«, bemerkte Nick. Sin wünschte sich, seine Stimme klänge nicht nur entweder wütend oder tonlos. »Deshalb treibt er sich wohl noch hier herum. Und natürlich, um mich zu ärgern.«
»Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nicht besonders«, meinte Nick. »Er behandelt seine Lieblinge immer ziemlich gut. Viel besser, als ich es getan habe.«
Damit war dieses Gespräch definitiv zu Ende. Schweigend gingen sie in die Wohnung zurück, und Sin wartete, bis Nick seine Schlüssel gefunden hatte. Sie konnten von drinnen nichts hören, aber das bedeutete nicht, dass Anzu mit der den Dämonen eigenen unendlichen Geduld nicht schweigend im Dunkeln auf sie wartete.
Sie lauschte so angestrengt auf Anzus Schweigen, dass sie das leise Geräusch fast nicht wahrgenommen hätte. Doch ihr Instinkt rettete sie, und sie hatte die Messer in der Hand, noch bevor sie wirklich wusste, dass sie da waren. Nick, der die Tür aufgestoÃen hatte, zog sein Schwert einen Augenblick zu spät.
Die Magier hatten auf sie gewartet. Sin sprang zurück, weil Laura einen schwarzen Feuerblitz aus ihren Händen schleuderte. Er traf Nick, der stolperte und in die Knie ging. Sin duckte sich, sprang zu ihm hinüber und schob die Hand unter seinen Ellbogen, um ihm aufzuhelfen. In diesem Augenblick stürzte sich eine Krähe von der Decke herab auf ihre Augen, sodass sie sich von Nick wegdrehen musste, sie schleuderte ihr Messer wie eine Wurfaxt und nagelte den Vogel damit an den Türrahmen.
Die Illusion verblasste, und der Magier verwandelte sich von einem Vogel in einen Menschen, der auf der Schwelle zusammenbrach. Von zwei Seiten gleichzeitig kam schwarzes Feuer. Sin warf sich über die Leiche.
Dabei nahm sie ihr Messer wieder an sich. Als sie aufstand, sah sie, dass Nick gefallen war und an der Tür lehnte. Er sah auf einmal schlaff, jung und hilflos aus.
Sin entdeckte noch vier weitere Magier in der Wohnung. Sie hätte sich umdrehen und Nick zurücklassen sollen, aber Nick war Alans kleiner Bruder, der
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