Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pakt

Der Pakt

Titel: Der Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Rees Brennan
Vom Netzwerk:
dessen Rückenlehne eine gute Handbreit über ihre pinkfarbenen Haare ragte. Heute trug sie Zöpfe.
    Es war lächerlich, dass ein Touristenmädchen Sin so viele Schwierigkeiten machte. Das hier war Sins Platz.
    Â»Es ist keine gute Strategie, wenn wir uns ständig an die Kehle gehen«, fuhr Mae fort. »Wie du selbst gesagt hast, Merris, befinden wir uns im Krieg. Solche Stunts wie diese Kreaturen heute …«
    Â»Was?«, fuhr Sin auf und fasste nach dem Tisch. »Du hast so etwas Mae auf den Hals gehetzt? Sie kann nicht kämpfen, sie ist nur eine Touristin! Sie hätte dabei draufgehen können!«
    Â»Wenn sie einmal den Markt übernehmen will, muss sie wissen, wie man sich der Gefahr stellt«, erklärte Merris, und Sin lief es kalt den Rücken herunter, weil sie dachte, Merris wollte andeuten, dass sie eine Entscheidung getroffen hatte. »Sie ist ganz gut damit klargekommen.«
    Â»Ich habe das Ding mit einem Feuerlöscher angespritzt«, erzählte Mae, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein verlegenes Lächeln aus, das Grübchen auf ihre Wangen zauberte. »Als es langsamer wurde, habe ich damit zugeschlagen. Immer wieder. Es war der Triumph des Geistes und des Feuerlöschers über die Materie.«
    Sin musste sich ein Lächeln verkneifen. Doch als Merris weiter sprach, verging ihr jegliche Lust aufs Lächeln.
    Â»Natürlich hattet ihr beide Hilfe«, sagte sie aalglatt und zufrieden wie ein großes Tier, das sich nach einer guten Jagd und einem Festmahl zusammenrollt.
    Sin warf Mae einen fragenden Blick zu und bemerkte gereizt, dass diese sie ebenso ansah. Sie musste Touristen nicht antworten.
    Aber Merris musste sie antworten.
    Â»Alan Ryves war zufällig da und hat auf das Ding geschossen. Ich habe ihn nicht um Hilfe gebeten und ich habe sie auch nicht gebraucht.«
    Â»Nick hat herausgefunden, was los ist, und kam mir zu Hilfe«, erzählte Mae, und Sin erinnerte sich an Nicks plötzliches Verlangen, ebenfalls zur Krankenschwester zu gehen. »Ich habe auch keine Hilfe gebraucht. Aber das spielt keine Rolle. Der Punkt ist, dass wir all unsere Energie darauf konzentrieren müssen, die Magier aufzuhalten. Können wir diesen Wettkampf nicht erst einmal einstellen?«
    Â»Dieser Wettkampf wird euch beide stärken«, erklärte Merris. »Ich will, dass ihr euch gegenseitig zu Höchstleistungen anspornt. Ich will euch motivieren.«
    Â»Die Magier haben meine Mutter getötet«, stieß Mae hervor. »Ich bin motiviert. Ich brauche keine Ablenkungen!«
    Merris warf Sin einen Blick zu, als frage sie sie, ob sie ihre Autorität weiter in Frage stellen wolle. Sin fragte sich einen schrecklichen Augenblick lang, ob das vielleicht der letzte Test war, ob sie ihre Loyalität damit bekunden sollte, dass sie sich Merris’ Willen unterwarf. Sie hatte immer versucht, zu tun, was Merris verlangte, und sich immer bemüht, ihr zu gefallen.
    Man sah ja, wohin das geführt hatte.
    Sin schwieg.
    Merris sah zwischen Sin und Mae hindurch. Zuerst dachte Sin, sie würde die Distanz zwischen ihnen beiden bedauern, doch dann erkannte sie, dass Merris durch die offene Tür ihres Wagens sah.
    In den teerschwarzen Augen spiegelte sich nichts wider, doch Sin wusste so genau, als hätte sie darin die untergehende Sonne gesehen, dass die Nacht kam, und damit Liannan.
    Â»Ich glaube, ihr beide kennt Celeste Drake«, sagte Merris ruhig, als würde ihr nicht mit der Sonne die Macht über ihren Körper entgleiten.
    Celeste Drake war die Anführerin des Zirkels des Aventurin, des großen Londoner Zirkels, der sich mit dem Zirkel des Obsidian vereint hatte, gegen den der Jahrmarkt der Kobolde gerade gekämpft hatte. Sin glaubte nicht, dass sie Celeste Drake je würde vergessen können, wie sie mitten in der Schlacht auf einmal aufgetaucht war, als Sin gerade anfing zu glauben, dass sie tatsächlich gewinnen könnten. Celeste war klein und sehr blond, weiß gekleidet, und sie hatte ihren Sieg so beiläufig geschluckt wie eine Pflaume, auf die sie gerade Appetit hatte.
    Â»Ja«, sagte Mae misstrauisch. Sin nickte nur.
    Â»Habt ihr die schwarze Perle bemerkt, die sie trägt?«
    Â»Ja«, antwortete Mae, natürlich. Sin wollte Merris nicht anlügen, daher schwieg sie. Vielleicht hatte Celeste eine Kette getragen, die sich dunkel von ihrer bleichen Haut und Kleidung abhob. Sin hatte nicht darauf

Weitere Kostenlose Bücher